
Mit einem flexiblen Mobilitätsbudget könnte Corporate Mobility in Zukunft flexibler und nachhaltiger gestaltet werden. (Bild: Adobe Stock / stockbusters)
Corporate Mobility Conference - CMxC

Flexibilisierung der Mobilitätsangebote, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind fundamental für die Leistungsbewertung ihrer Unternehmen auf Basis der ESG-Kriterien. Die Corporate Mobility Conference in München greift daher wichtige Themen auf: Unter anderem regt sie den Austausch zu aktuellen Trends und Herausforderungen (u.a. im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Berichtspflicht sowie der CO2-Berichtspflicht) im Bereich des Fuhrparkmanagements und der Unternehmensmobilität an. Wir bauen mit dieser Veranstaltung ein Expertennetzwerk aus Fuhrpark- und Mobilitätsmanager:innen und Partnern auf, die mit innovativen, datengetriebenen Lösungen eine effiziente, kostenoptimale und nachhaltige Gestaltung des Fuhrparks und der Mobilitätsangebote für Mitarbeiter:innen ermöglichen.
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Der Arbeitsweg – ob mit Auto, ÖPNV oder E-Bike – ist mehr als ein reiner Transfer von A nach B. Er ist ein Spiegel dafür, wie unsere Arbeitswelt organisiert ist. Und er ist ein Feld, in dem sich zeigt, wie ernst es Unternehmen mit Nachhaltigkeit und Mitarbeiterorientierung meinen. Wie sehr sich hier etwas verändern muss – und auch kann –, zeigt die neue Studie „Berufliche Mobilität neu gestalten“ des Future Mobility Lab der Universität St. Gallen, einem Forschungsverbund, der durch Studien und Praxisprojekte aktiv zur Mobilitätswende beitragen will. Die Erhebung basiert auf einer Kombination aus über 3.000 befragten Beschäftigten, rund 1.000 Arbeitgebern in Deutschland und der Schweiz sowie acht intensiv begleiteten Fallstudien.
Der Befund: Berufliche Mobilität ist ein unterschätzter Hebel für ökologische und kulturelle Transformation. Oder wie Philipp Scharfenberger, Vize-Direktor des Instituts für Mobilität an der Universität St. Gallen es auf der Corporate Mobility Conference 2025 in München formulierte: „Wir wollen zusammen erforschen – aber dann auch Lösungen wirklich im Feld implementieren – wie man diese persönlichen Entscheidungen zu einer zukunftsorientierten, oder um es noch etwas konkreter zu sagen, zu einer multimodaleren Mobilität beeinflussen kann.“
Betriebliche Mobilität braucht neue Impulse
Mobilität zählt, wie auch Co-Autorin Luisa Stöhr berichtet, zu den wichtigsten betrieblichen Zusatzleistungen: Für die Beschäftigten stehen Mobilitätsangebote direkt hinter zusätzlichen Urlaubstagen an zweiter Stelle auf der Benefit-Liste. Trotzdem ist der klassische Dienstwagen weiterhin die dominierende Leistung. Bei 81 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland wird ein kostenfreier Parkplatz angeboten, der oft nicht einmal steuerlich erfasst wird. Auch die reine Dienstwagenvergabe bleibt die häufigste Praxis.
Die Studie zeigt aber: Die Bereitschaft zur Transformation ist hoch. 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland und 64 Prozent in der Schweiz befinden sich aktuell in Veränderungsprozessen – viele davon mit Fokus auf die Elektrifizierung der Flotte und die Förderung alternativer Angebote. Allerdings zeige sich auch ein Spannungsfeld. „Arbeitgeber nehmen einen Zielkonflikt wahr“, so Stöhr. „Sie haben das Gefühl, wenn sie Maßnahmen implementieren, die sehr stark auf ökologische Nachhaltigkeit zielen, dass sie dann vielleicht Einbußen haben beim Thema Zufriedenheit.“ Dieses Dilemma erschwere viele Entscheidungen – zumal sich Arbeitgeber häufig auch nicht in der Rolle sehen, das Verhalten der Mitarbeitenden zu steuern.
Dazu kommt: Viele Unternehmen haben keine ausreichende Transparenz über die tatsächlichen Wege ihrer Mitarbeitenden. Laut Studie haben 58 Prozent keine valide Datengrundlage, auf der sie Maßnahmen aufbauen könnten. Dabei gibt es längst Orientierung. Die Studie benennt fünf Handlungsfelder für die Transformation beruflicher Mobilität:
Fünf Lösungsfelder für die Mobilitätswende:
Multimodale Angebote: Vom allein genutzten Dienstwagen zu einer flexiblen Kombination von Verkehrsmitteln
Mobilitätsbudgets und Anreizsysteme: Integration von Parkraum und steuerlicher Gestaltung in individuelle Budgets
Reiserichtlinien & Meetingkultur: Anpassung von Arbeitsweisen als Mobilitätshebel
Datenbasierte Steuerung: Nutzung von Mobilitätsdaten zur Weiterentwicklung von Konzepten
Organisatorische Verankerung: Klare Verantwortlichkeiten und interne Kooperation
Ein Schlüssel zur Lösung könnte also das flexible Mobilitätsbudget sein – es wurde in der Studie mehrfach als best practice identifiziert. Stöhr betont: „Es ist nicht nur ein Benefit, sondern ein Instrument, mit dem man Verhalten steuern kann.“ Der Gedanke dahinter ist simpel, aber wirkungsvoll: Statt einseitig Dienstwagen oder Parkplätze zur Verfügung zu stellen, erhalten Mitarbeitende ein monatliches Budget, das sie flexibel für verschiedene Mobilitätsformen einsetzen können – etwa für den ÖPNV, Carsharing, das Fahrrad oder einen Parkplatz. Die Höhe des Budgets und dessen Nutzung können dabei gezielt gestaltet werden, um bestimmte Anreize zu setzen.
So lässt sich etwa der Preis eines Parkplatzes im Verhältnis zum ÖPNV-Ticket künstlich erhöhen, wodurch ökologisch vorteilhafte Optionen attraktiver erscheinen – ohne dass der Arbeitgeber Verbote aussprechen muss. Noch ist diese Form der Mobilitätsgestaltung nicht flächendeckend verbreitet – doch das Potenzial ist enorm. Fast 40 Prozent der befragten Arbeitnehmenden geben an, dass ein solches Budget ihr Mobilitätsverhalten verändern würde. Unternehmen, die ein Mobilitätsbudget einführen, setzen damit nicht nur ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit, sondern positionieren sich auch als moderne, mitarbeiterorientierte Arbeitgeber.
Zum Abschluss der Studienpräsentation auf der Corporate Mobility Conference bringt es Scharfenberger auf den Punkt: „Wir sehen, dass sich das Ökosystem Mobilität in den letzten fünf bis zehn Jahren stark weiterentwickelt hat. Ich glaube, das Thema Fuhrparkmanagement war über Jahrzehnte sehr professionell – und das passiert gerade auch im Bereich neuer Mobilitätsformen.“
Berufliche Mobilität, so seine Überzeugung, könne „ein interessanter Kontext als Marktbereiter“ sein. Besonders im B2B-Bereich sei es oft leichter, Innovationen wie Mobilitätsplattformen oder -Apps in den Markt zu bringen als im träge reagierenden B2C-Sektor. Für diese Transformation brauche es nicht nur Technik und Konzepte, sondern Begeisterung – für das Neue, das Gemeinsame, das Nachhaltige. Oder wie er es zusammenfasst: „Von Car zu Mobility – mit Kreativität, Freude und System.“