Herr Smidt, wie positioniert sich Innovusion im Umfeld anderer ADAS-Systeme und Hersteller?
Es gibt viele mit Lidar befasste Unternehmen. Der Schritt vom Prototyp in die Serienherstellung, zumal mit großen Stückzahlen, ist jedoch ein schwieriger. Wir haben ihn gewagt und lernen nun daraus. Unsere Roadmap bei Lidar zahlt auf verschiedenste Anwendungen ein. Ein Feld ist die Weiterentwicklung des Themenumfelds New Mobility und ITS Intelligent Transportation Systems. Neben Automotive fokussieren wir aber auch die industrielle Automatisierung mit Short Range-Systemen, etwa in der Robotik oder bei fahrerlosen Transportsystemen wie autonomen Gabelstaplern.
Zu den Produkten zählt das Lidar-System Falcon, wie es dieser Tage im Elektroauto NIO ET7 startet. Was zeichnet das System aus?
Mit unserem Long Range-System Falcon bieten wir vereinfacht gesagt eine Darstellung, die der eines Films entspricht. Wir können sehr flexibel je nach Kundenanforderungen modifizieren, etwa bei der Auflösung. Falcon bietet 1.500 Scanzeilen pro Sekunde, ein Sichtfeld von 120 x 25° sowie eine Bildrate von zehn FPS. Wir sprechen also von einer extrem hohen Auflösung. Das System eignet sich für Entfernungen bis 500 Meter, bietet aber auch eine hohe Qualität im Kurzbereich. Einer unserer Kunden nutzt Falcon beispielsweise für den Bereich bis 100 Meter. Die 1.550 nm-Technik, auf die wir setzen, ist sehr gut dafür geeignet. Neben diesen Eigenschaften ist ein maßgeblicher Vorteil, dass wir Falcon schon heute in Automotive-Qualität in großen Stückzahlen anbieten können.
Im Bereich Radar bahnt sich mit dem sogenannten 4D-Imaging-Radar eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Lidar-Technologie an. Wie sehen Sie in diesem Kontext die Zukunft von Lidar?
In der Radartechnologie wurden zuletzt große Fortschritte erzielt. 4D ist eine zweifelsohne interessante Technik und ein gutes Angebot im sogenannten Data Fusion-Komplex. Aber auch die Weiterentwicklungen bei Lidar sind umfassend. Konstatieren muss man, dass sich die OEMs – außer Tesla – auf einen Dreiklang bei der Sensorik eingespielt haben. Autohersteller wollen schlicht eine Kamera, einen Lidar und einen Radar im Verbund. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass jede Technologie über eine andere Frequenz verfügt. Diese Kombination bietet sich alleine schon aus Gründen der Risikominimierung an. Ich gehe davon aus, dass wir diesen Dreiklang in den kommenden zehn, womöglich sogar 20 Jahren sehen werden.
Zur Person:
Erich Smidt ist Geschäftsführer von Innovusion Europe und Vice President EMEIA der Innovusion, Inc. Er kann auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in den Bereichen Fernerkundung, Lidar, hochpräzise Navigation und mobile Sicherheitssysteme in der Luft- und Raumfahrt, Meteorologie sowie Automobil- und Bergbauindustrie zurückblicken. Smidt war unter anderem bei Teledyne, Trimble, Leica Geosystems / Hexagon und zuletzt bei Velodyne Lidar tätig, bevor er 2022 zu Innovusion wechselte. Mit dem Lidar Falcon ist Innovusion bereits in der Massenproduktion und steigt mit der Gründung der Innovusion Europe GmbH mit Sitz in Eschborn nahe Frankfurt/M. verstärkt in den europäischen Markt ein.