Nach Abschluss einer dreimonatigen Testphase wird es ernst für Moia: Der Ridehailing-Dienst nimmt zum 15. April den öffentlichen Betrieb in Hamburg auf. Innerhalb von einem Jahr soll das Angebot dann zum nach eigenen Angaben größten vollelektrischen Ridesharing-Dienst Europas ausgebaut werden.
Mehr als 20.000 Kilometer hat die VW-Tochter im Rahmen der Testphase seit Januar absolviert. Dabei stellte Moia vor allem neu entwickelte Software-Komponenten, das Lademanagement und betriebliche Abläufe auf den Prüfstand. Gleichzeitig wurden mehrere tausend virtuelle Haltepunkte für den Ein- und Ausstieg der Fahrgäste im künftigen Hamburger Bediengebiet festgelegt.
Für den Einsatz auf Hamburgs Straßen hat Volkswagen Nutzfahrzeuge in Zusammenarbeit mit Volkswagen Osnabrück ein eigenes Fahrzeug entwickelt. Im Gegensatz zu Hannover sind die Moia-Kleinbusse in der Hansestadt elektrisch unterwegs. Sie bieten sechs Fahrgästen Platz und sollen mit einer Reichweite von 300 Kilometern eine komplette Schicht ohne Zwischenladen durchhalten.
Zum Start umfasst das Geschäftsgebiet rund 200 Quadratkilometer. „In den kommenden zwölf Monaten wird das Bediengebiet schrittweise auf 300 Quadratkilometer und die Flotte auf 500 Fahrzeuge anwachsen“, so COO Robert Henrich. „Unser mittelfristiges Ziel ist, das gesamte Stadtgebiet abzudecken, so wie wir es bereits in Hannover machen.“
Für den Flottenbetrieb steht der VW-Tochter zunächst ein Betriebshof in der Nähe des Flughafens zur Verfügung. Dieser verfügt über Ladepunkte für 180 Fahrzeugen sowie über Sozialräume für Fahrer und Techniker. Weitere Standorte sind bereits im Aufbau oder in Planung.
Moia versteht sich selbst als Teil des innerstädtischen Mobilitätsangebotes und als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Das Unternehmen kooperiert mit der Stadt Hamburg und der Hamburger Hochbahn. So soll Moia bis Ende des Jahres in die Switchh-App der Hochbahn integriert sein. Switchh bündelt die Dienste unterschiedlicher Mobilitätsanbieter und bietet Nutzern den Zugang über eine einzige Anwendung. „Unsere langfristige Version ist eine Art ‚Urban Mobility Flat‘, in der Moia ein fester Bestandteil ist“, betont Henrich.
„Mit Moia erweitern wir das Mobilitätsangebot in Hamburg um einen neuen Service. Wir sind aber keine NGO und möchten mit dem Dienst natürlich auch ein lukratives Geschäftsmodell etablieren“, ergänzt CEO Ole Harms. Die Veränderung im Nutzungsverhalten der Bürger brauche jedoch Zeit, sodass Moia nicht unbedingt schon von Anfang an fester Bestandteil des individuellen Mobilitätsverhaltens sei, merkt Harms weiter an.
Trotz aller Bedenken rüsten sich die klassischen Autobauer aber seit geraumer Zeit mit neuen Diensten für den Kampf mit großen Mobility Playern wie Uber oder Didi Chuxing. So haben Daimler und BMW ihre Carsharing-Dienste Car2go und DriveNow vor Kurzem unter der Dachmarke Share Now zusammengelegt. Auch VW will abseits von Moia mit dem Service We Share auf dem Mobilitätsmarkt punkten. In Berlin geht ab April eine rein elektrische Carsharing-Flotte des Wolfsburger OEMs an den Start.