automotiveIT car.summit 2025

IT und Engineering müssen dieselbe Sprache sprechen

Entwicklung und IT müssen beim software-definierten Fahrzeug so stark wie nie zusammenarbeiten. Genauso zählen externe Partner und deren Knowhow zu den wichtigen Aspekten, betonen Experten auf dem automotiveIT car.summit.

3 min
Aurora Sere-Schneider orchestriert als Vice President IT Engineering Applications das Zusammenspiel von R&D und IT.
Aurora Sere-Schneider orchestriert als Vice President IT Engineering Applications das Zusammenspiel von R&D und IT bei Aumovio. In ihrem Vortrag beim car.summit in München beschreibt den Weg, der bei Aumovio in meheren Stufen verlief und auch noch weiterhin verläuft.

Ohne Teamwork ist Alles nichts – so zumindest sehen es die namhaften Expertinnen und Experten aus der IT und den Entwicklungsabteilungen der automobilen Unternehmen anlässlich der 2025er-Ausgabe des Branchentreffs car.summit in München. Dass zum Wandel nicht nur eine gute Balance zwischen Technologie, Prozesse, Methoden und Tools gehören, sondern auch eine neue Orientierung an veränderten Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsstrukturen, betont Marcus Welz, CEO Hyundai Connected Mobility. In seiner Keynote zeigt er ein Zielbild auf, das idealerweise die gesamte Wertschöpfungskette und Kundenerlebnisse beeinflusst. „In der Automobilindustrie ist es entscheidend, die digitale und reale Welt zusammenzubringen“, konstatiert der CEO.

In der Automobilindustrie ist es entscheidend, die digitale und reale Welt zusammenzubringen

Marcus Welz – CEO Hyundai Connected Mobility

Fundamental: Wandel des Fahrzeugs und neue Kundenwünsche

Marcus Welz, CEO Hyundai Connected Mobility, sieht im SDV eher ein „Vehicle-to-Everything
Marcus Welz, CEO Hyundai Connected Mobility, sieht im SDV eher ein „Vehicle-to-Everything

Zwei fundamentale Trends prägen Welz zufolge die Automobilindustrie: der Wandel des Fahrzeugs und die Veränderung der Kundenpräferenzen. Technologisch gehe der Wandel von klassischen Systemen und Komponenten hin zu API-basierten Technologiebausteinen. Eine große Veränderung betreffe jedoch die Mitarbeiterstruktur: „weniger Manager, mehr echte Softwareexperten!“ laute die Devise. Dem Hyundai-Experten zufolge brauche man heute mehr denn je schlicht jene Menschen, die Code schreiben, Architekturen designen und auf diesen Feldern entsprechend Verantwortung übernehmen. Dies verbessere dann im Besonderen auch die Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit.

Mit dieser Maxime öffne man sich bei Hyundai stärker als bisher –lange schon sei man als ein OEM mit tiefer Inhouse-Kompetenz bekannt, etwa in Form des eigenen Tier-1-Unternehmens Hyundai Mobis. Ein Blick nach vorn zeige, dass nur mit einem noch breiteren Teamdenken alle kommenden Herausforderungen bewältigt werden können. Welz zufolge greift der Begriff „Software-defined Vehicle“ eigentlich zu kurz. Laut ihm geht die heutige und künftige Welt über das Fahrzeug als Monolith hinaus, hin zu einem „Vehicle-to-Everything“. Beim autonomen Fahren verfolge man bei Hyundai daher einen breiten Ansatz und betreibe etwa mit Motional in den USA einen der wichtigen Robotaxi-Services, basierend auf Ioniq 5-Hardware. Bei allen Idealen müsse freilich auch das Geschäftsmodell stimmen. Mit Blick auf die Monetarisierung sieht man dem Hyundai-Experten zufolge das Connected Car als Plattform, die intelligente Funktionen ins Fahrzeug bringt. Dazu trage etwa das System Bluelink bei, eine Smartphone-App, die thematisch paketiert sei. Bereits heute habe man alleine in der EU 1,7 Mio Nutzer, global rund 14 Millionen. Den Herausforderungen könne man nur mit entsprechenden Ideen, aber auch mit technologischer Tiefe und einer Breite im Angebot begegnen.

