Nach dem zentralen Thema des Jahres 2020 muss niemand lange suchen: Die Coronakrise ist gekommen, um zu bleiben. Seit März bestimmt sie die gesamte Planung der Autohersteller, ihrer Zulieferer und Kunden. Dem Abwärtstrend, den das Virus in der Autobranche losgetreten hat, kann sich kaum ein Autounternehmen entziehen. Die Folgen davon spürt vor allem die Belegschaft: Überall starten die in der Bilanz schwer getroffenen Unternehmen Effizienz- und Sparprogramme, die in ihrer konkreten Ausgestaltung nahezu immer auf einen Stellenabbau oder gar Werksschließungen abzielen. Die Frage, ob und wann sich die Branche von diesem Schlag erholen wird, bleibt unklar.
Klar ist hingegen, dass die aktuelle Krise die Autobranche in unterschiedlichen Graden trifft: Unternehmen, die bereits zuvor auf jetzt brennend aktuelle Themen wie mobiles Arbeiten oder digitalen Vertrieb gesetzt haben, kommen zwar nicht ungeschoren durch 2020, stehen jedoch deutlich besser da als ihre Konkurrenten, die entsprechende Trends verschlafen haben. Gleiches gilt in besonderem Maße für Unternehmen, die Kunden bereits ein ausgefeiltes Portfolio an E-Fahrzeugen anbieten konnten. Denn 2020 war – auch wenn diese Entwicklung hinsichtlich der Coronakrise unaufgeregt unter dem Radar stattfand – ein absolutes Erfolgsjahr für das Elektroauto. So war im Oktober deutschlandweit jede zwölfte Neuzulassung ein Fahrzeug mit Elektroantrieb. Kein Wunder also, dass ein Unternehmen wie Tesla dem generellen Abwärtstrend des Jahres 2020 mit schwarzen Zahlen und Rekordabsätzen trotzen konnte.
Januar: VW will 2.500 IT-Experten einstellen
Zu Beginn des Jahres überbieten sich die Autohersteller im Rahmen der CES 2020 mit Zukunftsvisionen. Daimler stellt die Konzeptstudie AVTR vor, Audi den AI:ME und BMW den i Interaction Ease. Der Fokus aller drei Studien liegt auf der Verbesserung der Interaktion von Mensch und Maschine mithilfe neuer Digitaltechnologien. Daimlers Entwicklungschef Markus Schäfer kündigt am Rande der Tech-Messe zudem die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems für Fahrzeuge an.
BMWs Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic gibt das Ziel aus, die Stromversorgung der eigenen Werke bereits im Jahr 2020 komplett auf erneuerbare Energien umzustellen. Um den Energiebedarf zu senken, installiert BMW in seinen Werken unter anderem mehr als 300.000 LEDs.
Volkswagen kündigt an, seine Kompetenzen in den Zukunftsfeldern von Digitalisierung, Softwareentwicklung, Elektrifizierung und Connectivity weiter auszubauen. 2020 plant der Konzern, allein in Deutschland rund 2.500 IT-Experten neu einzustellen. Mehr dazu.
Februar: PSA plant Batteriezellfabriken
Als erste große Automobil-Veranstaltung des Jahres fällt der Genfer Salon 2020 in Folge der Coronapandemie aus. Die Organisatoren hatten zuvor alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Messe durchzuführen, mussten sich jedoch den Regularien der Behörden in der Schweiz und den Absageplänen verschiedener Autobauer beugen.
Die EU-Kommission gibt grünes Licht für höhere Kaufprämien bei der Anschaffung von Elektroautos. Die Fördersätze gelten auch rückwirkend für Zulassungen aus dem November und Dezember 2019. Konkret steigt die Förderung für Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro von 4.000 Euro auf 6.000 Euro. Für Autos mit einem Listenpreis über 40.000 Euro soll der Zuschuss künftig bei 5.000 Euro liegen.
Total und PSA geben den Startschuss für eine gemeinsame Fertigung von Batteriezellen. Bereits Mitte 2021 soll eine auf Forschung und Entwicklung ausgerichtete Pilotanlage in Betrieb gehen. Anschließend soll je eine Produktionsanlage in Frankreich und Deutschland entstehen. Mehr dazu.
