IT und Engineering müssen dieselbe Sprache sprechen
Entwicklung und IT müssen beim software-definierten Fahrzeug so stark wie nie zusammenarbeiten. Genauso zählen externe Partner und deren Knowhow zu den wichtigen Aspekten, betonen Experten auf dem automotiveIT car.summit.
Ohne
Teamwork ist Alles nichts – so zumindest sehen es die namhaften Expertinnen und
Experten aus der IT und den Entwicklungsabteilungen der automobilen Unternehmen
anlässlich der 2025er-Ausgabe des Branchentreffs car.summit in München. Dass
zum Wandel nicht nur eine gute Balance zwischen Technologie, Prozesse, Methoden
und Tools gehören, sondern auch eine neue Orientierung an veränderten
Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsstrukturen, betont Marcus Welz, CEO Hyundai
Connected Mobility. In seiner Keynote zeigt er ein Zielbild auf, das
idealerweise die gesamte Wertschöpfungskette und Kundenerlebnisse beeinflusst.
„In der Automobilindustrie ist es entscheidend, die digitale und reale Welt
zusammenzubringen“, konstatiert der CEO.
In der Automobilindustrie ist es entscheidend, die digitale und reale Welt zusammenzubringen
Marcus Welz – CEO Hyundai Connected Mobility
Fundamental:
Wandel des Fahrzeugs und neue Kundenwünsche
Zwei
fundamentale Trends prägen Welz zufolge die Automobilindustrie: der Wandel des
Fahrzeugs und die Veränderung der Kundenpräferenzen. Technologisch gehe der
Wandel von klassischen Systemen und Komponenten hin zu API-basierten
Technologiebausteinen. Eine große Veränderung betreffe jedoch die
Mitarbeiterstruktur: „weniger Manager, mehr echte Softwareexperten!“ laute die
Devise. Dem Hyundai-Experten zufolge brauche man heute mehr denn je schlicht
jene Menschen, die Code schreiben, Architekturen designen und auf diesen
Feldern entsprechend Verantwortung übernehmen. Dies verbessere dann im
Besonderen auch die Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit.
Mit
dieser Maxime öffne man sich bei Hyundai stärker als bisher –lange schon sei
man als ein OEM mit tiefer Inhouse-Kompetenz bekannt, etwa in Form des eigenen
Tier-1-Unternehmens Hyundai Mobis. Ein Blick nach vorn zeige, dass nur mit
einem noch breiteren Teamdenken alle kommenden Herausforderungen bewältigt
werden können. Welz zufolge greift der Begriff „Software-defined Vehicle“
eigentlich zu kurz. Laut ihm geht die heutige und künftige Welt über das
Fahrzeug als Monolith hinaus, hin zu einem „Vehicle-to-Everything“. Beim
autonomen Fahren verfolge man bei Hyundai daher einen breiten Ansatz und
betreibe etwa mit Motional in den USA einen der wichtigen Robotaxi-Services,
basierend auf Ioniq 5-Hardware. Bei allen Idealen müsse freilich auch das
Geschäftsmodell stimmen. Mit Blick auf die Monetarisierung sieht man dem
Hyundai-Experten zufolge das Connected Car als Plattform, die intelligente
Funktionen ins Fahrzeug bringt. Dazu trage etwa das System Bluelink bei, eine
Smartphone-App, die thematisch paketiert sei. Bereits heute habe man alleine in
der EU 1,7 Mio Nutzer, global rund 14 Millionen. Den Herausforderungen könne
man nur mit entsprechenden Ideen, aber auch mit technologischer Tiefe und einer
Breite im Angebot begegnen.
Zu
den Unternehmen aus der Welt der Zulieferer, die die automobile SDV-Welt mit
entsprechender Technologie und Industrialisierungskompetenz befeuern, zählt
Aumovio. Das junge Spin-Off der Automotive-Sparte von Continental hat mit Aurora
Sere-Schneider eine ausgewiesene Expertin an Bord, die als Vice President IT
Engineering Applications nichts weniger leistet, als die Orchestrierung des
Zusammenspiels von Entwicklung und IT. Vor etwas mehr als zwei Jahren wechselte
Sere-Schneider aus der R&D zur IT und trat ihre neue Aufgabe unter anderem
mit dem Ziel an, die IT besser mit R&D zu vernetzen. Dazu müsse man bei der IT schlicht lernen, was die Entwickler benötigen,
konstatiert die Aumovio-Expertin. In ihrem Vortrag in München beschreibt sie
dem Publikum den Weg, der bei Aumovio in meheren Stufen verlief und auch noch
weiterhin verläuft. Dazu sei IT zunächst proaktiv gestartet und habe gefragt,
was die Entwickler erwarten. Dazu müsse man vor allem miteinander sprechen, so
Sere-Schneider. Es zähle die Erkenntnis, dass man als IT auch Teil digital
Factory sein müsse. Zudem sei wichtig, über welche Art von Produkten man
spreche und dass Skalierbarkeiten und Konsistenzen der Schnittstellen
berücksichtigt werden. Zudem müsse man die Mitsprache von R&D stärken. Bei
Aumovio zählt dazu etwa ein Service Ticket-System. Dies habe zumindest im
Unternehmen Fortschritte gezeitigt und Vertrauen zwischen den Abteilungen
aufgebaut.
Nachhaltig:
Agile Zusammenarbeit und verzahnte Wertschöpfungskette
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Wie über ein weit strahlendes Produkt Zusammenspiel gelingen kann, zeigt
Mercedes-Benz mit seinem modularen und skalierbaren Betriebssystem MB.OS, das
mit dem Launch des brandneuen CLA auch beim Autobauer eine neue Ära einleitet.
Matthias Schneider, Vice President IT RD & Procurement und Martin
Haselbach, Director MB.OS Cloud, Data ans SW Update & Diagnostics, nehmen
das Publikum dazu auf eine kurze Reise, an deren Ende neben technischem
Fortschritt auch ein besseres Teamwork stehen. Im Mittelpunkt der „Chip-to-Cloud“-Architektur
stehen beim OEM nahtlose Over-the-Air-Updates, die das Fahrzeug auf dem neusten
Stand halten – jederzeit und überall. Grundlage dieses Meilensteins bildet den
Experten zufolge jedoch eine Software Journey: Durch agile Zusammenarbeit und
optimale Verzahnung entlang der gesamten Wertschöpfungskette seien mutige
Innovationen ermöglicht worden – von der ersten Codezeile bis zum Update im
fertigen Fahrzeug. Entwicklung und IT hätten dazu Hand in Hand gearbeitet, um
ein nahtloses, intuitives Kundenerlebnis zu schaffen – digital, dynamisch und
zukunftsweisend, betonen die Mercedes-Experten.
Schneider
und Haselbach hatten vorab eine Art Switch ihrer Rollen durchgeführt um dem
Endziel von MB.OS näher zu kommen um letztlich den Kunden mit dem CLA in Form
treffsicherer OTA-Updates ein Versprechen einlösen zu können, das lautet:
„Alwas fresh“. Im Prozess sei man dazu weg von einzelnen Software-Typen hin zu einer gesamthaften Lösung
gelangt und habe letztlich das Ziel, zehnmal schneller zu sein geschafft. Bis
hin zum Betriebsrat habe man alle beteiligten Abteilungen in einen
einheitlichen Takt gebracht. Die organisatorische Trennung von Abteilungen
existiere freilich nach wie vor. Heute jedoch sei man weit gesamthafter im
Fluss und es habe sich die kulturelle Ebene mit Blick auf die Ansteuerung der
IT deutlich verbessert, so Schneider.