
Keine Last mit Lastenheften: Hundert Seiten Anforderungskatalog können mit KI in kürzester Zeit ausgelesen und weiterverarbeitet werden. (Bild: Continental)
Die Automotive-Sparte von Zulieferer Continental will künftig mithilfe eines selbstentwickelten KI-Software-Tools das Anforderungsmanagement in der Produktentwicklung auf neue, smarte Füße stellen. Mithilfe des sogenannten AI-based Requirements Engineering, das gemeinsam mit Microsoft und NTT Data entwickelt wurde, sollen Kundenprojekte „schneller und präziser“ umgesetzt werden, heißt es aus Frankfurt am Main.
Das Software-Tool wurde in der Entwicklungsumgebung Microsoft Azure AI Services realisiert. Unter Einsatz generativer KI sollen selbst umfangreichste Lastenhefte „unkompliziert und nahezu fehlerfrei“ ausgelesen und analysiert werden. Hierdurch sollen Anforderungen und Projektaufgaben automatisch den jeweiligen Entwicklungszentren des niedersächsischen Zulieferers zugeteilt werden.
KI-Tool verspricht massive Zeitersparnis
Die bisher manuell durchgeführte Analyse von Lastenheften mit teilweise mehreren hundert Seiten – das Requirements Engineering – habe bis zu 37.500 Arbeitsstunden verschlungen, teilt Conti mit. Komplexer werdende Systementwicklungen benötigten daher ein deutlich effizienter strukturiertes Anforderungsmanagement. Laut Conti kann der Aufwand nun um bis zu 80 Prozent reduziert werden.
Auch der Zugang zum von NTT Data und Microsoft mitentwickelten Tool sei deutlich einfacher: Dem Zulieferer zufolge liegt der Schulungsaufwand für Mitarbeiter nur bei einer halben Stunde. Danach offenbarten „sich sofort die Vorteile der KI-unterstützten Lastenheftbearbeitung“: Dabei würden wichtige Abschnitte und Begriffe der Aufgabendokumente mit bis zu 30.000 einzelnen Anforderungen identifiziert, extrahiert und intern zugeteilt.
Der erwartete Effekt: Immer gleiche, repetitive Arbeitsschritte fallen weg. Dabei ist es Continental wichtig zu betonen, dass das neue Tool Mitarbeiter nicht ersetze, sondern „ein Enabler für eine kreative und nicht zuletzt erfüllende Arbeitsumgebung“ sei.
Das neue KI-Werkzeug soll nach einer erfolgreichen Testphase jetzt den Entwicklungsabteilungen aller Geschäftsbereiche der Autozuliefer-Sparte von Conti zur Verfügung gestellt werden. Die Automotive-Sparte befindet sich aktuell auf dem Weg zur Eigenständigkeit, im September soll sie als Spin-off an die Börse gebracht werden. Der Unternehmensbereich gilt als wirtschaftliches Sorgenkind im Konzern und schrieb in der Vergangenheit immer wieder rote Zahlen. In Verwaltung und F&E sollen mehr als 10.000 Stellen wegfallen.