Cloud-Native Architekturen ebnen den Weg zur Smart Factory
Die Industrie 5.0 ist in aller Munde. Doch worin unterscheidet sie sich eigentlich von Industrie 4.0 – und was braucht es, um dorthin zu gelangen?
Burkhard WarnsingBurkhardWarnsingBurkhard WarnsingCisco Account CTO VW Group
(Bild: Audi)
Industrie 4.0 als Basis
Industrie 4.0 ermöglicht die umfassende Vernetzung von Systemen innerhalb der
Fabrik. Maschinen und Anlagen können über Netzwerke miteinander kommunizieren
(Stichwort: IT/OT-Konvergenz). Präzise und strukturierte Daten über Maschinen
sowie Produktionsprozesse können dadurch gesammelt werden. Diese
maschinenlesbaren Daten werden anschließend mithilfe von Machine Learning
analysiert, während Künstliche Intelligenz sie interpretiert und anwendet.
Dadurch werden große Optimierungs- und Einsparpotenziale bei gleichem oder
sogar geringerem Aufwand möglich.
Der nächste Schritt: Industrie 5.0
All dies bildet die Grundlage für Industrie 5.0, die eine zentrale Steuerung
sämtlicher Prozesse ermöglicht, gestützt und ausgeführt durch orchestrierte
KI-Agenten. Im Idealfall erreicht die Fabrik ein hohes Maß an Autonomie in
Produktion und Steuerung. Ein zentrales Thema ist zudem die Resilienz, sowohl
gegenüber Lieferengpässen (z. B. durch flexible Anpassungen von Linien und
Zulieferern) als auch gegenüber Cyberbedrohungen. Aufgrund der engen Vernetzung
mit Partner und Zulieferer in der Produktion entsteht ein erhöhtes
Sicherheitsrisiko, da in den seltensten Fällen alle Beteiligten über ein
einheitliches Sicherheitsverständnis oder ein vergleichbares Schutzniveau
verfügen, geschweige denn dieses dauerhaft gewährleisten können.
Cloud-native Architekturen als Enabler
Ein entscheidender Baustein auf diesem Weg ist die Migration von
Produktionssystemen in cloud-native Umgebungen und Architekturen. Diese sind
die Basis für Automatisierung, Optimierung und Resilienz, etwa durch
kontinuierliche Funktionsprüfungen mittels Digital Twins
sowie durch fortlaufende Qualitäts- und Funktionstests.
Ein Beispiel ist die „Edge Cloud 4 Production“ von Audi AG. Hier wurden
Applikationen und Funktionen, PLCs (Programmable Logic Controller) oder HMIs
(Human Machine Interfaces) von spezieller Hardware, die bislang direkt an
Produktionslinien installiert war, entkoppelt („disaggregiert“). So wurde eine
Transformation hin zu einer cloud-nativen Softwarearchitektur ermöglicht.
Während Technologien wie Disaggregation, Virtualisierung oder Containerisierung
in der IT längst Standard sind, sind sie in der OT (Operational Technology)
noch nicht flächendeckend etabliert. Hier kommen Partner wie Cisco Systems ins
Spiel, die vorhandene Technologien anpassen und um OT-spezifische Funktionen
erweitern können.
Die Transformation bringt ähnliche Vorteile wie in der IT: Einsparungen, Effizienzsteigerungen
und Qualitätsverbesserungen. Im EC4P-Projekt spart Audi massiv
Industrie-Hardware (PLCs und IPCs), vereinfacht die Software-Wartung durch
zentrale Verteil- und Update-Mechanismen und steigert gleichzeitig die
Robustheit, etwa durch automatisierte Tests von Änderungen und die Simulation
von Updates am Digital Twin.
Software-definierte Netzwerke für die OT
Cisco adressiert die besonderen Anforderungen der OT (z. B. Bus-Kommunikation,
spezifische Protokolle) mit einer softwaredefinierten Netzwerkarchitektur, der
sogenannten Close Fabric. Diese optimiert
den Datenverkehr durch parallele, redundante Layer-3-Pfade, vermeidet
Blockierungen redundanter Layer-2-Pfade und abstrahiert die Komplexität durch
zentrale Schnittstellen für Wartung, Konfiguration und Updates. Das Ergebnis:
garantierte Antwortzeiten von unter einer Millisekunde.
Die Close Fabric ist zudem horizontal skalierbar. Zusätzliche
Geräte lassen sich einfach integrieren, wodurch Bandbreite und
Ausfallsicherheit steigen. Auch OT-Protokolle wie PROFINET und PROFIsafe lassen
sich über ein solches konvergentes Netz zuverlässig übertragen.
Sicherheit und Monitoring integriert
Der Ansatz des Software-Defined Networking (SDN) ermöglicht darüber hinaus die
einfache Integration von Security-Lösungen für OT-Umgebungen, etwa Cisco Cyber
Vision, Cisco Hypershield, Splunk Enterprise Security oder
Drittanbietersysteme. Gleichzeitig erleichtert SDN den Betrieb (durch
Automatisierung und „Infrastructure as Code“) und die Wartung (via Digital
Twin und automatisiertes Testing).
Über Splunk Enterprise und Cisco Provider Connectivity Assurance ist sogar
eine Laufzeitüberwachung bis in den Nanosekundenbereich möglich. Lastspitzen
oder Ausfälle können so frühzeitig erkannt und behoben werden.
Fazit
Industrie 5.0 bedeutet mehr Autonomie, Resilienz und Effizienz in der Produktion. Cloud-native Architekturen und SDN spielen dabei eine Schlüsselrolle – ebenso wie Partner, die IT-Standards in die OT übertragen. Projekte wie die Edge Cloud 4 Production von Audi AG zeigen, wie dieser Weg erfolgreich gestaltet werden kann.
Cisco ist weltweit führend in
Netzwerktechnologie, Sicherheit und Konnektivität. Im Automotive-Umfeld
unterstützt Cisco Hersteller und Zulieferer dabei, ihre IT- und
Produktionslandschaften zu vernetzen, zu sichern und zu transformieren. Mit
Lösungen für Cloud-, Edge- und Datencenter-Infrastrukturen schafft Cisco die
Basis für software-definierte, skalierbare und resiliente Architekturen – von
der vernetzten Produktion bis zum software-getriebenen Fahrzeug. So wird aus
Automobil-IT die Plattform für Innovation, Effizienz und digitale Wertschöpfung.