
Volkswagen zeigt in Shanghai unter anderem die – hier von links nach rechts abgebildeten –Konzeptfahrzeuge ID. ERA, ID. AURA und ID. EVO. (Bild: Volkswagen A)
Auf der Auto Shanghai 2025 feierten die ersten Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns ihr Debüt, die exklusiv in China für chinesische Kunden entwickelt wurden und schon bald ihren Markteintritt haben sollen. Laut Ralf Brandstätter, Konzernvorstand der Volkswagen AG für China, ist das Unternehmen zur Messe „in den Liefer-Modus“ gewechselt.
Dass dies dringend notwendig ist, zeigt ein Blick auf die Marktentwicklung in Fernost: Erstmals seit 2012 sind Volkswagens Auslieferungen im Jahr 2024 in China um zehn Prozent geschrumpft und unter die Marke von drei Millionen Autos gerutscht. Zu Jahresbeginn verzeichnete der Konzern in der Region einen Absatzrückgang von sieben Prozent auf rund 644.000 Fahrzeuge. Besonders stark war das Minus bei Elektroautos (-37 Prozent).
Serienversionen mit KI-gestützten Systemen
Am Dienstagabend chinesischer Zeit zeigte der Konzern die VW-Modelle ID. Aura, ID. Era und ID. Evo erstmals der Öffentlichkeit. Sie zählen zur Gruppe der New Energie Vehicle, kurz NEV. Zu dieser Kategorie gehören in China neben vollelektrischen Fahrzeugen auch Modelle mit Plug-In-Hybrid- sowie Range-Extender-Antrieben.
„Die drei Konzeptfahrzeuge sind das sichtbare Ergebnis unserer ‚In China, für China’-Strategie. Damit haben wir alle Voraussetzungen geschaffen, um der führende internationale Autohersteller in China zu bleiben“, so Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen. Alle Serienversionen der in Shanghai vorgestellten Konzeptfahrzeuge werden mit KI-gestützten Systemen für hochautomatisiertes Fahren ausgestattet sein. Die Fahrzeuge können damit bereits im kommenden Jahr bis zur Stufe 2++ automatisiert fahren.
„In den kommenden drei Jahren werden wir allein über 20 hochmoderne NEVs mit zukunftsweisenden Technologien auf den Markt bringen, um den unterschiedlichen Kundenanforderungen in China gerecht zu werden“, stellt Stefan Mecha, China-Chef der Marke Volkswagen, in Aussicht. „Wir haben mit unserem neuen Entwicklungszentrum in Hefei China-Speed aufgenommen. Unser Ziel sind höchstens 34 Monate Entwicklungszeit”, ergänzt Thomas Ulbrich, CEO des Volkswagen China Technology Centers.
ID. Aura, ID. Era und ID. Evo im Überblick
Der ID. Era von SAIC Volkswagen, ein Full-Size-SUV mit drei Sitzreihen, gibt einen Ausblick auf das erste VW-Modell mit Range Extender. Ein kraftstoffbetriebener Generator lädt die Batterie während der Fahrt auf und sorgt für eine zusätzliche Reichweite von mehr als 700 Kilometern. Zusammen mit der 300-km-Reichweite im Batteriemodus kommt das Konzeptfahrzeug somit mehr als 1.000 Kilometer weit.
Der ID. Evo von Volkswagen Anhui ist das erste vollelektrische Full-Size-SUV in der ID. Unyx-Familie von Volkswagen und basiert auf einer 800-Volt-Plattform. Das Konzeptfahrzeug ist mit einer zonalen Elektronik-Architektur ausgestattet, die nicht nur eine Vielzahl neuer digitaler Dienste ermöglicht, sondern auch mit Over-The-Air-Updates in kurzen Intervallen die User-Experience fortlaufend erweitern soll. Zielgruppe sind junge Fahrerinnen und Fahrer.
Der ID. Aura von FAW-Volkswagen ist das erste Konzeptfahrzeug, das auf der von Volkswagen eigens für China konzipierten Compact Main Platform (CMP) mit zonaler Elektronikarchitektur basiert. Das auf dieser Plattform angewandte System für hochautomatisiertes Fahren setzt dem Konzern zufolge durch seine KI-gestützte hohe Rechenleistung neue Maßstäbe für intelligentes Fahrverhalten. Das elektrische Stufenheckkonzept richtet sich besonders an Kunden im preissensiblen A-Segment. In die Mittelkonsole des Fahrzeugs ist ein Smartphone-ähnliches UI/UX-Konzept eingebettet. Der KI-basierte humanoide Assistent soll die nahtlose Steuerung von Fahrzeugfunktionen und Infotainment ermöglichen.
Aufholjagd beim autonomen Fahren
Der Konzern sieht sich ohnehin in einer führenden Rolle im Zeitalter der intelligenten, vollvernetzten Fahrzeuge. Am Vorabend der Messe stellte er sein KI-gestütztes, hochautomatisiertes Fahrsystem für China vor. Laut Volkswagen bietet es hochpräzise, sicherheitsorientierte Fahrfunktionen, die sowohl Schnellstraßen- als auch Stadtverkehrsszenarien abdecken.
Entwickelt wurde es von Carizon, dem Joint Venture zwischen der VW-Softwaretochter Cariad und dem chinesischen KI-Chipanbieter Horizon Robotics. Die Ergebnisse der Gemeinschaftsarbeit, bei der laut Carizon-CEO Marcus Hafkemeyer über 500 Software-Experten involviert waren, sollen den Konzern in Fernost auf den Weg in Richtung Level 3 bringen.
China-Speed in der Entwicklung
Die drei NEV-Konzeptstudien mit Fokus auf digitale Funktionen und intelligenten ADAS sollen Volkswagens neue „China-DNA“ unterstreichen. Das gilt neben Technologie und Design vor allem für die deutlich beschleunigte Entwicklungszeit, die laut VW um mehr als 30 Prozent reduziert worden ist. „Wir haben alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein“, betont VW-Markenboss Thomas Schäfer, „schnellere Entwicklungszeiten, starke Partner, eine ausgereifte lokale Entwicklung, Produktion und Infrastruktur sowie die richtigen Produkte und Innovationen für unsere chinesischen Kunden.“
Ebenso feierte in Shanghai die Ducati Multistrada V4 S ihre Premiere auf dem chinesischen Festland. Ein Wiedersehen gab es auf vielfachen Wunsch chinesischer Sportwagen-Fans mit dem Porsche 911 GT3, der wieder in China angeboten wird. Zudem wurden der Lamborghini Temerario und die Ducati Panigale V4 S präsentiert.
Insgesamt präsentieren die Marken des Volkswagen-Konzerns in der ostchinesischen Metropole über 50 Modelle, die alle Marktsegmente abdecken. Darunter befinden sich das neue Audi Q5L Exterieurdesign und das dritte Modell der Porsche Heritage Design Strategie. Zudem ergänzt Porsche sein Produktangebot in China mit dem Porsche 911 GT3 Touring sowie zwei weiteren neuen, vom Konzern nicht genannten, Modellen. Wer eines dieser Modelle – oder jede Menge anderer Fahrzeuge – auf der Messe sehen möchte, hat noch eine Woche lang dazu die Möglichkeit. Am 2. Mai schließt die Auto Shanghai 2025 ihre Pforten.