Parkplatz mit verschiedenen Fahrzeugen aus der Vogelperspektive.

Die Stellplatzsuche bleibt eines der drängendsten Probleme im Straßenverkehr. (Bild: Andreas Croonenbroeck)

Es sollte eine Erfolgsstory werden: Nachdem die beiden süddeutschen Premiumhersteller BMW und Daimler im Februar 2019 die Parkplatz-App Park Now in ihr Mobilitätsportfolio Your Now aufnahmen, frohlockten viele Experten und Analysten, dass nun ein umfangreiches Ökosystem mit digitalen Diensten rund um die Mobilität der Zukunft entstehen könnte. Gut 2,5 Jahre später ist von dieser Euphorie nicht mehr viel übrig. Mit dem Verkauf von Park Now an den schwedischen Anbieter Easypark ziehen die beiden OEMs einen Schlussstrich unter ihren Ausflug in die Welt der digitalen Parkplatzdienste.

Und wenn es schon zwei Platzhirsche aus der Automotive-Welt nicht schaffen, mit ihrem Service in die schwarzen Zahlen zu rutschen, wie soll es da erst Startups und kleinen Mobilitätsprovidern gelingen, das Geschäft profitabel zu gestalten, mögen Pessimisten nun fragen. Doch an der eigentlichen Problematik – der zeit- und nervenaufreibenden Suche nach freien Parkplätzen in Innenstädten – hat sich kaum etwas geändert.

Bereits 2017 verwendeten die Deutschen nach einer Erhebung des Verkehrsanalysten Inrix jährlich 41 Stunden auf die Parkplatzssuche. Die verschwendete Zeit, der zusätzliche Kraftstoff und die zusätzliche Abgasbelastung durch den Suchverkehr kostete die Deutschen schon damals mehr als 40 Milliarden Euro. Und die Lage hat sich in den Innenstädten in den letzten Jahren nicht gerade entspannt – im Gegenteil: Durch die Coronapandemie hat das eigene Auto im Vergleich zu Sharing-Angeboten und dem ÖPNV wieder an Attraktivität dazugewonnen. Der zusätzliche Pkw-Verkehr wirkt sich dabei massiv auf die Parkplatzsituation in den Ballungsräumen aus.

Auf dem Markt tummeln sich viele Anbieter

Glücklich darf sich also derjenige schätzen, der eine (oder mehrere) der zahlreichen Parkplatz-Apps auf dem Smartphone hat. Laut des aktuellen Mobility Services Report (MSR), den automotiveIT gemeinsam mit dem Center of Automotive Management (CAM) turnusmäßig erstellt, tummelten sich im vergangenen Jahr 57 verschiedene Parkplatz-Dienste auf dem Markt. Auf dem Spitzenplatz des MSR landet das schwedische Unternehmen Easypark, welches sich auf den Bereich Handyparken spezialisiert hat. Insbesondere beim Bezahlsystem kann EasyPark Bestwerte erzielen.

Auffällig ist im Ranking die Dominanz der Autobauer in diesem. Insbesondere die deutschen Hersteller um Volkswagen, BMW, Daimler, aber auch Hyundai finden sich bei mehreren Servicetypen in den Top Ten. Dies liegt unter anderem daran, dass die Parkplatzdienste vielfach Teil der Online-Services sind, die die Hersteller als Teil ihrer Fahrzeugausstattung anbieten. In vielen Fällen arbeiten die Hersteller aber auch mit den großen Parkdatenanbietern wie Parkopedia oder Inrix zusammen, die ihre Daten ähnlich einem White-Label-Ansatz den Autoherstellern zur Verfügung stellen, die diese dann ihren Kunden gegenüber vermarkten.

Vogelperspektive von Fahrzeugen im Parksuchverkehr
Here und Inrix partnern bei Parkdiensten, die freie Stellflächen entlang von Straßen und in Parkhäusern umfassen. (Bild: Here)

Ähnlich geht etwa auch Kartenanbieter Here vor, der Hyundai seine Mapping-Dienste für das On-Street-Parking zur Verfügung stellt. „Im Bereich der Parkplatzdienste tummeln sich viele verschiedene Akteure und Stakeholder, dadurch ist der ganze Markt sehr fragmentiert“, sagt Victor van Dinten, Head of Indoor, Parking & Charging bei Here Technologies. Die Wahrscheinlichkeit, eine markenübergreifende „Super-App“ mit allen relevanten Park- und Mobilitätsdiensten Diensten aufzubauen, sei laut van Dinten daher auch kaum zu realisieren. Für Here gehe es insbesondere darum, relevante Daten und Dienste für für die Infotainmentwelt von Autobauern anzubieten, um Fahrern ein durchgehendes Erlebnis zu ermöglichen.

So arbeitet das Unternehmen etwa mit Volvo zusammen, wenn es um die Bereitstellung von Kartendaten für Off-Board-Cloud-Dienste geht. Zudem arbeitet Here seit September letzten Jahres gemeinsam mit Inrix an einer neuen Parklösung, die Parkplätze entlang von Straßen und in Parkhäusern, dynamische Tarife und Indoor-Karten umfassen soll. Here reichert dafür seine Karten mit Daten von Inrix an. Dabei handelt es sich zum einen um statische und dynamische Daten zu On-Street-Parkplätzen in mehr als 1.100 Städten in 65 Ländern, und zum anderen um Daten zu Off-Street-Parkplätzen in über 20.000 Städten in 150 Ländern.

Dank der Kombination der verschiedenen Datensätze können Fahrer zu einem verfügbaren Parkplatz in einem Parkhaus navigieren und sich im Anschluss mittels einer begleitenden App in Gebäuden wie Flughäfen oder Einkaufszentren zurechtfinden. Anschließend lotst die App den Fahrer wieder zurück zum eigenen Pkw. Fahrer von E-Fahrzeugen können sich außerdem zu einem Stellplatz mit passender Ladeinfrastruktur leiten lassen.

Autonomes Parken als Musterlösung?

Mit Interesse beobachten die Parking-Akteure wohl daher die Feldversuche, die Daimler und Bosch aktuell mit dem Automated Valet Parking am Stuttgarter Flughafen gehen. Denn wenn das Fahrzeug erst einmal eigenständig auf Stellplatzsuche geht, werden auch die digitalen Parking-Dienste von Fremdanbietern überflüssig.

Victor van Dinten ist bei all diesen Entwicklungen jedoch nicht bang: „Wir finden die Ansätze, die Daimler und Bosch verfolgen, durchaus spannend. Der technologische Aufwand für das autonome Indoor Parking ohne digitale HD-Karte ist jedoch enorm und lässt sich nicht ohne die Installation zusätzlicher Infrastruktur umsetzen. Zugleich bieten dynamische Karten die Möglichkeit, Parking-Services mit weiteren Informationen, zum Beispiel zu passenden Stellplätzen für E-Autos und weiteren Standortinformationen anzureichern, sodass sie dem Fahrer auch künftig einen Mehrwert bieten können.“

Ein Mann steht im Parkhaus am Stuttgarter Flughafen und schaut auf sein Smartphone. Im Hintergrund steht eine weiße S-Klasse von Mercedes-Benz.
Daimler und Bosch testen im Parkhaus am Flughafen Stuttgart das Automated Valet Parking. (Bild: Daimler)

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