
Daimler-Chef Ola Källenius benennt Infrastruktur und Energiewende als Knackpunkte beim Mobilitätswandel. (Bild: IfA)
Die Zukunft des Automobils ist elektrisch, vernetzt und autonom. Diese Binsenweisheit würde jeder deutsche Autohersteller teilen, doch Daimler geht nun einen Schritt weiter. Bei seinem Vortrag auf dem IfA-Branchengipfel kündigt der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius an, dass bereits im nächsten Jahr versucht werden soll, autonome Fahrfunktionen auf Level 3 für den deutschen Markt zu zertifizieren. Der jüngst geschaffene Rechtsrahmen ermögliche es endlich, in diesem Feld eine Vorreiterrolle einzunehmen, so Källenius.
Vollständige Elektrifizierung
Darüber hinaus präsentierte er erneut die Ambition 2039 – vollkommene CO2-Neutralität in zwanzig Jahren. Dies seien lediglich drei Produktlebenszyklen, erläutert der Daimler-Chef. „Es ist für uns absolut klar, dass der Weg von den fossilen Kraftstoffen hin zur Dekarbonisierung gehen muss.“ Diese Pläne seien alternativlos und erfordern unter anderem mehr elektrische Modelle, Plug-in-Hybride mit einer höheren elektrischen Reichweite, die vollständige Elektrifizierung der Vans-Sparte sowie neue Lösungen im Bereich schwere Nutzfahrzeuge.
„Wir kriegen das hin“, betont er dabei zuversichtlich. Als Hersteller könne Daimler die dafür notwendigen Produkte schaffen, gleichzeitig bedarf es aber einer neuen Infrastruktur und einer Energiewende. Ohne Ladesäulen und regenerativen Strom von Nordschweden bis Süditalien sei die Mobilitätswende in Europa trotz des Willens der Hersteller nicht sinnvoll umzusetzen. Auch hinsichtlich der Brennstoffzelle bleibe das Unternehmen weiterhin technologieoffen. Bisher sprechen Kosten, Wirkungsgrad und Infrastruktur lediglich für eine Nutzung im Bereich schwere Nutzfahrzeuge. Sollte sich daran etwas ändern, könnte die Lösung allerdings auch für den Pkw-Markt skaliert werden.
Druck auf die Zulieferer
Auf diesem überdenkt der Premiumhersteller zudem sein Portfolio hinsichtlich der Mindestrendite. Den Kompaktwagenmarkt wolle man zwar weiter bedienen, ohne dadurch zum Volumenhersteller zu werden, in Stein gemeißelt sei die Modellvielfalt jedoch nicht. Ohnehin gelte das „anspruchsvolle Ziel“, im Jahr 2025 bereits eine Milliarde Euro (EBIT) mit der Monetarisierung von Connected Services zu verdienen. Schließlich werde das Auto durch stetige Over-the-Air-Updates seinen technologischen Höhepunkt erst weit nach dem Kauf erreichen – Services sind somit das neue Gold der Branche.
Im Bereich Produktion und Wertschöpfungskette verweist Källenius auf die neue Factory 56, die von Beginn an CO2-neutral betrieben wird. Zulieferer werden in diesem Sinne ermutigt, ebenfalls nachhaltiger zu wirtschaften, denn in der Zukunft würde dies zu einem „knallharten Vergabekriterium“ werden. „Ich kann jedem empfehlen, der noch keinen Plan hat, einen Plan zu machen.“ Ein Nachhaltigkeitsdruck, der für so manchen Zulieferer zur Zusatzbelastung in der Coronakrise werden könnte.
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