
Mit einem Hintergrund in Automotive Design und Systementwicklung gestaltet Steinmetz seit 2014 nutzerzentrierte Mobilitätslösungen. (Bild: NIO)
Bevor er im April 2022 zu NIO kam, war Steinmetz acht Jahre lang bei MAN Truck & Bus tätig – zunächst als technischer Leiter für die erste Generation elektrischer Busse, später als Produktstratege mit Fokus auf urbane Mobilität und autonomes Fahren.
Bei NIO verantwortet er als Product Experience Director Europe unter anderem die Bereiche Assisted Driving, UX/UI-Design und das Sprachsystem NOMI. Am Rande der 6. Automotive Software Strategies Conference in der bayerischen Landeshauptstadt trafen wir Steinmetz zum Interview:
Herr Steinmetz, welche Rolle spielt User Experience in NIOs Software-Entwicklungsroadmap?
User Experience steht im Zentrum von allem, was wir tun. Wir werden oft als Tech-Unternehmen wahrgenommen, ich würde NIO jedoch eher als User-Experience-Unternehmen beschreiben. Das bedeutet, dass wir bei der Produktdefinition nicht mit der Technologie oder einer spezifischen Lösung beginnen, sondern das Produkt und seine Fähigkeiten aus der Sicht der Nutzerinnen und Nutzer definieren. Erst im zweiten Schritt folgt dann die entsprechende Technologie. Die User Experience spiegelt sich auch in unseren KPIs im Entscheidungsprozess wider – nämlich im „User Benefit Assessment“ (der Bewertung des Einflusses eines Features auf die Nutzungserfahrung im Alltag), dem „User Value“ (wie wichtig ein Funktionsbereich oder Feature-Set für Kauf und Nutzung ist), und dem „User Perceived Value“ (welchen monetären oder praktischen Wert ein bestimmtes Feature aus Nutzersicht bietet).
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Wie stellt NIO Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit seiner aktuellen Softwareplattformen sicher?
Wir befinden uns mittlerweile in der dritten Generation unserer SDV-Architektur, die eine Vielzahl an Lernerfahrungen in den Entwicklungsprozess einfließen lässt – darunter die Kombination aus Architektur, Hardware und Software sowie die Zusammenarbeit mit Technologiepartnern. Software und Hardware müssen dabei Hand in Hand gedacht werden. Das bedeutet auch, dass die Hardware Raum für zukünftige Funktionen lassen sollte und nicht ausschließlich auf den SOP (Start of Production) zugeschnitten sein darf. Die Softwareplattform muss außerdem flexibel sein – im Hinblick auf Rechenleistungsverteilung, Signal- und Funktionsverfügbarkeit über verschiedene Domänen hinweg sowie hinsichtlich flexibler Zuständigkeiten. Ein oft unterschätzter Aspekt ist die parallele Entwicklung einer entsprechenden Toolchain für die Softwarearchitektur, die Entwicklungskosten senken und die Geschwindigkeit erhöhen soll.
Welche kurzfristigen Herausforderungen werden die Entwicklung des „Autos von morgen“ Ihrer Meinung nach am stärksten beeinflussen?
Es gibt viele Herausforderungen. Ich denke, ein zentraler Aspekt ist die Rolle von KI und Datenerfassung zur Weiterentwicklung des Fahrzeugs und zur Bereitstellung innovativer Funktionen. Das wirkt sich direkt auf künftige Interaktionskonzepte aus. Bislang haben wir den Wandel von Buttons hin zur Touch-Oberfläche erlebt – und manche User fühlen sich dabei abgehängt. Die Zukunft liegt in einem holistischen UX/UI-Konzept, das physische Schnittstellen (wie Buttons und Touch), Sprachsteuerung, körperbasierte Interfaces und vorausschauende Fahrzeugintelligenz kombiniert. Letztere bringt eine zusätzliche Herausforderung mit sich: Wie kommuniziert ein Fahrzeug bestimmte Entscheidungen der KI an die User, um Transparenz zu schaffen, ohne sie dabei abzulenken? Am Ende rückt dadurch auch das Thema Barrierefreiheit von Fahrzeugsteuerungen stärker in den Fokus. Und nicht zuletzt – auch abhängig vom Fahrzeugsegment – ist künftig mit einer subtileren Integration von Technologie zu rechnen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf adt.media
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