
Nissan hat unter anderem in London autonomes Fahren getestet. Besonderes Augenmerk galt dabei den zahlreichen Kreisverkehren, die es so in Japan und den USA nicht gibt. (Bild: Nissan)
Der globale Wettbewerb um die Kommerzialisierung autonomer Fahrzeuge hat gerade erst begonnen. Auch Nissan will dabei in Zukunft ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Nach Pilotprojekten in Japan und im kalifornischen Silicon Valley sollen 2027 erste vollautonome Mobilitätsdienste im Stadtteil Minato Mirai in Yokohama starten.
Mit selbstfahrenden Bussen und Taxen plant Nippons Nummer drei die immer älter werdende Gesellschaft mobil zu halten und den Betrieb zu gewährleisten. Das Durchschnittsalter japanischer Taxifahrer beträgt mittlerweile 66 Jahre.
Nissans Feldversuch in England geht zu Ende
Wichtige Erkenntnisse liefert dabei ein aufwendiger Feldversuch, der in diesen Tagen in England endete. Acht Jahre lang hat Nissan die Herausforderungen des Inselreichs erkundet. Besonderes Augenmerk galt dabei den zahlreichen Kreisverkehren, die es so in Japan und den USA nicht gibt, sowie der eher forschen Fahrweise der Briten im Vergleich zu der höflichen Gangart der Japaner.
Im Fokus standen ebenso die Bewährungsproben auf den engen, kurvenreichen Landstraßen bei hohen Geschwindigkeiten rund um Nissans Technical Center Europe in Crainfield sowie die komplexen Anforderungen im teilweise einspurigen innerstädtischen Bereich Londons.
Nissan testete Level-4-Funktionen
Das in zeitliche Abschnitte unterteilte Projekt evolvAD (Autobahn, Stadtzentrum, Wohngebiet, Landstraße) wurde von Nissan, einem Konsortium aus fünf Partnern sowie der britischen Regierung finanziert. Die auf dem elektrischen Leaf basierenden Prototypen waren mit 14 Kameras, zehn Radar- und sechs Lidar-Sensoren ausgestattet und erreichten Level 4 des autonomen Fahrens.
Was bedeutet, dass sich kein Fahrer mehr zum Eingreifen bereithalten muss. Trotzdem saß zur Sicherheit bei allen Testfahrten stets ein Ingenieur hinterm Steuer. Für die Fahrten auf den Landstraßen wurde ein Testfahrzeug zusätzlich mit Brake- und Steer-by-wire-Technologie ausgestattet, was eine deutliche bessere Kontrolle des Grips sowie der Reaktionszeiten garantieren sollte.
Wann schickt Nissan fahrerlose Autos in Serie?
Insgesamt wurden nach Angaben von Nissan im Rahmen des Forschungsprojektes rund 25.000 Kilometer komplett autonom und ohne einen Unfall zurückgelegt. Erste Eindrücke vom Beifahrersitz aus unterstrichen, dass die Technik - zumindest in definierten Testzonen - nahezu fehlerfrei funktioniert. Das absolut sichere autonome Fahren bei Extremwetter wie starkem Schneefall oder bei kompletter Dunkelheit bleiben nach Angaben der Ingenieure noch eine große Herausforderung. Bis hier technische Lösungen gefunden werden, die unter allen Bedingungen unfallfreies, vollautonomes Fahren garantieren, dürfte es noch viele Jahre dauern.
Zudem sind weiterhin entscheidende gesetzliche Regularien ungeklärt und die Akzeptanz bei den Kunden ungewiss. Kein Wunder also, dass sich selbst die Fachleute von Nissan noch immer nicht auf einen Starttermin in Großserie festlegen wollen. Zu hoffen bleibt, dass aus dem Traum vom fahrerlosen Auto kein Alptraum wird.