In der Marketingwelt ist alles so einfach. Schaut man sich die Lynk & Co-Homepage an, prangt da gleich ein richtig griffiger Satz. "A new way to car", auf Deutsch in etwa: "Autos neu gedacht". Okay, das hören wir nicht zum ersten Mal. Beinahe jeder Neuwagen wird von seinen Machern mit ähnlichen Wortschöpfungen angepriesen. Damit nicht genug, die Macher um den ehemaligen GM-Manager Alain Visser versprechen sogar eine "stressfreie und leicht zugängliche Mobilität". Soweit so gut. Die Idee hinter Lynk & Co ist das Teilen von Autos. Ebenfalls nichts Neues, wer durch die Straßen einer deutschen Großstadt läuft, sieht fast an jeder Ecke Pkw mit auffälligen Aufklebern, die man für ein gewisses Entgelt nutzen kann. Doch noch trägt dieses Geschäftsmodell nicht allzu große Früchte. Mercedes und BMW haben ihre Car-Sharing-Ableger zusammengepackt, um endlich vernünftiges Geld zu verdienen.

Lynk & Co will einen etwas anderen Weg gehen. Entweder kauft man Autos wie den Lynk & Co 01 für 42.000 Euro oder man schließt ein Abo für 500 Euro im Monat ab, das monatlich kündbar ist. Enthalten sind 1.250 Kilometer sowie die Wartung und die Versicherung. Wer mehr als die Gratis-Kilometer fährt, zahlt pro Kilometer 0,15 Cent, fährt man weniger, werden die Bonus-Meter auf den nächsten Monat übertragen. Der Kniff des Lynk & Co-Modells ist, dass man das Auto eigenmächtig mit anderen Personen teilen kann und sich dadurch die Kosten spart. Für Firmen und Studenten-WGs durchaus eine Überlegung wert. In Deutschland gibt es schon eine Warteliste.

Aber die cleverste Geschäftsidee hilft nichts, wenn die Kunden nach einem Monat wieder aus dem Auto springen. Also schauen wir uns mal an, wie sich der Lynk & Co schlägt. Optisch ist der 4,54 Meter lange Crossover schon mal sicher kein Außenseiter und beim Anblick des Interieurs mit dem 12,7 Zoll großen Touchscreen sowie dem 12,3-Zoll-Instrumenten-Monitor bekommt man auch keine Panikattacke - ganz im Gegenteil. Alles zwar etwas flippig auf modern getrimmt, aber durchaus ansehnlich, inklusive einiger Volvo-Bedienelemente wie der kleine Knüppel des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes oder diverse Knöpfe in den Türen. Schließlich ist Lynk & Co ebenfalls eine Tochtermarke des chinesischen Autobauers Geely und damit eine Volvo-Schwester.

Viele Assistenten für den Lynk & Co 01

Das Infotainment ist etwas verspielt und eher auf den asiatischen Geschmack zugeschnitten. Die Bedienung ist nicht immer selbsterklärend, was grundsätzlich kein allzu großes Problem ist, weil man sich ohnehin in die Handhabung seines Fahrzeugs einarbeitet. Bei einem Abo-Auto, das verschiedene Menschen nutzen, kann es schon etwas nerven, wenn man erst eine Weile suchen muss, um eine Funktion zu finden. Immerhin kann das Smartphone per Apple CarPlay und Android Auto drahtlos verbunden werden. Eine klasse Idee ist der Feedback-Knopf im Dachhimmel. Da können die Fahrer Verbesserungsvorschläge machen, die dann gesammelt und gegebenenfalls umgesetzt werden. Da sollten sich mal die deutschen Autobauer ein Beispiel nehmen.

Auch bei den Assistenten bietet das China-SUV einiges: unter anderem einen adaptiven Tempomaten, einen Stau-Assistenten, Querverkehrs-Warner hinten, einen Spurhalte-Assistenten und einen Toter-Winkelwarner. Die Fischaugen-Perspektive der Rückfahrkamera ist etwas gewöhnungsbedürftig, zumal die Kopfstützen der Rückbank den Blick nach hinten einschränken. Die Sitze sind in Ordnung, bieten einigermaßen Seitenhalt, nur die Beinauflage könnte etwas länger sein und der Komfort etwas größer. Die Längsverstellung der Lenkradsäule könnte etwas ausgeprägter sein, aber auch so findet man schnell eine vernünftige Sitzposition. Platz ist kein Thema, auch in der zweiten Reihe kann man es sich bequem machen. Legt man die Lehnen der Rückbank um, entsteht eine ebene Ladefläche und das Kofferraumvolumen wächst von 466 auf 1.213 Liter - nicht übermäßig, aber genug.

Der Lynk & Co 01 teilt sich die CMA-Plattform (Compact Modular Architecture) mit dem Volvo XC40 und profitiert von diesen Synergieeffekten. In der Stadt gibt die Kombination aus 132 kW/180-PS-Dreizylinder-Benziner und 60 kW/82-PS-Elektromotor dank der Systemleistung von 192 kW / 261 PS und dem maximalen Drehmoment von 425 Newtonmetern keine große Blöße. Allerdings könnte das straff abgestimmte Fahrwerk etwas harmonischer agieren und wenn man alles aus dem Antriebsstrang herauskitzelt, bekommen die Antriebsräder schon mal Traktionsprobleme. Die Bremse fühlt sich synthetisch an und lässt sich erst nach einer kurzen Eingewöhnungszeit vernünftig dosieren.

Vernünftige elektrische Reichweite

Drei Fahrmodi stehen zur Auswahl: Hybrid, Pure (rein elektrisch) oder Power, wo sich sofort der etwas knurrige Dreizylinder zu Wort meldet. Ein reinrassiger Sportler ist der 1.879 Kilogramm schwere PHEV-Crossover logischerweise nicht, aber mit einer Sprintzeit von 8,0 Sekunden von null auf 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h gut dabei. Die 17,6-Kilowattstunden-Batterie (14,1 kWh netto) soll den Lynk & Co 01 gemäß dem WLTP-Zyklus 69 Kilometer weit tragen, ist man nur in der Stadt unterwegs, sollen es sogar 81 km sein. Bei uns zeigte der Bordcomputer bei Fahrtantritt eine Reichweite 77 km an. Lynk & Co gibt denn Verbrauch mit 1,2 l/100 km an, hier spuckte die Elektronik einen Wert von 4,0 l/100 km aus.

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