Die Deutsche Bahn hat mit DB Connect einen Mobilitätsdienstleister im Konzern etabliert. Zwar nennt sich die Dachstrategie des großen Bahnunternehmens Starke Schiene, doch gehe man längst mit den Angeboten auf den Wandel in den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen ein, sagt Jürgen Gudd, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Bahn Connect, im Rahmen des Mobility Circle 2021. Auch die Mobilitätsbedürfnisse von Mitarbeitenden seien im Wandel. Hier gewinne der einfache und flexible Zugang zu unterschiedlichen Mobilitätsbausteinen in Abhängigkeit von individuellen Präferenzen und Lebenssituationen an Bedeutung. Mit dem Mobilitätsbudget Bonvoyo habe man ein Angebot aus einer ganzheitlichen Sicht entwickelt, schildert Gudd und verweist mit Blick darauf auf das geringe Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln im ländlichen Raum.
Die Zahlen, die Gudd nennt, klingen ernüchternd: So hätten rund 55 Millionen Menschen in Deutschland keinen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. 90 Prozent der On-Demand-Angebote, etwa in Form von Fahrrädern oder Scootern, würden sich im urbanen Raum abspielen. Bei DB Connect nehme man sich daher seit 20 Jahren des Themas bereifter Mobilität an und biete verschiedene Angebote im kleineren urbanen Raum. Mit dem Mobilitätsbudget, einer App, die man auch als Whitelabel-Lösung anbiete, gehe man jetzt in die breitere Vermarktung. Die Software bietet dem DB Connect-Experten zufolge eine Tiefenintegration der Bahnprodukte, des Carsharings und weiterer Angebote. Damit zielt das Unternehmen auf Firmen, die ihren Mitarbeitern ein differenziertes Mobilitätsangebot unterbreiten wollen. Man müsse hierbei jedoch nicht nur auf die DB-Produkte zugreifen, es sei auch möglich mit Hilfe eines Scanners andere Angebote zu nutzen, erläutert Gudd. Ihm zufolge ist die Besonderheit, dass man nicht aus der Sicht eines Carsharing-Anbieters, sondern aus der des ÖPNV denke. Dies sei die Philosophie und der USP.
"Alles haben, nichts besitzen"
Einen Deep Dive zu selbstfahrenden Fahrzeugen und Mobility-as-a-Service zeigen die Mobilitäts-Expertinnen Carolin Holland und Rahel Känel von den Schweizerischen Bundesbahnen, SBB. Holland leitet dort das Center of Competence Autonomous Driving. Bereits vor fünf Jahren startete man mit My Shuttle ein Projekt, bei dem man sowohl auf die Akzeptanz wie auch auf technische Feinheiten autonomer Fahrangebote abziele. Erfreulich sei, dass sich trotz der damals eingesetzten Fahrzeuge und deren noch ruppig reagierender Sensorik eine überwiegende Mehrheit der Nutzer (92 Prozent) für das Thema autonomes Fahren begeistern konnten und wieder ein solches Angebot nutzen wollen. Im Verein Swiss Association for Autonomous Mobility (SAAM), vereine man nun mit weiteren Partnern ein breites Know-How im Bereich der autonomen Fahrzeuge.
Rahel Känel arbeitet bei SBB mit ihrem Team daran, neue Formen der Mobilität in die Städte zu bringen. Im aktuellen Projekt yumuv arbeitet sie an urbanen Verkehrsmitteln und deren intelligenter Verknüpfung. Das Pilotprojekt läuft bis Ende 2021 und beinhaltet das Ziel, unkomplizierte Angebote am Markt auszuprobieren und in deren Entwicklung zu gehen. Mit den Angeboten ziele man vorwiegend auf die städtischen Verkehrsbetriebe und nehme zusammen mit der ETH Zürich Nutzergewohnheiten unter die Lupe. In der Praxis kommt auch hier eine App zum Einsatz, die E-Scooter, Bikes, Car-Sharing und den öffentlichen Verkehr der SBB integriert und aus den Kundenbedürfnissen lernen und Schlüsse ziehen soll. Kunden erhalten dabei Zeitguthaben, die Abrechnung erfolgt aus einer Hand. Das Moto dabei lautet Känel zufolge: "Alles haben, nichts besitzen".