Big Data kann Automobilherstellern helfen, sowohl die eigenen Kunden als auch deren Fahrzeugnutzung besser zu verstehen. Hieraus resultieren individualisierte Angebote und eine optimale Produktentwicklung. Dies ist das zentrale Ergebnis der Studie „Big Data revolutioniert die Automobilindustrie“ der Managementberatung Bain & Company. Das Connected Car sowie die intelligente Verknüpfung von Daten aus Fahrzeugen, dem Internet sowie Werkstätten und Händlerbetrieben eröffne den OEMs zahlreiche neue Services und Geschäftsmöglichkeiten. Erste Big Data-Anwendungen werden demnach vor allem in den Bereichen Marketing und Aftersales Fuß fassen.
Um aus der Masse der Hersteller hervorzustechen, so die Analysten weiter, müssen sich einzelne OEMs stärker am Kunden orientieren. Mit dem Kundenkontakt verbundene Datensätze, die sich vorwiegend in der Hand von Händler- und Werkstattbetrieben befinden, seien Basis einer durchgängigen Kundenorientierung, die für die Hersteller allein nur schwer umzusetzen sei. Durch Big Data und die Vernetzung des Autos werde sich dies jedoch künftig ändern. Durch die Sammlung und Auswertung von Daten aus zahlreichen Quellen können OEMs detaillierte Kunden- und Produktprofile erstellen, mit denen die Autobauer ihre Kunden sowie deren Wünsche und Fahrzeugnutzung besser einzuschätzen lernen. Die kombinierte Analyse von Werkstatt- und Fahrzeugdaten werde dabei, so die Studienautoren, zu einer optimierten technischen Produktgestaltung führen. Das vernetzte Fahrzeug sei hierbei nicht nur eine Datenquelle, sondern stelle auch einen Kanal für den direkten Kontakt zum Fahrer dar. Anwendungsbeispiele seien etwa interaktive digitale Services oder das personalisierte Marketing im Auto. „Big Data macht den einzelnen Kunden und sein Verhalten für den Automobilhersteller transparent“, erklärt Klaus Stricker, Partner bei Bain & Company und Leiter der globalen Praxisgruppe Automobilindustrie. „Das ermöglicht eine bessere Kundensegmentierung – bis hin zur Individualisierung der Produkte.“
Fundierte Kundenkenntnisse versprächen zudem die Erschließung neuer Ertragsquellen, so die Studienautoren. Dies gelte ebenso für das Neuwagengeschäft wie für Mobilitäts- und Carsharing-Angebote. Das Serviceangebot erfolgreicher OEMs werde sich hierbei situationsgerecht an die Bedürfnisse der Kunden anpassen, während Kundenprofile zur Weiterentwicklung eigener Leistungen beitragen können. So sei es Automobilherstellern auf Basis von Nutzungsprofilen möglich, Over-Engineering oder Nachbesserungsbedarf in eigenen Fahrzeugen zu diagnostizieren.
Ein entscheidendes Kriterium für die optimale Nutzung von Big Data-Technologien stellt nach Ansicht der Analysten der enge Schulterschluss zwischen Herstellern, Händlern und Werkstätten dar. Gezielte Angebote für Neu- oder Gebrauchtwagen könnten sich hierbei etwa auf bereits erfasste Kundenpräferenzen beziehen, während eine individuelle Wartungsstrategie auf Grundlage von Big Data-Analysen möglich sei. „Letztlich geht es bei Big Data vor allem darum, den Kunden wirklich zu verstehen, um ihn dann mit maßgeschneiderten Angeboten zu überzeugen und an die Marke zu binden“, resümiert Bain-Partner Stricker. „Hier leistet die Automobilindustrie derzeit Pionierarbeit und wird zum Vorreiter für andere Branchen.“