T-Systems engagiert sich seit Februar 2013 gemeinsam mit rund 120 Unternehmen, 30 wissenschaftlichen Einrichtungen, dem Land Niedersachsen und über 50 Kommunen, im Projekt „Schaufenster Elektro-mobilität“ mit dem Ziel zwischen Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in der Metropolregion zu errichten und regionale Nutzungsdaten im Bereich E-Mobilität zu sammeln sowie eine offene Referenzplattform zur Integration von Diensten und Angeboten zu kreieren.

Das „Schaufenster Elektromobilität“ in Niedersachsen besteht aus rund 30 Einzelprojekten. Das Ziel ist es, (Elektro-) Mobilität komfortabler, effizienter und kundenoptimiert zu gestalten, um Kunden in Zukunft ein integriertes Dienstleistungsangebot zu bieten. Das in das Schaufenster Elektromobilität des Landes Niedersachsen eingebettete Projekt IKT-Plattform (IKTP) zielt auf die Konzeptionierung und den Aufbau einer offenen, flexiblen Referenzplattform zur Integration mobilitätsbezogener Dienste und daraus resultierender Mobilitätsangebote.

T-Systems ist für die Entwicklung der „Plattform für Informations- und Kommunikationstechnik“ verantwortlich und arbeitet in diesem Projekt eng mit dem Volkswagen Konzern, Continental AG, NTT Data und dem Automotive-Bereich des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) zusammen.

„Volkswagen hat das Jahr 2013 zum Jahr der Elektromobilität ausgerufen und misst dem Thema eine strategische Bedeutung bei: 2013 wurde der e-up! in Serie gebracht, 2014 kam der e-Golf hinzu. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs bis hin zum Batterie- bzw. Brennstoffzellenfahrzeug: Das ist der Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität und somit ein weiterer Meilenstein für den Volkswagen Konzern, der Automobilhersteller Nr. 1 weltweit zu werden“, sagt Elke Anderl, Leiterin Vertrieb Volkswagen Gruppe, T-Systems und unterstreicht damit das maßgebliche Engagement von T-Systems.

In der ersten Projektphase wurde die „Plattform für Informations- und Kommunikationstechnik“ auf Basis der Connected Car Architektur mit einer WS02 Middleware konzipiert, implementiert und getestet. Der Betrieb erfolgt im Rechenzentrum der DLR in Braunschweig, das von T-Systems gemanagt wird. Dazu gehört die Einrichtung von Firewalls und eines Monitoringsystems, basierend auf der Open Monitoring Distribution (OMD) sowie die laufende Überwachung aller beteiligten Komponenten. Der Plattformaufbau wird in das laufende Projekt Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) eingebettet. Insgesamt sind je eine Umgebung für Entwicklung, Test und Betrieb vorgesehen.

Die Plattform folgt der Connected Car Architektur. Die folgenden Komponenten wurden im Rahmen des IKTP Projektes konfiguriert oder realisiert.

–        Der API Manager ist eine Erweiterung des Enterprise Service Bus, mit dem APIs gespeichert und veröffentlicht (Publish) und abonniert werden können (Store).

–        Der Enterprise Service Bus (ESB) übernimmt die Steuerung der Kommunikation von Punkt-Zu-Punkt-Verbindungen zwischen Anbietern (EVSP) und Nutzern (EVSE).

–        Zur Interaktion mit externen Partnersystemen wird eine Apache/ESB-Proxy Umgebung angeboten.

–        Auf dem Application Server werden eine Reihe von spezifischen Softwarekomponenten bereitgestellt, welche die fachlichen Anforderungen für die Anbindung der verschiedenen Dienste abbilden.

Bis Anfang 2014 konnten alle Plattformkomponenten in Betrieb genommen werden.

Nutzung der Mobilitätskarte

Der erste Nutzer der IKT-Plattform war Volkswagen – mit der Anbindung der Mobilitätskarte und der Nutzung einer Ladesäule in Wolfsburg. Zunächst wurde die Schnittstelle der IKT-Plattform mit dem Mobilen Backend Baukasten (MBB) zwischen Volkswagen und T-Systems abgestimmt und implementiert. Da die Mobilitätskarte über das Produktivsystem von VW angebunden wird, waren umfangreiche Tests bezüglich Sicherheit und Stabilität erforderlich.

T-Systems hat im Juli 2013 die erste Ladesäule in Wolfsburg in der Alessandro-Voltastraße von Everynear in Betrieb genommen. Mit dieser Ladesäule wurde die technische Anbindung und das Reservieren/Blockieren der Ladesäule demonstriert und gleichzeitig getestet. „Die Nutzer erhielten einen Prototyp der Mobilitätskarte sowie die zugehörige iPhone App von Volkswagen. Mit Hilfe der App konnte die Ladesäule 15 Minuten im Voraus reserviert werden und war somit für andere Nutzer nicht verfügbar. Die Autorisierung an der Ladesäule erfolgte mit der Mobilitätskarte,  anschließend startete der Ladevorgang. Nach Beendigung des Ladevorganges wurde ein detaillierter Ladebericht, ein Service Detail Record (SDR), mit Verbrauchskosten- und weiteren Angaben an VW sowie an den Nutzer der App geschickt“, erklärt Rainer Feldkamp, verantwortlich für Innovative und Strategische Projekte im Global Account Volkswagen, T-Systems. Der gesamte Ablauf wurde als Showcase im September 2013 in Wolfsburg im Rahmen der Veranstaltung „T-Systems lädt…“ präsentiert.

