Tastatur und Suchschlitz

Sehr viele Automobilzulieferer tun viel zu wenig, um von B2B-Kunden im Netz gefunden zu werden. (Bild: Adobe Stock / sompong)

Wenn es um moderne, digitale Kundenansprache geht, stehen zumeist die Automobilhersteller im Rampenlicht. Auf welchen Plattformen im Netz kommen OEMs an neue Käuferschichten? Welche digitalen Touchpoints im Kundenalltag sind relevant? Wie müssen Store-Konzepte angesichts von Technologien wie dem Metaverse aufgezogen werden? Alles Fragen, auf die die Automarken schnellstens eine Antwort finden müssen.

Doch wie sieht es eigentlich mit der digitalen Potenz der Automobilzulieferer aus? Auch im klassischen B2B-Geschäft gilt es, ein möglichst personalisiertes und reibungsloses Nutzererlebnis für Geschäftskunden anzubieten. Wie eine neue Untersuchung der britischen Digitalagentur Ultimedia nun herausgefunden hat, mangelt es der weltweiten Zulieferindustrie spürbar an digitaler Reife. Viele Unternehmen hätten längst noch nicht auf einen Digital-First-Ansatz umgestellt, traditionelle Offline-Arbeitspraktiken seien weiterhin die Norm, so die Experten.

Die Basis: Das Top 100 Ranking der Autozulieferer

Poster Top 100

Für die Auswahl der im Ultimedia-Report untersuchten Zulieferer wurde das Top 100 Ranking der globalen Autozulieferer 2022 von Automobil Produktion zugrunde gelegt. Die neueste Version dieses Branchenbarometers erscheint am 18. Juli 2023 in der Printversion. Die Möglichkeit, die Ergebnisse online einzusehen und das Poster herunterzuladen, finden Sie hier.

"Die digitalen Dienstleistungen der Automobilzulieferer sind mangelhaft. In einem Sektor, der für Innovation und die Erfüllung der Bedürfnisse der Zielgruppe bekannt ist, fanden wir zahlreiche Beispiele für schlechte Praktiken und verpasste Möglichkeiten, den Kunden ein großartiges User-Erlebnis zu bieten“, stellt Ultimedia-Geschäftsführer Craig Johnson fest. „Die Branche verfolgt beim digitalen Marketing einen Einheitsansatz und geht nicht auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen ein.“

Warum Supplier im Netz nicht abliefern

Der Studie zufolge verfügen 85 Prozent der weltweit führenden Autozulieferer und ihre Marken über ineffektive Websites und liegen in Bezug auf den digitalen Reifegrad weit hinter anderen Automobilunternehmen zurück. Zu den festgestellten Mankos gehören dabei Sicherheitsprobleme, ineffektive Botschaften, frustrierend lange Ladezeiten und schlecht ausgeführtes digitales Marketing.

Produkte von Zulieferern seien häufig schwierig zu finden, schlecht dokumentiert oder nicht mit einem einzigen Website-Besuch zu bestellen, erklärt Experte Johnson. „Hersteller von Autoteilen müssen ihre digitalen Kanäle innovativ gestalten, um den Bedürfnissen der Kunden in einem dynamischen Markt gerecht zu werden."

Um den Reifegrad der Netzperformance der Unternehmen taxieren zu können, haben die Analysten Faktoren wie Websiteeffektivität, mobile Verfügbarkeit, SEO, Personalisierung oder soziale Medien unter die Lupe genommen.

Websites der Zulieferer sind langsam und nicht SEO-optimiert

Für das Online-Nutzungserlebnis enorm wichtig ist die Ladegeschwindigkeit, da hier ein schlechter Wert zu hohen Abbruchquoten führen kann. Der von Google angegebene Richtwert liegt bei unter drei Sekunden. Laut Studie erfüllen mit PIV, Joyson Safety und Panasonic Automotive nur drei Zulieferer diese grundlegenden Geschwindigkeitsanforderungen. Dazu kommt, dass viele Unternehmen aus der Branche ihre Websites nicht für die mobile Nutzung optimiert hätten – immerhin 23 Prozent verfehlen diese heutzutage enorm wichtige technische Verfügbarkeit.

Auch die Sichtbarkeit der Website über die bekannten Suchmaschinen ist im B2B-Bereich von größter Relevanz. Um diese zu maximieren, gilt es nicht nur für Firmen aus der Automobilindustrie, ihre Online-Angebote nach den Maßgaben der Search Engine Optimization (SEO) auszurichten. Entsprechende Verfahren für die organische Suche werden dabei nur von den wenigsten Top-Zulieferern gut umgesetzt. Dazu gehören TE Connectivity, LG Electronics, Pirelli, Continental, Goodyear und Panasonic.

Personalisierung und Social Media kein Thema

Weniger Akquise-Kosten, mehr Umsatz und effizienteres Marketing können sich Zulieferer auch durch ein maßgeschneidertes Nutzererlebnis erwarten. Umso erstaunlicher die Ergebnisse der Ultimedia-Untersuchung: Demnach personalisiert von 50 weltweit agierenden Zulieferern nur ein einziger das digitale Erlebnis für die eigenen Nutzer: Bosch. Das könnte sich für den weltgrößten Autozulieferer auszahlen: Nur zwei Prozent der Website-Besucher konvertiert (Beispiel: Kauf eine Produkts) beim ersten Besuch der Homepage, der überwiegender Teil der Nutzer kehrt mindestens einmal auf die Seite zurück, bevor die gewünschte Aktion ausgeführt wird.

Die Großen der Branche müssen nachsitzen

Zu den digitalen Top-Performern unter den internationalen Zulieferern gehören laut Ultimedia der Schweizer Vernetzungs- und Sensorspezialist TE Connectivity, LG Electronics, Magna, Pirelli und der einzige deutsche Konzern unter den Top 5: Continental. Auf den Plätzen sechs bis zehn folgen BASF, Goodyear, Aptiv, Panasonic und Bosch. Der zweitgrößte deutsche Tier-1, ZF Friedrichshafen, liegt nur auf Rang 18, der Elektronik- und Lichtspezialist Hella komplettiert die Top 20.

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