Einfach eine Lösung einzuführen und loszulegen, ist im Innovationsmanagement keine gute Idee, glaubt Julian Eberling, Senior Innovation Manager bei der Lead Innovation Management GmbH. Das Beratungsunternehmen bietet unter anderem Weiterbildungen für Service Design Thinking an. Strategien und Prozesse müssten schon im Vorfeld definiert werden, denn oft kämen Tools sonst nicht über die Demoversion hinaus, weil sie schlicht nicht benutzt würden. Eine gut begleitete Einführung mit dem nötigen Change Management ist also entscheidend.
Doch es gibt noch andere Herausforderungen. „Zu oft werden Tools eingeführt, und den Mitarbeitern dann gesagt, sie möchten jetzt mal kreativ sein. Das funktioniert nicht. Stattdessen müssen klare Suchfelder und Problemstellungen ausgeschrieben werden“, erklärt Eberling. Dann gebe es zwar deutlich weniger Ideen als bei ganz offenen Innovation Challenges. Die seien jedoch meist qualitativ hochwertiger und einfacher zu managen. Bei tausenden Ideen sei es oft nicht möglich zu analysieren, was man davon umsetzen will. „Häufig bekommen die Mitarbeiter dann kein Feedback und sind demotiviert – damit wird die Innovationskultur verbrannt“, berichtet Julian Eberling.
Welche Tools eignen sich für Innovationsmanagement?
Aus Erfahrung des Experten eignen sich vor allem Qmarkets und Hype als Tools, die sich flexibel an das jeweilige Unternehmen anpassen lassen. Zur Funktionalität gehöre beispielsweise, einfach User anzulegen und zu verwalten, per Smartphone oder Rechner. Es können Challenges erklärt und für die Bewertung vorher festgelegt werden, wer Ideen bewerten darf. Auch das Einstellen von automatisierten Antworten sei möglich und erleichtere die Arbeit. Zudem ließen sich die Innovationsprozesse mit den Tools verknüpfen sowie in Dashboards transparent zeigen, welche Ideen in welchen Bereichen vorangetrieben werden und welche Feedbacks oder Bewertungen es dazu gibt.
Wenn es eher um strategisches Innovationsmanagement geht, eigne sich für mittlere bis größere Unternehmen auch Itonics als Lösung, da hier ein umfassendes Trendmanagement möglich sei. Solche Ideenplattformen sind im Schnitt etwa ab 500 Mitarbeitern sinnvoll, darunter brächten sie manchmal mehr Arbeit als Nutzen. Viele Unternehmen nutzen zumindest schon Collaboration-Software für das Zusammentragen von Ideen. „Mit 200 bis 300 Ideen lässt sich Innovation noch mit Collaboration-Tools umsetzen, danach stoßen sie an ihre Grenzen“, meint Julian Eberling.
Coronakrise als Booster für Change Management
Insbesondere durch die Coronakrise könnte effizientes Change Management in Unternehmen weltweit an Relevanz gewinnen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Horváth & Partners bündeln 68 Prozent der Firmen ihre Change-Management-Aktivitäten und haben eine eigene Abteilung oder ein spezielles Team für Transformationsprozesse gebildet. Die Kenntnis darüber ist derweil ausbaufähig: 47 Prozent der Mitarbeiter berichten von der Existenz entsprechender Transformationsprojekte – 2014 waren es noch gut 60 Prozent.