Seit Juni 2014 wird die Mobilitätskarte in der Metropolregion Hannover und Umgebung in einem Feldversuch mit mehr als 50 Probanden getestet. In Verbindung mit der weiterentwickelten iPhone App von Volkswagen können die Probanden die Dienste der Mobilitätskarte nutzen. Die Mobilitätskarte bietet dem Autofahrer die Möglichkeit, vor Fahrtantritt Ladesäulen auszuwählen und zu buchen. In Hannover werden die Ladesäulen der Stadtwerke Hannover (enercity) über ein Buchungs- und Reservierungssystem der Firma Komola angebunden. Dieses ist wiederum über IKTP mit dem MBB verbunden. Die Ladesäulen können 15 Minuten vor Erreichen der Ladesäule reserviert werden. Darüber hinaus können die Probanden mit der Mobilitätskarte in zwölf Parkhäusern in Hannover parken. Die Parkgebühr wird über die Ein- und Ausfahrt berechnet und könnte prinzipiell bargeldlos abgebucht werden, allerdings sind im Rahmen des Förderprojektes die Dienste für den Nutzer kostenlos.

Die mit der Mobilitätskarte benutzten e-Mobilitätsdienste werden über einen B2B Marktplatz nicht nur Volkswagen sondern auch anderen e-Mobility-Providern angeboten. Der e-Mobility-Provider kann Dienste für eine bestimmte Kundengruppe, z.B. Nutzer der Mobilitätskarte, ordern und abonnieren. Hierzu werden auf dem B2B Marktplatz Verträge angelegt und gespeichert. Über ein von NTT Data erstelltes Liferay-Portal erhalten die verschiedenen Akteure Zugang zum Marktplatz. Auf dem Marktplatz wird ein Servicekatalog bereitgestellt, der über die aktuellen e-Mobilitätsdienste informiert.

Als Basiskomponente für den Marktplatz wurde von T-Systems das Clearing House Module entwickelt und bereitgestellt. Es unterstützt das Suchen oder das Weiterleiten von Suchanfragen an den Ladeinfrastrukturbetreiber, das Reservieren und das Weiterleiten von Reservierungsanfragen an den Ladeinfrastrukturbetreiber sowie die Weiterleitung und Klärung von Autorisierungsanfragen. Nach jeder Transaktion werden detaillierte Berichte über die Dienstnutzung (Service Detail Record) gespeichert und an den e-Mobility Provider weitergeleitet.

Eine Bezahlfunktion wurde aufgrund des Fördercharakters der Projektes und des nicht geklärten Geschäftsmodells (pay per use, pay per service, etc.) noch nicht implementiert.

Ausblick

Das Angebot des Marktplatzes beschränkte sich in der ersten Projektphase auf den Zugang zur Ladeinfrastruktur und  wird permanentausgeweitet. So werden bis Mitte 2015 vierzig Gleichstromladepunkte mit bis zu 50kW Anschlussleistung in der Metropolregion Niedersachsen aufgebaut. Die erste dieser Säulen steht auf der „e-Mobility Station“ in Wolfsburg.

Im Rahmen des e-Roaming Showcase wird die Ladeinfrastruktur der vier offiziellen Schaufensterregionen verbunden. T-Systems ist verantwortlich für die technische Umsetzung und die Anbindung der deutschlandweiten Intercharging-Plattform der Hubject GmbH. Über die Anbindung soll es möglich sein, mit einer Karte ( z.B. der VW Mobilitätskarte) die Ladeinfrastruktur an der A9 in Bayern, die Ladesäulen von enBW in Stuttgart sowie die Ladesäulen in Berlin und Niedersachsen zu nutzen. Neben der Freischaltung mit einer RFID-Karte wird auch die Freischaltung mit einer App erprobt. Aus den im Rahmen dieses Showcases gewonnenen Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen an mehrere Ministerien der Bundesregierung adressiert werden.

Das IKT-Projekt nutzt nach Möglichkeit vorhandene Standards, wie sie mit OCPP und OICP für das Ladeinfrastrukturmanagement vorliegen. In den Bereichen Parkplatzsuche, Parkplatzreservierung, Car Sharing, intermodales Reisemanagement gibt es diese Standards nicht, hier wird IKTP einen Betrag zur Standardisierung leisten.

Am Ende des Projektes, also mit der Fertigstellung des Marktplatzes werden sich innovative Ideen und Dienste schneller und kostengünstiger realisieren lassen. Die Grundfunktionalitäten müssen nur einmal implementiert werden; standardisierte Schnittstellen stehen über den API-Manager bereit. Für Kunden des B2B Marktplatzes sind die Angebote übersichtlich dargestellt und einfach zu abonnieren. Aktuell finden Gespräche mit der niedersächsischen Landesregierung statt, wie die Plattform nach 2015 weiter betrieben  und wie das dazugehörige Geschäftsmodell aussehen könnte.

 

Ansprechpartner:

Peter Christ, Projektmanager, Telematics & Process Solutions, T-Systems

Rainer Feldkamp, Leiter Innovative und Strategische Projekte im Global Account Volkswagen, T-Systems

 

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