März: GM investiert in Zukunftstechnologien
Die erste Coronawelle trifft die Automobilbranche. Nahezu alle Hersteller müssen Werke schließen und Kurzarbeit anordnen. In China werden hingegen erste Werke wieder hochgefahren. Wichtige Industrieevents wie die Hannover Messe Industrie oder der Cebit-Nachfolger Twenty2x fallen aus.
Porsche öffnet die dritte Generation des modularen Infotainmentbaukastens (MIB) für Drittanbieter. Die im Taycan erstmals genutzte Variante der Plattform lasse sich durch die im System integrierte Containerisierungslösung Docker durch neue Softwareanwendungen erweitern, so der Hersteller. Darin werden Apps samt ihrer Abhängigkeiten in Containern gebündelt, so dass sie auch nachträglich auf das System aufgespielt werden können.
Der deutsche Automarkt bricht ein: 215.100 Fahrzeuge kommen im März neu auf die Straßen Deutschlands – 38 Prozent weniger als im März des Vorjahres. Auch bei den Herstellern in den USA brechen die Absatzzahlen ein. Gleichzeitig boomt der Markt für E-Autos: Insgesamt 19.775 Fahrzeuge werden zugelassen – ein Plus von 104 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
General Motors kündigt massive Investitionen in Zukunftstechnologien an. Bis zum Jahr 2025 sollen rund 20 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von elektrischen und selbstfahrenden Autos gesteckt werden. Gleichzeitig verspricht GM Elektromodelle für alle Marken aus dem eigenen Konzern. Mehr dazu.
April: Keine Brennstoffzellen-Pkw bei Daimler
Die Coronapandemie fordert unter den Autoherstellern das erste Opfer: Der Aachener Elektro-Autobauer e.Go beantragt ein Schutzschirmverfahren. Das Verfahren bewahrt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Im Juli wird ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angemeldet, bevor im September mit dem niederländischen Finanzinvestor ND Industrial Investments B.V. ein Retter für das Unternehmen gefunden wird.
Seit 2005 verleiht das B2B-Netzwerk Deutsche Fachpresse den Award „Fachmedium des Jahres“ – 2020 erhält die Media-Manufaktur den Preis in der Kategorie „Beste Veranstaltung“ für den automotiveIT-Kongress, der 2020 gemeinsam mit dem carIT-Kongress im Oktober stattfindet.
Der Robotik-Experte Kuka und BMW unterzeichnen eine Vereinbarung über die Lieferung von 5.000 Industrierobotern, die vor allem im Karosseriebau zum Einsatz kommen sollen.
Renault steigt aus seiner Partnerschaft mit dem chinesischen Automobilhersteller Dongfeng aus. Das Unternehmen verringert damit seine Aktivitäten in China weiter.
Die Entwicklung der Technik für Brennstoffzellenautos findet bei Mercedes-Benz nach mehreren Jahrzehnten ein Ende. Als Gründe führt der Autobauer schwierige Marktbedingungen an, die dazu führen, dass Skalierungseffekte ausbleiben und Wasserstofffahrzeuge preislich mit batterieelektrischen Fahrzeugen mittelfristig nicht konkurrenzfähig seien. Mehr dazu.
Mai: BMW launcht Update für 500.000 Autos
Zahlreiche Hersteller beginnen damit, ihre Werke nach der Coronapause wieder hochzufahren. Tesla-Chef Elon Musk liefert sich im Rahmen des Produktionsstarts am Hauptsitz Fremont sogar einen Schlagabtausch mit den örtlichen Behörden. Dennoch sind die Folgen der Krise lange nicht beseitigt: FCA rutscht im ersten Quartal mit 1,7 Milliarden Euro ins Minus, bei Renault und Nissan stehen bis zu 35.000 Jobs auf der Kippe und die geplante Nutzfahrzeug-IAA 2020 wird abgesagt.
Daimler verschärft seine eigenen Klimavorgaben und will seine Pkw-Produktion nun weltweit bis 2022 CO2-neutral machen. Bisher galt das Ziel nur für die europäischen Werke, nun sollen es alle mehr als 30 Pkw- und Van-Werke und auch die weltweite Batterieproduktion bis dahin erreichen.
BMW bereitet sich darauf vor, die Software von mehr als einer halben Million Fahrzeugen per Over-the-Air-Update zu aktualisieren. Die Upgradeaktion sei die größte Kampagne dieser Art, die je ein europäischer OEM umgesetzt habe, betonte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Nahezu parallel kündigt Ford an, den Mustang Mach-E per OTA-Updates zu aktualisieren. Mehr dazu.
