VW GTI Concept

Mit dem GTI Concept hat VW bereits einen ersten Ausblick auf einen Elektro-Golf gegeben. (Bild: VW)

Das Gemeinschaftsunternehmen Rivian and VW Group Technology, LLC (genannt Rivian and Volkswagen Group Technologies) hat zum 13. November 2024 seinen Dienst unter Führung von von Wassym Bensaid (Rivian) und Carsten Helbing (Volkswagen Group) aufgenommen. Aus Entwicklern beider Partner bestehende Teams werden zunächst im kalifornischen Palo Alto angesiedelt, drei weitere Standorte in Nordamerika und Europa sind in Planung.

Die Entwicklungen des neuen Joint Ventures sollen vor allem den künftigen Elektrofahrzeugen beider Unternehmen zugutekommen. Es sei zu erwarten, dass das zonale Hardware-Design sowie die integrierte Technologieplattform von Rivian die Grundlage für die künftige SDV-Entwicklung in dem Joint Venture bilden werden, heißt es seitens des Volkswagen-Konzerns.

Beide Unternehmen möchten in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Fahrzeuge auf den Markt bringen, in denen die gemeinsam entwickelten und genutzten Technologien zum Einsatz kommen. Konkret soll es sich hierbei unter anderem um den Elektro-Golf von Volkswagen handeln, dessen Serienversion voraussichtlich 2029 vorgestellt wird, erklärte VW-Markenchef Thomas Schäfer gegenüber der Automobilwoche. Ihre Premiere werde die neue Software-Architektur aber ab 2027 bei den Konzernschwestern Audi und Porsche feiern.

Kurzfristiger soll das Joint Venture Volkswagen in die Lage versetzen, die elektrische Architektur und Softwareplattform von Rivian zu nutzen. In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen nach eigenen Angaben bereits ausgiebig die Kompatibilität der Architektur und Software von Rivian mit den Modellen aus dem Volkswagen-Konzern überprüft. Erste gemeinsame Erfolge habe man bereits mit der Entwicklung eines fahrbereiten Demonstrationsmodells erreichen können, heißt es bei Volkswagen: In nur zwölf Wochen habe man ein Volkswagen-Fahrzeug so umgerüstet, dass es mit dem zonalen Hardware-Design und der integrierten Technologieplattform von Rivian fahren kann.

„Unsere Kunden profitieren von der angestrebten Partnerschaft mit Rivian mit dem Ziel, führende Technologiearchitekturen zu schaffen. Durch unsere Zusammenarbeit werden wir die besten Lösungen schneller und zu geringeren Kosten in unsere Fahrzeuge bringen“, verspricht Volkswagen-CEO Oliver Blume. Die Kooperation füge sich „nahtlos in unsere bestehende Software-Strategie, unsere Produkte und Kooperationen ein.“ Das neue Joint Venture sei ein "ergänzender Teil der übergreifenden Software-Strategie des Volkswagen-Konzerns", sagt der Volkswagen-CEO zudem in einer Videobotschaft. Es füge sich in die bisherigen Aktivitäten und Kooperationen ein. "Teil dieser Gesamtstrategie sind ebenso Cariad und Xpeng in China."

RJ Scaringe, Gründer und CEO von Rivian, ergänzt: „Diese Partnerschaft wird nicht nur dazu beitragen, unsere Software und die damit verbundene modulare Architektur durch die globale Reichweite der Volkswagen-Gruppe einem noch breiteren Markt zugänglich zu machen, sondern auch unsere Kapitalbedürfnisse für weiteres Wachstum zu sichern.“

Experten beurteilen Joint Venture skeptisch

Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover, fragt in dem Zusammenhang: "Sollte ein Konzern mit 684.000 Mitarbeitern nicht in der Lage sein, viel mehr selbst zu entwickeln, statt immer wieder Kooperationen einzugehen?" Für Gartner-Experte Pedro Pacheco stellt fest: "Während am Ende der letzten Dekade noch die Ambition vorhanden war, die Software und die Architektur für die eigenen Fahrzeuge selbst zu entwickeln, kommen die führenden Fahrzeugarchitekturen jetzt von anderen OEMs: Xpeng, SAIC oder Rivian." Die zentrale Frage sei daher, ob Volkswagen künftig in der Lage sei, eine konkurrenzfähige Fahrzeugarchitektur selbst zu entwickeln, so Pacheco im Interview mit automotiveIT.

Die Volkswagen Group plant, bis 2027 insgesamt bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar in Rivian und das Joint Venture zu investieren. Eine erste Investition in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in Form einer Wandelanleihe wurde bereits getätigt. Mit der Gründung des Joint Ventures wird die Volkswagen Group zusätzliche rund 1,3 Milliarden US-Dollar für IP-Lizenzen und eine 50-prozentige Beteiligung am Joint Venture investieren. Diese Investitionen würden einen Teil der zukünftig niedrigeren Kosten ausgleichen, die im Rahmen der technischen Machbarkeitstests ermittelt wurden und berücksichtigt darüber hinaus die Kostenteilung für die Aufnahme ausgewählter Volkswagen MEB-Modelle, heißt es seitens des Volkswagen-Konzerns. Die verbleibenden bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar werden voraussichtlich in Form von Eigenkapital, einer Wandelanleihe und Fremdkapital zu späteren Zeitpunkten eingebracht, abhängig von klar definierten Meilensteinen.

Mit Material von SP-X

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