Roland Villinger von Skoda auf dem Mobility Circle 2024

„Wir müssen das Beste aus beiden Welten vereinen, um unseren Kunden zu bieten, was sie fordern“, betonte Roland Villinger, Leiter Unternehmens-, Produktstrategie und Generalsekretariat bei Škoda, auf dem Mobility Circle 2024. (Bild: Marko Priske)

Eine Branche voller selbstbewusster, traditionsreicher Unternehmen steckt durch die Elektromobilität in einer Phase der Unsicherheit fest: Lade- und Reichweitenangst hält bei Endkunden an, Hersteller müssen durch instabile Absatzzahlen navigieren und Sparmaßnahmen der Politik sorgen für ein Förderstopp.

Der Wandel hin zur Elektromobilität polarisiert noch immer und läuft erst recht nicht so gradlinig ab, wie vielleicht vom einen oder anderen erwartet. „In der EU sollen ab 2035 nur noch solche Neuwagen mit Verbrennermotor zugelassen werden, die beim Fahren CO2-emissionsfrei sind“, heißt es noch immer auf der Website der Bundesregierung und somit steht das ausgerufene Verbrenner-Aus - auch wenn viele Stimmen seine Umsetzbarkeit massiv anzweifeln.

Skoda setzt auf Antriebsvielfalt

Auch Roland Villinger, Leiter Unternehmens-, Produktstrategie und Generalsekretariat bei Škoda, weiß um die Unsicherheit rund um die Elektro-Transformation. Auf dem Mobility Circle 2024 in München beginnt er seine Keynote mit viel Verständnis für die schwierige Lage: „Das Ziel lautet ‘Verbrenner-Aus 2035‘, aber ob da das letzte Wort schon gesprochen ist, bleibt unklar. Durch diese Volatilität zu navigieren, ist momentan für niemanden in der Autoindustrie einfach.“

Anschließend präsentiert Villinger die Next Level-Strategie des OEMs, die darauf abzielt, individuelle Kundenbedürfnisse flexibel mit unterschiedlichen Elektro- und Verbrennerfahrzeugen zu erfüllen. Grundlegende besteht diese Zukunftsstrategie aus Maßnahmen und Zielen in drei Bereichen: Brand & Market, People & Company und Technology & Quality. Was letzteren Punkt und damit auch die Antriebsvarianten betrifft, bezieht sich der Škoda-Experte auf einen ausgeprägten Kundenfokus, den Škoda als älteste Marke im VW-Konzern bereits seit knapp 130 Jahren verfolge. „Wir müssen das Beste aus beiden Welten vereinen, um unseren Kunden zu bieten, was sie fordern“, betont der Strategie-Verantwortliche des tschechischen Autobauers. Damit knüpfte er an verschiedene Automotive-Akteure an, die bereits am Vortag auf dem automotiveIT car.summit die Idee des User-Defined-Vehicle forcierten, um den Herausforderungen des SDV zu begegnen. „Bei der Definition des Software-Defined Vehicle geht es oft um Erwartungen an die Technik und zu selten um den Mehrwert für den Kunden“, erklärte zum Beispiel Benjamin Steinmetz, Produkt Management Direktor Europa bei NIO.

Um den deutlichen Fokus aus Markt- und Kundenanforderungen zu unterstreichen, präsentiert Villinger auf dem Mobility Circle zudem eine Weltneuheit: Nur eine Stunde nachdem er offiziell in Indien offenbart wurde, darf auch das Kongress-Publikum einen Blick auf den neuen Skoda Kylaq werfen. Der kleine Kompakt-SUV mit Benzinmotor soll 2025 ausschließlich auf dem indischen Markt für einen Spitzenpreis von gerade einmal 9.000 Euro starten. „Indien geht, was Dynamik und Geschwindigkeit angeht, in Richtung des chinesischen Marktes. Wir sehen dort viel Potenzial und glauben, der indische Automobilmarkt wird schon bald zum drittgrößten weltweit werden. Diese Entwicklung wollen wir vorantreiben und müssen dafür lokalisieren“, erklärt Villinger.

BMW rückt den Kunden in den Fokus

Mike Reichelt, Leiter Neue Klasse bei BMW, schließt sich in seinem Vortrag ebenfalls einem kundenzentrierten Ansatz für die Mobilität der Zukunft an. Der bayerische OEM setzt mit der Neuen Klasse auf eine Modellgeneration, die konsequent auf die veränderten Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sei und das Unternehmen zugleich in die Zukunft der Mobilität führen werde. Im Zentrum dieser Strategie steht die Elektrifizierung – doch nicht ausschließlich. So wird die Neue Klasse zwar vollelektrische Modelle bieten, BMW bekräftigt jedoch auch, dass Verbrenner und hybride Antriebe weiter verfügbar sein werden - insbesondere in Märkten, in denen die Infrastruktur und Nachfrage für reine E-Mobilität noch begrenzt sind.

Dr. Mike Reichelt Leiter Neue Klasse BMW auf dem Mobility Circle 2024
„Die Parallelität von unterschiedlichen Antriebsformen wird uns noch lange begleiten" prophezeit Mike Reichelt, Leiter Neue Klasse BMW. (Bild: Marko Priske)

Neue Klasse soll Reichweiten- und Ladeangst beenden

Diese doppelte Antriebsstrategie spiegele BMWs Kundenorientierung wider: „Der Kundenwunsch steht im Mittelpunkt,“ betont Reichelt. Neben einer breiteren Modellpalette plant der OEM auch technologische Innovationen in den Bereichen Reichweite und Ladegeschwindigkeit, mit denen er die bisher typischen Unsicherheiten der Fahrer in Bezug auf E-Mobilität adressiert. So soll die nächste Generation der Neuen Klasse mindestens 30 Prozent mehr Reichweite bieten als aktuelle Modelle. Ein weiteres Highlight sei das Headup-Display des Fahrzeugs, das Informationen direkt ins Sichtfeld des Fahrers projiziert.

Neben der Elektrifizierung betont BMW die Bedeutung der Zirkularität: Das Unternehmen plant, mehr Sekundärrohstoffe zu verwenden und die Fahrzeuge von Beginn an zirkulär zu konzipieren. Damit soll der ökologische Fußabdruck weiter gesenkt werden, was besonders für nachhaltigkeitsbewusste Kunden einen Pluspunkt darstellen kann. Indem BMW konsequent auf ein digitales, nachhaltiges und kundenorientiertes Konzept setzt, will das Unternehmen die Tradition der Freude am Fahren in die nächste Ära führen – und dabei gleichzeitig flexibel auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Kunden reagieren. Ob E-Mobilität oder Verbrennungsmotor: „BMW sieht in der Vielfalt der Antriebe eine Stärke, um die unterschiedlichen Anforderungen weltweit optimal zu bedienen“, unterstreicht Reichelt.

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