Juni: Neue Kooperationen beim autonomen Fahren
VW-Konzernchef Herbert Diess gibt die Führung der Kernmarke an den bisherigen Co-Geschäftsführer Ralf Brandstätter ab. Brandstätter hatte schon zuvor wichtige Bereiche des Tagesgeschäfts bei VW gelenkt. Zum 1. Juli übernimmt der bisherige Chief Operating Officer allein das Ruder.
BMW und Daimler beenden ihre Entwicklungskooperation im Bereich des autonomen Fahrens. Beide Unternehmen hätten sich nach „intensiver Prüfung und im besten partnerschaftlichen Einvernehmen“ darauf geeinigt, sich auf ihre „eigenen Entwicklungspfade“ zu fokussieren und den Austausch zur Fortentwicklung des automatisierten Fahrens ruhen zu lassen, heißt es seitens der beiden Autobauer.
Gleichzeitig sprießen beim autonomen Fahren weitere Partnerschaften aus dem Boden: Volvo verkündet eine Kooperation mit der Google-Tochter Waymo, Volkswagen steigt bei der Ford-Tochter Argo AI ein, während das GM-Unternehmen Cruise den Radarspezialisten Astyx übernimmt. Mehr dazu.
Juli: Daimler baut 20.000 Stellen ab
Fiat Chrysler und PSA kündigen an, nach ihrer Megafusion unter der Dachmarke Stellantis agieren zu wollen.
Continental macht im Rahmen seines Großumbaus zwei Werke zu. Die Standorte in Rubí (Spanien) und Nogales (Mexiko) sollen nach einem Beschluss des Aufsichtsrates geschlossen werden. Bis zum Ende des Jahres verschärft sich der Kurs des Zulieferers deutlich: Im Herbst fällt die Entscheidung, das Reifenwerk in Aachen Ende 2021 und den Standort in Karben bis Ende 2024 zu schließen. Darüber hinaus sind Stellenstreichungen im fünfstelligen Bereich vorgesehen.
Die spanische Volkswagen-Tochter Seat kündigt an, bis 2025 fünf Milliarden Euro in Forschung sowie in die Entwicklung neuer Modelle und Werke zu investieren. Man habe das Ziel, am katalanischen Hauptstandort Martorell vollelektrische Fahrzeuge zu fertigen.
Die Pläne Daimlers für einen Stellenabbau sind im Juli lange bekannt, nun stehen allerdings auch die Dimensionen der Sparmaßnahme fest, die bis zu 20.000 Beschäftigte betreffen wird. Mehr dazu.
August: BMW präsentiert Zehnjahresplan
Hyundai launcht unter der eigenen Dachmarke Ioniq eine Reihe neuer batterieelektrischer Fahrzeuge. In den kommenden vier Jahren sollen die Modelle Ioniq 5, Ioniq 6 und Ioniq 7 auf den Markt kommen.
Die Daimler-IT präsentiert gemeinsam mit den Produktionsverantwortlichen bei Mercedes-Benz Cars das digitale Ökosystem MO360. Mithilfe der Plattform laufen in Echtzeit Informationen zusammen, die in mehr als 30 Fabriken weltweit im laufenden Fertigungsprozess anfallen.
Mit einem Zehnjahresplan für Nachhaltigkeit bekennt sich BMW zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau der Elektromobilität. Weltweit wird bis 2019 rund eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge der Marken BMW und Mini auf 74 Märkten angeboten, bis 2021 soll es mehr als eine Million sein. Mehr dazu.
September: VW erobert Spitze des Innovationsrankings
Mit einigen Wochen Verzögerung erhalten die ersten Kunden das neue Elektroauto ID.3 von Volkswagen. BMW schließt gleichzeitig die Umbauarbeiten am Standort München ab, um die Produktion fit für den i4 zu machen.
Rund 730 Millionen Euro investierte Daimler in die Factory 56 im Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen. Zeitgleich mit der Einweihung des 220.000 Quadratmeter großen Areals feiert die neue S-Klasse dort ihre Weltpremiere.
