Android Auto im Einsatz in einem Opel-Fahrzeug

Touch-Infotainmentsysteme wie Apple CarPlay oder Android Auto lenken den Fahrer bislang noch zu stark ab. (Bild: Opel)

Sie sind mittlerweile aus keinem modernen Fahrzeug mehr wegzudenken: Vernetzte Infotainmentsysteme wie Android Auto oder Apple Carplay. Die Konnektivtitätsdienste der beiden marktbeherrschenden Smartphone-Betriebssysteme sollen den Autofahrer im Idealfall komfortabel und möglichst barrierefrei den Weg weisen, Anrufe tätigen lassen oder mit Musik versorgen.

Doch scheint dabei die Nutzung der Systeme alles andere als ablenkungsfrei und ungefährlich zu sein. Wie eine Studie der britischen Verkehrssicherheitsorganisation IAM RoadSmart ermittelt hat, verlangsamt die Nutzung von Android Auto und Apple Carplay via Touchscreen die Reaktionszeit um mehr als 50 Prozent. Typischerweise reagiert ein nicht abgelenkter Fahrer innerhalb einer Sekunde. Dagegen lägen vergleichbare Werte wie zum Beispiel Ablenkung durch Alkohol- oder Cannabis-Konsum, Texting oder die Bedienung der Systeme via Sprache deutlich darüber.

Wie die Studie, bei der Probanden in einem Simulator mit verschiedenen Verkehrssituationen und unterschiedlichen Ablenkungsszenarien konfrontiert wurden, zudem zeigt, nehmen Fahrer beim Bedienen des Infotainments mehr als 16 Sekunden die Augen von der Straße.

„Fahrerablenkung ist schätzungsweise bei einem Drittel aller Autounfälle in Europa jedes Jahr ein Faktor“, sagt Studienleiter Neil Greig. „Frühere Studien haben zwar gezeigt, dass Apple Carplay und Android Auto weniger ablenken als klassische Knöpfe oder Regler, doch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung werfen einige ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Entwicklung und der Verwendung der neuesten Infotainmentsysteme im Fahrzeug auf.“

Für die Studie der britischen Organisation mussten die Probanden eine Testreihe von drei simulierten Fahrten absolvieren, um den Einfluss der Systeme auf die Aufmerksamkeit festzustellen. Im ersten Testlauf sollten die Fahrer nicht mit dem Infotainment interagieren, im Zweiten per Sprachsteuerung und im Dritten via Touchscreen-Bedienung. Letzterer Durchlauf zeigte eine deutlich größere Ablenkung als die anderen beiden.

IAM RoadSmart drängt daher darauf, dass bei den Systemen jetzt nachgearbeitet wird: „Wir rufen Industrie und Politik dazu auf, solche Systeme öffentlich zu testen und zu genehmigen sowie einheitliche Standards zu entwickeln, die tatsächlich dazu beitragen, die Ablenkung der Autofahrer zu minimieren“, so Experte Neil Greig.

Grafik Iam Roadsmart
(Bild: IAM RoadSmart)

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