Zwischen ADAS und Produktion

Das hat Valeo mit künstlicher Intelligenz vor

Veröffentlicht Geändert
Safer mobility: Valeo Move Predict.ai
Valeo will mithilfe von KI die Entwicklung unter anderem beim autonomen Fahren beschleunigen

Valeo will KI vom Buzzword zum Effizienztreiber machen – in Fahrzeugentwicklung und Produktion. Vernetzte Werke, generative KI und eine globale Schulungsinitiative sollen die Technologie auf die Straße und in die Fabrik bringen.

Für Valeo soll künstliche Intelligenz von euphorischer Zukunftsmusik zum entscheidenden Hebel in der Technologieentwicklung werden. Der französische Automobilzulieferer habe bereits vor über 22 Jahren mit der Nutzung und entsprechenden Forschung von KI begonnen, betont Christophe Le Ligné, Valeo Group R&D Vice President in einem Presse-Webinar.

Durch KI in Produktionsprozessen und bei der Softwareentwicklung sowie den ergänzenden Einsatz von generativer KI, maschinellem Lernen und fortschrittlichen Datenanalyse-Technologien wolle das Unternehmen seine Innovationskraft und Effizienz auch weiterhin in vielen Bereichen vorantreiben. “Im Blick nach vorne ist klar, dass die Zukunft der Automobiltechnologie eng mit KI verbunden ist. Künftig wird es kein Fahrzeug mehr geben, in das keine KI integriert ist oder das nicht mit Hilfe von KI entwickelt und hergestellt wurde", ist sich Le Ligné sicher.

KI-Knowhow soll Wettbewerbsvorteil werden

Die In-House-Initiative AI4ALL soll dafür sorgen, dass möglichst viele der weltweiten knapp 113.000 Beschäftigten bei Valeo in Sachen KI bestmöglich qualifiziert werden und so die Wettbewerbsfähigkeit des Zulieferers sichern. Bereits 6.000 Entwickler habe man im Rahmen dieses Transformationsprogrammes bereits weiterbilden können, wie der Entscheider berichtet. Zusätzlich verfügt das Unternehmen über ein eigenes Valeo.ai Research Center, das 2017 in Paris gegründet wurde und auf die Erforschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz im Automobilbereich spezialisiert ist.

Das Zentrum versteht sich als Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und industrieller Anwendung und spiele eine zentrale Rolle in Valeos Strategie, KI als Kerntechnologie für zukünftige Mobilitätslösungen zu nutzen. Mit einem Fokus auf Themen wie Computer Vision, maschinellem Lernen und multimodalem Verständnis habe man es sich hier zum Ziel gemacht, KI-Lösungen zu entwickeln, die insbesondere in komplexen Verkehrssituationen zur sicheren und zuverlässigen Funktion autonomer Fahrzeuge beitragen. Darüber hinaus ist Valeo Mitglied der europäischen Initiative Confidence.ai und setzt sich aktiv für eine offene, vertrauenswürdige Dateninfrastruktur ein.

KI und autonomes Fahren gehen Hand in Hand

„Wir sind längst über das Einparken mit einer Rückfahrkamera hinausgegangen und haben fortschrittlichere Fahrsituationen entwickelt", so Clément Nouvel, Valeo Brain Lidar CTO & Driving Automation Market Strategy and Product Communication Director. „Wir haben wichtige neue Funktionen wie automatische Notbremsung, automatisches Einparken, adaptive Geschwindigkeitsregelung und Spurhaltung entwickelt, die alle durch KI unterstützt werden. Neueste KI-Technologien können aus einer Vielzahl komplexer Szenarien lernen und so die Leistungsfähigkeit unserer Systeme und ihre Fähigkeit, in komplexen Umgebungen sicher zu agieren, exponentiell steigern."

Künstliche Intelligenz und insbesondere neuronale Netze werden laut den Valeo-Experten auch bei der Weiterentwicklung von intelligenten Assistenzsystemen hin zu vollautonomen Fahrzeugen in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Sie seien unverzichtbar, um Verkehrssituationen zu verstehen sowie vorherzusagen und auf dieser Basis über das Verhalten autonomer Fahrzeuge zu entscheiden. „Was früher in erster Linie eine Wahrnehmungsherausforderung war, hat sich heute zu einer Vorhersage-Herausforderung entwickelt, die durch die Fähigkeit der KI zur Generalisierung und Antizipation vorangetrieben wird. In diesem Zusammenhang spielt die Datenerfassung eine Schlüsselrolle, da sie die Leistung der KI vorantreibt", erklärt Nouvel.

Valeo vernetzt Werke für smarte KI-Analysen

Neben dem Einsatz in Fahrzeugen optimiert der Zulieferer auch seine Produktionsanlagen mit KI-Technologien. "Unsere erste industrielle Anwendung von KI war die Qualitätskontrolle mit fortschrittlicher Bildverarbeitung. Dadurch konnte die Anzahl der Klassifizierungsfehler im Vergleich zur menschlichen Inspektion um das Zehnfache reduziert werden", erinnert sich Cedric Merlin, Director des AI4ALL-Programms bei Valeo.

In erster Linie werde künstliche Intelligenz im Produktionsumfeld eingesetzt, um kritische Prozessparameter zu analysieren, die die Ausschussrate beeinflussen. Valeo nutzt die Technologie jedoch auch für die vorausschauende Wartung in seinen Fabriken, um Engpässe frühzeitig zu erkennen, Wartungsprozesse zu automatisieren und die Effizienz der Produktionsprozesse zu verbessern. Zudem sind alle Fabriken des französischen Automobilzulieferers durch einheitliche IT-Systeme miteinander vernetzt, die eine noch bessere Datenbasis für KI-gestützte Analysen liefern sollen.

Dieses Netzwerk und insbesondere generative KI eröffnen den Mitarbeitern von Valeo neue Möglichkeiten, indem Effizienz sowie Geschwindigkeit der Prozesse erhöht werden, während gleichzeitig Freiraum für Tätigkeiten mit größerem Mehrwert geschaffen werde, so der Zulieferer. Sich wiederholende Aufgaben werden beispielsweise reduziert und bestehende Aufgabenprofile transformiert.

Ein besonderer Schwerpunkt im Rahmen der KI-Use-Cases sei der Bereich der Softwareentwicklung. Hier hat sich Valeo ehrgeizige Ziele gesetzt: Das Unternehmen verfügt über ein Team von 200 KI-Experten, das intensiv an der Weiterentwicklung von KI-Technologien arbeitet. Um die Softwareentwicklung weiter zu optimieren, setzt Valeo auf Google Cloud-Lösungen.

Gemini Code Assistant ist beispielsweise in die verwendeten Entwickler-Toolkits integriert und hilft, Code effizienter zu schreiben, zu optimieren und zu testen. Durch den Einsatz von KI-basierten Entwicklungs- und Testumgebungen will Valeo seine Software-Engineering-Prozesse effizienter gestalten und kontinuierlich verbessern. Die 9.000 Software- und Systemingenieure des Konzerns wurden ebenfalls speziell für die Nutzung dieser Technologien geschult.