ZF Global Tech-Day Lineup

Auf der 2020 erweiterten Teststrecke demonstriert ZF aktuelle Innovationen anhand zahlreicher Pkw und Nutzfahrzeuge. (Bild: ZF)

Rund ein halbes Jahr nach Ausgründung der neuen Nutzfahrzeug Division Commercial Vehicle Solutions (CVS) präsentiert ZF im Rahmen eines internationalen Tech-Day die wichtigsten Neuheiten und Gesamtlösungen seines Produktportfolios. Im Rahmen der Veranstaltung widmete sich der Zulieferer zunächst seinen neuen Fahrwerksystemen für zunehmend sofwaredefinierte Fahrzeuge. Hier setzt ZF auf ein breites Angebot von By-Wire-Technologien, die ganz ohne mechanische Verbindung oder Systemflüssigkeiten auskommen.

Das Steer-by-Wire-System soll als Grundlage der voll autonomen Fahrzeugsteuerung für Shuttles und Robotaxis dienen. Neben der Möglichkeit, das Lenkrad im vollautomatisierten Fahrmodus zu versenken, betont der Zulieferer den variablen Einschlagwinkel sowie eine erhöhte Crashsicherheit durch den Wegfall der Lenksäule. „Die Steer-by-Wire-Technologie von ZF ermöglicht neue Sicherheits- und Komfortfunktionen wie autonome Ausweichmanöver oder das Einparken auf engstem Raum. Sie ist ein Durchbruch auf dem Weg zu vollständig selbstfahrenden Pkw und Lkw, indem sie neue Design- und Entwicklungsfreiheiten eröffnet“, erklärt ZF-Vorstandsvorsitzender Wolf-Henning Scheider.

Ähnliche Vorteile möchte ZF mit dem Brake-by-Wire-System bieten, das durch ein individuell anpassbares Bremsmoment den Fahrkomfort verbessern soll. Bei Bedarf kann die Bremskraft automatisch durch das System erhöht werden, um beispielsweise den Bremsweg in Anbetracht eines möglichen Zusammenstoßes zu verkürzen. Gleichzeitig möchte ZF mit Hilfe der Rekuperationsfunktion, die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandelt, das Zusammenspiel aus Fahrwerk und Antriebssystem optimieren. Die Serienproduktion der Systeme soll 2023 anlaufen. Ein großer OEM, sowie weitere Unternehmen aus Amerika, Europa und Asien hätten sich bereits als Kunden angekündigt, so der Hersteller.

Welche Assistenzsysteme werden in Nutzfahrzeugen möglich?

Der globale Tech-Day fokussiert mit zahlreichen Innovationen im Nutzfahrzeugbereich die ZF-Konzernstrategie Next Generation Mobility. Auf zwei Technologieträger aufgeteilt, präsentiert der Zulieferer zahlreiche Lösungen im Bereich der Sicherheit und Effizienz. Im Sinne des Zero Accident-Branchenziels soll ein Truck mit Sattelauflieger den neuen Sicherheitsstandard zeigen, der vom Hersteller für Lkw-Anhänger-Kombinationen angestrebt wird.

Schon beim langsamen Anfahren sollen An- und Rückfahrassistenten sowie das Blind Spot Information System Kollisionen mit Fußgängern oder Radfahrern verhindern. Auf der Straße angekommen, kombiniert die Highway Assist-Lösung von ZF eine adaptive Geschwindigkeitsregelung mit einem Spurhalteassistenten. Die gebotene Längs- und Querführung ermöglicht automatisiertes Fahren nach Level 2. Sensorfunktionen geben dem Fahrzeug dabei dauerhafte Rückmeldungen darüber ob und wo sich die Hände des Fahrers am Lenkrad befinden.

Im Falle eines Stauendes oder Hindernissen ist das Demonstrationsfahrzeug dank der skalierbaren Bremssystemplattform mbSP XBS in der Lage, aus einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h eine autonome Notbremsung einzuleiten. An dieser Stelle kommt in Zusammenarbeit mit dem Bremssystem auch der aktive Sicherheitsgurt zum Einsatz, der sich nach einer kurzen Vorwarnung automatisch strafft. So hält der Gurt den Fahrer durch die nötige Spannung nah am Sitz und verhindert Verletzungen durch das abrupte Bremsmanöver.

Modulares Flottenmanagement soll höhere Effizienz ermöglichen

Neben der Sicherheit von Personen im Führerhaus spielt auch die Sicherheit der Ladung beim Transport eine große Rolle. Um diese zu gewährleisten, setzt ZF auf den sogenannten CargoCam-Kamerasensor. Dieser erkennt unbeabsichtigte Ladungsbewegungen oder Personen, die sich im Laderaum aufhalten. Mithilfe der On-Board-Telematikeinheit des Lkws können diese Daten zusammen mit Bildern und Videos des ADAS-Systems an ein Flottenmanagementsystem übertragen werden.

Auf dem Tech-Day stellte der Hersteller mit SCALAR außerdem erstmals seine eigene digitale Plattform zur Flottenorchestrierung vor. Das modulare System nutzt Fahrzeugdaten sowie maschinelles Lernen und KI-basierte Algorithmen, um Planung, Routing, Scheduling und Disposition live und automatisiert zu gewährleisten. Der zweite Innovationsträger von ZF kombiniert einen eTrailer mit einem Lkw. Die Rekuperations- und Traktionsfähigkeiten des eTrailers ermöglichen ZF zufolge Kraftstoffeinsparungen von bis zu 18 Prozent. Darüber hinaus erleichtern OptiRide- und OptiFlow-Systeme das Ankuppeln sowie Andocken des Lkw.

SCALAR ZF Flottenmanagement
Das neue Flottenmanagementsystem ermöglicht eine Echtzeit-Koordinierung und -Verwaltung für Güter- sowie Personentransporte. (Bild: ZF)

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