 

Essenziell: Vernetzung von R&D und IT

Zu den Unternehmen aus der Welt der Zulieferer, die die automobile SDV-Welt mit entsprechender Technologie und Industrialisierungskompetenz befeuern, zählt Aumovio. Das junge Spin-Off der Automotive-Sparte von Continental hat mit Aurora Sere-Schneider eine ausgewiesene Expertin an Bord, die als Vice President IT Engineering Applications nichts weniger leistet, als die Orchestrierung des Zusammenspiels von Entwicklung und IT. Vor etwas mehr als zwei Jahren wechselte Sere-Schneider aus der R&D zur IT und trat ihre neue Aufgabe unter anderem mit dem Ziel an, die IT besser mit R&D zu vernetzen. Dazu müsse man bei der IT schlicht lernen, was die Entwickler benötigen, konstatiert die Aumovio-Expertin. In ihrem Vortrag in München beschreibt sie dem Publikum den Weg, der bei Aumovio in meheren Stufen verlief und auch noch weiterhin verläuft. Dazu sei IT zunächst proaktiv gestartet und habe gefragt, was die Entwickler erwarten. Dazu müsse man vor allem miteinander sprechen, so Sere-Schneider. Es zähle die Erkenntnis, dass man als IT auch Teil digital Factory sein müsse. Zudem sei wichtig, über welche Art von Produkten man spreche und dass Skalierbarkeiten und Konsistenzen der Schnittstellen berücksichtigt werden. Zudem müsse man die Mitsprache von R&D stärken. Bei Aumovio zählt dazu etwa ein Service Ticket-System. Dies habe zumindest im Unternehmen Fortschritte gezeitigt und Vertrauen zwischen den Abteilungen aufgebaut. 

Nachhaltig: Agile Zusammenarbeit und verzahnte Wertschöpfungskette

Wie über ein weit strahlendes Produkt Zusammenspiel gelingen kann, zeigt Mercedes-Benz mit seinem modularen und skalierbaren Betriebssystem MB.OS, das mit dem Launch des brandneuen CLA auch beim Autobauer eine neue Ära einleitet. Matthias Schneider, Vice President IT RD & Procurement und Martin Haselbach, Director MB.OS Cloud, Data ans SW Update & Diagnostics, nehmen das Publikum dazu auf eine kurze Reise, an deren Ende neben technischem Fortschritt auch ein besseres Teamwork stehen. Im Mittelpunkt der „Chip-to-Cloud“-Architektur stehen beim OEM nahtlose Over-the-Air-Updates, die das Fahrzeug auf dem neusten Stand halten – jederzeit und überall. Grundlage dieses Meilensteins bildet den Experten zufolge jedoch eine Software Journey: Durch agile Zusammenarbeit und optimale Verzahnung entlang der gesamten Wertschöpfungskette seien mutige Innovationen ermöglicht worden – von der ersten Codezeile bis zum Update im fertigen Fahrzeug. Entwicklung und IT hätten dazu Hand in Hand gearbeitet, um ein nahtloses, intuitives Kundenerlebnis zu schaffen – digital, dynamisch und zukunftsweisend, betonen die Mercedes-Experten.

Die Mercedes-Benz-Experten Schneider und Haselbach nehmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welte von MB.OS.
Die Mercedes-Benz-Experten Schneider (re.) und Haselbach (li.) nehmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welte von MB.OS.

Schneider und Haselbach hatten vorab eine Art Switch ihrer Rollen durchgeführt um dem Endziel von MB.OS näher zu kommen um letztlich den Kunden mit dem CLA in Form treffsicherer OTA-Updates ein Versprechen einlösen zu können, das lautet: „Alwas fresh“. Im Prozess sei man dazu weg von einzelnen Software-Typen hin zu einer gesamthaften Lösung gelangt und habe letztlich das Ziel, zehnmal schneller zu sein geschafft. Bis hin zum Betriebsrat habe man alle beteiligten Abteilungen in einen einheitlichen Takt gebracht. Die organisatorische Trennung von Abteilungen existiere freilich nach wie vor. Heute jedoch sei man weit gesamthafter im Fluss und es habe sich die kulturelle Ebene mit Blick auf die Ansteuerung der IT deutlich verbessert, so Schneider.