User Experience

Wie OLED-Displays das Cockpit verändern

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Rundes OLED im neuen MINI
Im Mini findet sich ein rundes OLED-Display.

Immer mehr OEMs bringen OLED-Displays in Serie. Was die Technik von LCDs unterscheidet, welche Vorteile sie im Fahrzeug bietet und wie Samsung mit Automotive-OLEDs Tempo macht – inklusive neuer Formfaktoren und Safety-Funktionen.

360°UX mobility conference

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OLED-Displays sind im Smartphone-Markt längst etabliert, im Automobil dominieren bisher weiterhin LCD-Panels. Jedoch bringen immer mehr OEMs und Zulieferer OLED-Technologie in Serie und Branchenexperten aus Automobil- und Tech-Industrie sehen darin einen entscheidenden Schritt für das digitale Interieur der Zukunft. So auch Zin-U Pak, Vice President und Head of Display Marketing bei Samsung Semiconductor. Beim Tech-Giganten verfügt man über 15 Jahre Erfahrung mit OLED-Technologie, überwiegend im Konsumgütermarkt. Seit 2007 sind Galaxy-Smartphones mit entsprechenden Displays ausgestattet, die sich schnell auch bei zahlreichen anderen Herstellern durchgesetzt haben. Auf dieser Basis hat Samsung 2018 den Schritt in die Automobilindustrie vollzogen und beliefert seither Fahrzeughersteller mit speziell entwickelten Automotive-OLEDs.

Automotive-Anforderungen & frühe Einsätze

„Während es bei Mobiltelefonen vor allem um Energieeffizienz und Spitzenhelligkeit geht, stehen in Fahrzeugen Robustheit, Langlebigkeit und Sicherheit im Vordergrund“, erklärt Pak. „Deswegen berücksichtigen wir verschiedene Aspekte wie Efficiency, Langlebigkeit, aber natürlich auch Picture Performance. Denn der Content im Auto ändert sich jetzt: Man bildet nicht mehr nur Navigationsleisten oder Tachonadeln ab, sondern jetzt kommen plötzlich YouTube, Netflix und Co. auch ins Auto.“ Die Automobilindustrie experimentiert intern ebenfalls seit mehreren Jahren mit OLED. Bereits 2010 nutzte der Lexus RX ein OLED-Panel, auch Aston Martin setzte früh auf die Technologie. In Serie sichtbar wurde der Trend jedoch erst 2018, als Samsung Display gemeinsam mit Audi im e-tron die ersten OLED-Displays für die virtuellen Außenspiegel in Massenproduktion einführte. Der Hersteller nutzt seitdem segmentierte OLED-Lichtquellen für ein markantes Design und neue Sicherheitsfunktionen.

Tempo, Partnerschaften und neue Formate

Die treibenden Kräfte in Sachen OLED sind vor allem die beiden koreanischen Panelgiganten Samsung Display und LG Display. Ein prominentes Beispiel aus Samsungs Portfolio ist das runde Display in der Interaction Unit des Mini, das 2023 im Rahmen der Gamescom präsentiert und Pak zufolge innerhalb weniger Monate entwickelt wurde. „Wir können ein Display innerhalb von kürzester Zeit entwickeln, da wir auf Smartphones spezialisiert sind, von denen jedes Jahr ein neues Modell rauskommt. Dieses Tempo bringen wir mit in die Automotive-Welt“, so Pak.

Die Vorteile von OLED im Fahrzeug

Samsung-Experte Pak verweist auf mehrere Eigenschaften, die OLED für das Fahrzeuginterieur prädestinieren. Sogenanntes „True Black“ beispielsweise entsteht dadurch, dass jeder Pixel selbstleuchtend ist und einzeln an- oder ausgeschaltet werden kann. Das sorgt nicht nur für eine bessere Energieeffizienz, sondern auch für tiefes Schwarz und präzise Farben. Hinzu kommt die Gestaltungsfreiheit, die durch den Verzicht auf eine Hintergrundbeleuchtung möglich wird. Displays lassen sich in nahezu beliebigen Formen realisieren, rund oder gebogen ebenso wie rechteckig.

Darüber hinaus bieten OLEDs eine Bildqualität, die auch bei hoher Helligkeit nicht an Farbtreue verliert, was zudem entscheidend für die Sichtbarkeit bei Sonneneinstrahlung sei. Schließlich spielt zudem die Nutzererwartung eine zentrale Rolle. Wer ein Premiumfahrzeug besteigt, erwartet, dass das Display mindestens die Qualität des eigenen Smartphones erreicht. „Ich steige in ein 70.000-Euro-Auto, sehe ein verwaschenes Display und hole lieber mein Handy raus. Das darf in Zukunft nicht mehr passieren“, betont Pak.

Kosten & Skalierung: Baukasten für die Serie

Samsung adressiert auch die Kostenfrage, die in der Automobilindustrie stets kritisch ist. Da im Vergleich zum Smartphone-Markt kleinere Stückzahlen produziert werden, setzt das Unternehmen auf einen Baukasten-Ansatz. Standarddisplays können wie Module kombiniert und unter einem Coverglas zu einer nahtlosen Einheit laminiert werden. Gleichzeitig reicht das Portfolio von Glas-basierten OLEDs bis hin zu flexiblen und rollbaren Displays, die sich im ausgeschalteten Zustand ins Interieur integrieren lassen.

Für Pak steht fest, dass OLED das Fahrerlebnis durch neue Möglichkeiten für Infotainment, Sicherheit und Design grundlegend verändern wird. „Das ist die Zukunft und diese Zukunft ist gar nicht mal so weit weg“, kommentiert der Display-Experte abschließend.

Was ist OLED?

OLED steht für „Organic Light Emitting Diode“. Anders als bei LCDs („Liquid Crystal Displays“) wird hier keine Hintergrundbeleuchtung benötigt, da jeder einzelne Pixel selbst Licht emittiert. Dieser technologische Unterschied führt zu einer Reihe an Vorteilen: Schwarztöne erscheinen wirklich tiefschwarz, weil Pixel vollständig abgeschaltet werden können und die Kontraste wirken deutlich schärfer als bei herkömmlichen Panels. Farben werden intensiver und natürlicher wiedergegeben, wodurch insgesamt ein realistisches Bild entsteht. Gleichzeitig ermöglicht die Struktur von OLEDs extrem dünne und leichte Panels. Da keine zusätzliche Beleuchtungsschicht erforderlich ist, lassen sich Displays flexibel formen und in unterschiedlichste Geometrien integrieren, wodurch Designoptionen, die von sanft gebogenen Anzeigen über transparente Flächen bis hin zu roll- oder faltbaren Displays reichen, ermöglicht werden.