Der Honda CR-V e:PHEV überzeugt im Praxistest mit einem ausgereiften Assistenzsystem und simpler Bedienung. Spurführung ohne Tempomat, klare Logik und kaum Fehlermeldungen – der japanische SUV zeigt, wie entspannt moderne Technik funktionieren kann.
Timo GilgenTimoGilgen
Der Innenraum des Honda CR-VHonda
Anzeige
Schon nach wenigen Kilometern auf der Autobahn wird klar, dass der neue CR-V seine Insassen in eine entspannte Parallelwelt aus Ruhe und Präzision versetzt. Besonders beeindruckend ist das Assistenzpaket, das im Alltag weit über das übliche Niveau hinausgeht. So bleibt die Spurführung selbst dann aktiv, wenn der Tempomat nicht eingeschaltet ist – ein Feature, das selbst viele Premiumhersteller bislang nicht bieten. Ein leichtes Berühren des Lenkrads mit einem Finger genügt, um die Aufmerksamkeitssensorik zu bestätigen; das sonst übliche Warnsignal bleibt aus. Bis zu Tempo 150 km/h fährt der CR-V so stabil und präzise, dass man fast vergisst, selbst eingreifen zu müssen, auch wenn das selbstverständlich weiterhin ratsam bleibt.
Das Display ist für heutige Verhältnisse klein.Honda
Ebenso fein abgestimmt agiert die adaptive Geschwindigkeitsregelung. Erkennt das System ein vorausfahrendes Fahrzeug, das die Spur wechselt, reagiert es schnell, aber harmonisch. Die Abstands- und Beschleunigungslogik wirkt durchdacht und sicher. Das Tempowarnsignal ist angenehm dezent: Nach dreimaligem Piepen bleibt es still, selbst wenn man weiterhin über dem Limit fährt – eine kluge Balance aus Information und Ruhe.
Anzeige
Rundumblick mit Weitblick
Der CR-V e:PHEV ist das erste Honda-Modell in Europa mit dem neuen Honda Sensing 360. Das System erweitert die bisherigen Assistenzfunktionen um eine echte Rundumerfassung: Eine 100-Grad-Frontkamera und insgesamt fünf Radarsensoren – einer vorne, vier an den Fahrzeugseiten – überwachen permanent die Umgebung. Dadurch reagiert das System früher auf potenzielle Gefahren und unterstützt den Fahrer in deutlich mehr Fahrsituationen als bisher.
Neu sind unter anderem der vordere Ausparkassistent, der beim Einfahren in unübersichtliche Kreuzungen vor seitlich herannahenden Fahrzeugen warnt, sowie eine überarbeitete Verkehrszeichenerkennung. Diese blendet erkannte Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Stoppschilder im Cockpit und im Head-up-Display ein und kann die adaptive Geschwindigkeitsregelung automatisch anpassen.
Anzeige
Der CR-V von außen.Honda
Auch beim Spurwechsel greift Honda Sensing 360 unterstützend ein. Sobald der Blinker gesetzt wird, prüft das System, ob die Nachbarspur frei ist, und hilft, den Spurwechsel sanft einzuleiten. In der Praxis funktioniert das meist zuverlässig, verlangt aber weiterhin die Aufmerksamkeit des Fahrers. Besonders auf mehrspurigen Autobahnen reagiert das System vorsichtig und bricht den Spurwechsel gelegentlich ab, wenn sich Fahrzeuge zu schnell von hinten nähern.
Die adaptive Geschwindigkeitsregelung hält den Abstand zum Vordermann konstant und erkennt zusätzlich Kurven oder Gefälle, um die Geschwindigkeit automatisch anzupassen. Im Stadtverkehr zeigt sich das System ebenfalls nützlich: Der Stauassistent arbeitet bereits ab Stillstand und hält das Fahrzeug sauber in der Spur, solange Markierungen klar erkennbar sind.
Ohne viel Schnickschnack kommt das Cockpit daher.Honda
Beim Parken unterstützt der neue Parking Pilot, der geeignete Lücken erkennt und das Einparken nach Bestätigung vollständig selbstständig übernimmt – inklusive Gas, Bremse und Lenkung. Der Vorgang funktioniert präzise, wenngleich etwas langsamer als bei vergleichbaren Systemen.
Anzeige
Innenraum: Der bewusste Gegenentwurf
Optisch bleibt der Innenraum klassisch Honda: aufgeräumt, klar strukturiert und in dunklem Leder hochwertig verarbeitet. Die haptischen Tasten für Klimabedienung und Fahrmodi sind ein wohltuender Gegenentwurf zu den überdigitalisierten Cockpits mancher Wettbewerber. Das 9-Zoll-Infotainment-System ist klein, aber übersichtlich und gerade dadurch angenehm einfach zu bedienen.
Natürlich gibt es Hersteller, die in Sachen Displaygröße, Grafikleistung und Softwareintegration schon weiter sind. Doch man hat beim Honda nie das Gefühl, dass er das überhaupt will. Das System will nicht beeindrucken, sondern funktionieren. Und das tut es tadellos: In unserem zweiwöchigen Test lief alles reibungslos, ohne Abstürze, ohne Lags, ohne Werkstattbesuch. Genau das ist es, was viele Kunden schätzen dürften – ein Fahrzeug, das nicht ständig ein Software-Update braucht, um zuverlässig zu funktionieren.
Die Mittelkonsole wirkt aufgeräumt.Honda
Entertainment ist beim CR-V kein Spektakel, sondern solide. Wer keine Wunderdinge erwartet, bekommt eine stimmige und fehlerfreie Umsetzung. Ein echtes Highlight ist das optionale Bose-Soundsystem, das mit kräftigem, klar definiertem Klang überzeugt und auf langen Strecken für echte Roadtrip-Stimmung sorgt. Kombiniert mit der ruhigen Fahrcharakteristik und den präzisen Assistenzsystemen wird der CR-V zu einem ausgesprochen angenehmen Reisebegleiter.
Anzeige
Fazit
Der neue CR-V e:PHEV zeigt, dass Fahrassistenz auch ohne Überforderung funktionieren kann. Statt den Fahrer mit Anzeigen zu überfluten, führt das System ruhig, intuitiv und zuverlässig – ein Charakterzug, der perfekt zum Wesen des Fahrzeugs passt.
Honda hat mit dem CR-V keinen Technikprotz, sondern einen feinsinnigen Alleskönner geschaffen, der Komfort, Sicherheit und Effizienz in einem ungewöhnlich harmonischen Verhältnis vereint. Wer ein Fahrzeug sucht, das „einfach funktioniert“ – und das auf einem beeindruckend hohen Niveau –, der wird im neuen CR-V Plug-in Hybrid einen echten Ruhepol auf Rädern finden.