Wie in der Vorgängerstudie im letzten Jahr belegt Tesla wieder den ersten Platz in allen bewerteten Märkten in China, Europa und den USA. Die aktuelle Studie von BearingPoint bewertet die Online-Shops der führenden Automobilhersteller erneut in drei Phasen der Customer Journey: Verkaufsanbahnung, Verkauf und Fahrzeugübergabe. Dabei wurden gesamt 17 Kundenkontaktpunkte wie Probefahrten, Finanzierungsmöglichkeiten oder Fahrzeugkonfiguration untersucht.
Der Management- und Technologieberatung zufolge führt der US-Elektroautobauer das Ranking zwar nach wie vor an, doch der Druck nehme zu. So überzeuge etwa die Elektromarke Polestar mit ihrem ähnlichen Geschäftsmodell, wie auch Mercedes-Benz mit seinem Online-Shop im Vereinigten Königreich.
Auch Hersteller wie Citroën, Renault und Fiat verschärfen mit neuen Online-Shops auf den europäischen Märkten den Wettbewerb. Für deutsche Hersteller ergibt sich der Studie zufolge ein heterogenes Bild: Zwar belegt Mercedes-Benz in Europa einen guten Platz im oberen Viertel des Rankings, die weiteren deutschen OEMs bleiben aber eher im Mittelfeld. In China würden sie weiterhin um die Spitzenplätze mit Tesla und chinesischen sowie japanischen Wettbewerbern konkurrieren, während die deutschen Hersteller in den USA nicht vertreten seien, konstatieren die Marktbeobachter.
Online-Vertrieb erlebt 2022 einen Boom
Den Marktexperten zufolge hat sich die Zahl der Online-Shops in den untersuchten Märkten im Vergleich zur Studie 2021 von 31 auf 60 fast verdoppelt. BearingPoint hat 14 neue Automobilhersteller identifiziert, die ihre Neuwagen online verkaufen. Deutschland und Spanien stehen laut der Analyse in Bezug auf die Anzahl der verfügbaren Online-Shops an der Spitze des Kontinents. China bleibe mit gesamt zwölf bewerteten Online-Shops der quantitativ größte Markt für Online-Verkäufe, der US-Markt liege mit nur sieben Online-Shops noch etwas hinter den anderen Regionen zurück.
Da immer mehr Automobilhersteller den Online-Vertrieb anbieten, gestaltet sich die Differenzierung immer schwieriger. "Ein Online-Shop ist kein Unterscheidungsmerkmal mehr, sondern ein Must-Have: Marken können sich nur noch dadurch differenzieren, dass sie führend im Bereich Kundenerlebnis und Design sind, kombiniert mit einer dahinterstehenden hervorragenden Servicequalität", erläutert Christoph Landgrebe, Partner bei BearingPoint. Dabei hebt die Studie den Konfigurator von Lucid Motors in den USA und die Tesla-Bestellverfolgung hervor.
Noch aber mangele es vielen Online-Shops an wichtigen Funktionen, zudem würden interne Altsysteme und Prozesse den Rollout verlangsamen. Im Vergleich zu den Online-Champions seien traditionelle Autobauer derzeit nach wie vor viel zu weit weg vom Kunden, sagt Stefan Penthin, globaler Leiter Automotive bei BearingPoint. "Deutsche Automobilhersteller müssen aufpassen, dass sie beim Thema Online-Vertrieb nicht abgehängt werden und dadurch die Gesamtvertriebsleistung der einzelnen Marken beeinträchtigt wird."