Porsche Panamera Sport Turismo

Auf dem Walk of Fame, dem Sunset Boulevard und in Beverly Hills wollen die Schwaben die Reaktionen auf das Konzept testen und auch davon abhängig machen, ob und wie die Panamera-Variante in Serie geht. „Denn entschieden ist noch nichts“, sagt Designer Mitja Borkert, der aber keinen Zweifel an seiner Motivation lässt. „Wenn es nach dem Projektteam ginge, würden wir den Sport Turismo lieber heute als morgen bauen“, sagt der junge Leiter des Advanced Designs, der nebenbei auch den kleinen Geländewagen Macan gezeichnet hat. „Morgen“ wird es vielleicht noch nichts. Aber die Chancen für „übermorgen“ stehen nicht schlecht. Denn erstens hat Porsche in den letzten Jahren noch keine Studie enthüllt, die nicht in Serie gegangen ist. Zweitens sagt Techniker Robert Hähle, dass sie bei grünem Licht des Vorstandes wohl noch drei, vier Jahre für die Entwicklung bräuchten. Was für ein Zufall, dass genau dann auch die zweite Generation des Panamera fertig werden dürfte. Und drittens sind sie zumindest in Hollywood alle begeistert von dem sportlichen Lifestyle-Laster, obwohl die Karosserieform eines Kombis die Amerikaner ansonsten ziemlich kalt lässt. Wo der Wagen auftaucht, zücken die Passanten deshalb die Fotohandys. Bei jedem Stopp am Straßenrand bilden sich Menschentrauben um die Studie, und immer wieder muss Prototypenbauer Behr den Leuten erklären, was es mit dem Auto auf sich hat. Als hätte er ihn selbst gezeichnet, weist er sie deshalb mittlerweile routiniert auf das nachgeschärfte Design und die knackigeren Proportionen hin. Nicht umsonst hat Designer Borkert das Dach zwei Zentimeter flacher gezogen, die Überhänge um drei Zentimeter gekürzt und dafür die Backen jeweils drei Zentimeter dicker aufgeblasen. Dazu gibt’s stärker ausgearbeitete Konturen, glattere Flächen, klarere Linien – so sieht der Panamera aus, als komme er gerade frisch vom Bodybuilding: Mit mehr Muskeln an den richtigen und weniger Speck an den falschen Stellen.

Und natürlich lässt Behr die Porsche-Fans auch in den futuristischen Innenraum schauen. Auf den ersten Blick sieht der fast so aus, wie bei jedem anderen Panamera. Nur dass die vier Einzelsitze etwas sportlicher ausgeformt sind, die Materialien edler wirken und der Kontrast aus rotem Leder und blankem Metall stärker ausfällt. Auf dem Mitteltunnel prangt ein Touchscreen, groß und bunt wie ein iPad, und hinter dem Lenkrad gibt es nur noch einen riesigen Bildschirm. Der zeigt jetzt auch die Videos der beiden Kameras in den seitlichen Kiemen, mit denen Porsche die Außenspiegel überflüssig macht. Die Grafik für die Navigation ist ein wenig bunter geworden und der Bordcomputer wird zum Multi-Media-Star. Doch sonst ist alles wie immer bei Porsche: Nach wie vor dominiert ein riesiger Drehzahlmesser die Anzeige, und selbst das Zündschloss sitzt noch links. Nur dass man seinen Wagen jetzt halt mit dem Fingerabdruck bootet, statt ihn mit dem Schlüssel zu starten. Was dann passiert, ist für die Passanten am Sunset Boulevard allerdings eine Überraschung. Hier, wo die Dichte an Supersportwagen größer ist als überall sonst auf der Welt und man selbst beim Aufbrüllen eines Bugatti Veyron kaum mehr den Kopf dreht, fährt der Panamera los wie in einem Stummfilm. Erst wenn man das Gaspedal voll durchtritt oder in den Sportmodus wechselt, brüllt dreckig und laut der bekannte V6-Benziner auf, der in der Studie zum ersten Mal so wütend klingt, wie man es von einem bei einem Porsche erwartet.Dass der Panamera ansonsten so leise bleibt, liegt an seinem starken E-Motor und dem deutlich größeren Akku. Denn die Studie ist auch ein Vorbote des Plug-In-Hybrids, für den Porsche den bisherigen Doppelherz-Antrieb des Luxusliners ordentlich aufgerüstet hat. Der Elektromotor leistet jetzt 95 statt 47 PS und der Akku ist mit seinen 9,4 kWh rund fünfmal größer als im konventionellen Panamera Hybrid und obendrein aus Lithium-Ionen-Zellen gefertigt. Damit kann die Studie schneller, länger und weiter elektrisch fahren: Bis zu 130 km/h und mehr als 30 Kilometer sind machbar, versprechen die Ingenieure. Und wenn beide Motoren im Team arbeiten und mit ihrer Systemleistung von 305 kW/416 PS zupacken, klingt der Sport Turismo nicht nur wie ein Porsche, er fährt auch so: den Sprint von 0 auf 100 km/h schafft er in weniger als sechs Sekunden, und 250 Sachen sollten nicht mehr als eine Formalie für ihn sein. Ganz und gar nicht Porsche-typisch ist der Verbrauch: Zumindest auf dem Papier liegt der Panamera mit 3,5 Litern auf dem Niveau eines Polos. Nicht schlecht, für ein Dickschiff von fast fünf Metern und mehr als zwei Tonnen. Das weiß auch Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz und wird bei der Technik deshalb viel konkreter als beim Design. Zu den Aussichten der Studie selbst sagt Hatz nichts, verspricht aber den Plug-In-Antrieb schon für das nächste Jahr. sp-x/bb Foto: Porsche

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