Volkswagen kündigt an, in China zusammen mit seinen Gemeinschaftsunternehmen zwischen den Jahren 2020 und 2024 rund 15 Milliarden Euro in den Ausbau der E-Mobilität zu investieren. Die Summe kommt zu geplanten Investitionen in Höhe von 33 Milliarden Euro hinzu, die der Konzern im Zuge seiner Elektrifizierungsstrategie im selben Zeitraum weltweit ausgeben will.
Nach einem Jahr Pause hat der Volkswagen-Konzern die Spitze des Innovationsrankings in den Bereichen Vernetzung, Fahrerassistenz und Bedienung zurückerobert. Im Connected-Car-Innovation-Index 2020 von carIT und dem CAM zeigt sich insgesamt allerdings eine leichte Innovationsmüdigkeit bei den OEMs. Mehr dazu.
Oktober: Daimler setzt voll auf E-Mobilität
Erstmals findet der automotiveIT-Kongress 2020 gemeinsam mit dem neuen carIT-Kongress vollständig virtuell statt. Zu den Topreferenten der Digitalpremiere zählen unter anderem Volkswagen-CIO Beate Hofer, Volvo-CTO Henrik Green und Continental-Vorstand Helmut Matschi.
Während die Coronapandemie den Automarkt insgesamt ausbremst, legt Tesla weiter kräftig zu. Der US-Elektro-autobauer von Elon Musk bringt im dritten Quartal 139.300 Fahrzeuge an die Kundschaft.
Volkswagen setzt den Umbau mehrerer Werke für die Produktion von E-Autos fort und investiert in die dafür nötige Automatisierung. Der OEM ordert rund 2.200 spezialisierte Roboter, die in den umgestalteten Fabriken in Emden, Hannover und Chattanooga eingesetzt werden sollen.
Daimler kündigt an, künftig voll auf E-Mobilität zu setzen. Man strebe nicht weniger als „die führende Position“ bei Elektroantrieben und Fahrzeugsoftware an, heißt es beim Hersteller. Mehr dazu.
November: BMW plant Plattform für E-Autos
Der Volkswagen-Konzern will trotz der hohen Unsicherheit durch die Coronakrise seine Investitionen in den kommenden fünf Jahren stabil halten. Gleichzeitig steckt der Konzern knapp die Hälfte der geplanten Gesamtausgaben von etwa 150 Milliarden Euro bis einschließlich des Jahres 2025 in Zukunftstechnologien wie alternative Antriebe und Digitalisierung.
Tesla-Chef Elon Musk will die künftige Gigafactory bei Berlin auch zur weltgrößten Batteriefabrik machen. In Grünheide sollen jährlich rund 500.000 Wagen vom Typ Model 3 und Model Y vom Band laufen.
Um Innovationen bei den CASE-Themen zu fördern und das Virtual Testing zu verbessern, stellt GM 3.000 neue Mitarbeiter ein.
BMW verkündet die Entwicklung einer rein elektrischen Plattform für seine Autos. Bisher hatte der Hersteller aus Kostengründen darauf verzichtet, während die Konkurrenz in Gestalt von Volkswagen, Porsche, Audi und Daimler bereits derartige Plattformen entwickelt oder angekündigt hatten.
Dezember: BMW und AWS vertiefen Cloud-Kooperation
Der Fahrdienstvermittler Uber gibt die Entwicklung einer eigenen Technologie für selbstfahrende Autos auf. Die entsprechende Abteilung wird vom Roboterwagen-Startup Aurora übernommen.
Hyundai hat eine neue Plattform Für E-Autos vorgestellt. Die Electric-Global Modular Platform (E-GMP) der Hyundai Motor Group bildet die technologische Basis für die nächste Elektrofahrzeuggeneration des Konzerns. Diese wird 2021 im neuen Hyundai Ioniq 5 zum Einsatz kommen.
General Motors macht bei seiner strategischen Partnerschaft mit dem Tesla-Rivalen Nikola einen Rückzieher. Eine zunächst geplante Aktienbeteiligung an dem Elektroauto-Startup soll es nun vorerst doch nicht geben.
Amazon Web Services (AWS) und die BMW Group vertiefen ihre Zusammenarbeit im Bereich Cloud. Als Teil der Zusammenarbeit wird der OEM Daten aus Geschäfts- und Betriebsbereichen in über 100 Ländern auf AWS migrieren. Mehr dazu.