Selbstfahrende Auslieferungsfahrzeuge, die von Drohnen entladen werden oder ein Rohrleitungssystem, das Postsendungen zustellt – die möglichen Zukunftsszenarien für die letzte Meile klingen aus heutiger Sicht äußert futuristisch. Wie könnte sich das Supply Chain Management (SCM) bis zum Jahr 2040 verändern?
Megatrends im Lieferketten-Management
Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA haben zusammen mit Unternehmensberatern von Ginkgo Management Consulting in einer Studie genau diese Frage untersucht. Das Forscherteam um Martina Schiffer hat dafür rund 160 Personen entlang der gesamten Wertschöpfungskette befragt und die Erkenntnisse anschließend in zehn Experteninterviews vertieft.
Ausgemacht wurden neben Urbanisierung und Digitalisierung vor allem acht weitere Megatrends, die das SCM beeinflussen könnten: Personalisierte Produkte, demographischer Wandel, Globalisierung, die wachsende Nachfrage nach umweltschonenden und fair gehandelten Produkten, Veränderungen bei der Mobilität, die Sorgen um die Datensicherheit, der wachsende Dienstleistungssektor sowie der Wandel hin zu Wissenskultur und Informationsgesellschaft.
Autonom und umweltschonend
Die Auswirkungen dieser Trends seien laut den Studienautoren, dass SCM weitgehend autonom abläuft, indem Fahrzeuge und Maschinen sich in Häfen, Güterbahnhöfen und Postverteilzentren selbst be- und entladen sowie die Zustellung übernehmen. Sensoren und selbstlernende Algorithmen könnten voraussagen, wann welches Verschleißteil auszufallen droht und rechtzeitig Ersatz beschaffen. Der Mensch müsse diese Prozesse lediglich planen und überwachen.
Außerdem würde das SCM die Umwelt schonen, da sich einerseits alternative Antriebe durchsetzen werden und die Verbraucher andererseits ausrangierte Produkte zurück an den Hersteller schicken, sodass dieser sie recyceln und neu verwerten kann.
Schnelllebiger und flexibler
Das SCM wird nach Ansicht der Experten zudem schnelllebiger, da Unternehmen innerhalb kürzerer Zeit zu bedeutenden Playern heranwachsen, aber auch schneller wieder vom Markt verschwinden. Dies bedingt teilweise auch die prognostizierte, höhere Flexibilität: Unvorhergesehene Ereignisse wie Pandemien, Kriege oder Naturkatastrophen wären somit weniger problematisch für die Lieferkette.
Diese würde zudem auch keine Kette mehr sein, sondern sich am ehesten als Netz beschreiben lassen. Die Zeit der starren Wertschöpfungsketten vom Rohstoff bis zum Endprodukt sei im Jahr 2040 endgültig vorbei, so die Forscher. Die Konklusion: eine vollständig digitale Smart Supply Chain.