Der Familienausflug ins Autohaus auf der Suche nach einem Neuwagen ist ein seltener werdendes Freizeitvergnügen. Der Vertrieb läuft längst online, was viele Kunden ausdrücklich wünschen – nicht nur Digital Natives. Wesentlich ist, dabei nicht nur für absolut reibungslose Prozesse zu sorgen, sondern auch für ein möglichst eindrückliches Einkaufserlebnis. Dafür braucht es Fachleute, die sich mit IT und Vertrieb auskennen: Leute wie Avnie Saxena. Sie arbeitet bei Mercedes-Benz als Produktmanagerin Digital Vehicle Sales.
„In dieser Rolle gestalte ich das nahtlose, digitale Kundenerlebnis des Fahrzeugkaufs von Mercedes-Benz“, sagt Saxena, „Mein Fokus liegt dabei auf der Entwicklung innovativer digitaler Lösungen, um ein ansprechendes Kauferlebnis für unsere Kunden zu schaffen.“ Heißt, sie muss nicht nur etwas von der IT hinter Verkaufsprozessen verstehen, sondern auch von den Kunden, ihren Bedürfnissen, ihren Vorlieben. Damit arbeitet Saxena an einer Schnittstelle, die immer wichtiger wird, denn dem digitalen Vertrieb gehört die Zukunft.
So sieht das Jobprofil aus
Saxenas Hauptaufgabe als Produktmanagerin für den Mercedes-Benz Online Store besteht darin, mit einer Vielzahl globaler Stakeholder zusammenzuarbeiten, die an jeder Produkteinführung beteiligt sind. „Diese Kollegen kommen aus Bereichen wie der Entwicklung, dem Marketing oder dem Vertrieb und arbeiten weltweit, von Deutschland über Portugal bis nach Indien – was den Job jeden Tag spannend macht“, erzählt die 33-Jährige. Ein neuer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist zudem, die Möglichkeiten Generativer AI auszuloten, um die Online Stores des OEMs noch kundennäher zu gestalten. Als Digital Vehicle Sales-Manager sollte man zudem nicht nur Kundenbedürfnisse analysieren, sondern auch das Angebot von Wettbewerbern und dem Markt studieren.
Saxena hat unter anderem an der Einführung von Online Stores in Märkten wie Japan, Malaysia und Mexiko mitgewirkt. „Ein besonders spannendes Projekt war die Entwicklung eines speziellen Sales Analytics Dashboards für den thailändischen Markt“, erzählt die Expertin. Derzeit arbeitet sie an einem Chatbot für Mercedes-Kunden des Online Stores.
So sieht der Arbeitsalltag aus
Der Joballtag der Fachfrau für digitalen Vertrieb dreht sich hauptsächlich um die Steuerung des Produktentwicklungszyklus: Roadmaps erstellen, Designs, Testphasen und Markteinführung koordinieren. „Nach dem Launch arbeite ich durch Nutzerfeedback und Markttrendanalyse kontinuierlich an Verbesserungen und identifiziere neue Chancen“, erklärt Saxena, „Mit diesem proaktiven Ansatz können wir nicht nur die Bedürfnisse der Kunden erfüllen, sondern sie auch mit neuen Funktionen überraschen.“ Das Spannendste an dieser Rolle sei es, einen umfassenden Blick auf die Produktentwicklung und -performance zu haben: „Dabei bin ich maßgeblich daran beteiligt, das Produkt mit den strategischen Zielen in Einklang zu bringen, was eine hohe Verantwortung mit sich bringt und, wie ich finde, persönlich sehr erfüllend ist.“
Umso mehr, wenn Projekte wie am Schnürchen laufen und sich rasch sichtbare Erfolge einstellen. Wie etwa der Launch des Online Stores in mehr als 30 Märkten und, wie Saxena sagt, die Transformation des Stores zu einem „vollständig digitalen Kauferlebnis“. Besonders bedeutsam für sie war die schnelle Markteinführung in Japan binnen weniger Monate: „Dieses Projekt war aufgrund von sprachlichen und marktspezifischen Herausforderungen einzigartig und verlief dennoch in kürzester Zeit.“
So wird man Digital Sales Manager
Saxena ist ausgebildete klassische Tänzerin. Ihre Leidenschaft. Studiert hat sie IT. Ihre andere Leidenschaft. Als Ingenieurin für Computerwissenschaften startete sie ihre Karriere in einem Startup, wo sie eine E-Commerce-Plattform für Serviceangebote entwickelt hat. Um sich weiterzuentwickeln, absolvierte sie ein MBA-Studium, nachdem sie als Management Trainee in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie einstieg. „Dort sammelte ich in verschiedenen Bereichen wie HR, Vertrieb und Marketing Erfahrung, was mich schließlich in das Vertriebsteam brachte“, berichtet Saxena. Anschließend stieß sie zum größten Lebensmittel-Startup Indiens und war Teil des Gründungsteams einer neuen Geschäftseinheit, bei der sie für Produkt, Wachstum, Marketing, Finanzierung und Strategie verantwortlich war. „Diese Rolle bot mir tiefgehende Einblicke in den Online-Verkauf und Innovation in einem dynamischen Umfeld“, sagt sie. Schließlich wechselte sie zu Mercedes-Benz als Produktmanagerin. Die digitale Transformation der Automobilbranche war ein Aspekt, der sie lockte.
Ein für den Job als Digital Sales Manager geradezu idealer Werdegang. „Diese Rolle erfordert ein tiefes Verständnis für Technologie und Wirtschaft, da sie IT, Vertrieb und Strategie vereint“, betont Saxena, „Meine Erfahrungen in der Entwicklung digitaler Produkte und mit Startups haben mich gut darauf vorbereitet.“ Beim Autobauer agiert sie nun als eine der Treiberinnen der digitalen Transformation. „Wir starteten mit einem Basisangebot für Informationen sowie Lead-Generierung und entwickelten es zu einer vollständig digitalen Journey – ein Wandel, der meine eigene Entwicklung im Unternehmen widerspiegelt.“
Gut also, wenn man in der Lage ist, stetig den Status quo zu hinterfragen, unkonventionell zu denken und hergebrachte Strukturen zu verändern. Und zwar grundlegend. Nichts für Bewahrer.
Ein Beruf mit Zukunft?
Es gibt Jobs, bei denen sich Treiber des Wandels am Ende selbst überflüssig machen. Der Change ist eben irgendwann erledigt. Wie ist das beim Digital Sales Manager? Ein Beruf mit Zukunft? „Absolut“, sagt Saxena, „Digitales Produktmanagement wird so lange essenziell bleiben, wie man über digitale Kanäle einkauft, insbesondere, da neue Technologien das Kundenerlebnis effizienter und intuitiver gestalten." Um einen Online Store auf dem neuesten Stand zu halten, seien nun mal erfahrene Produktmanager unverzichtbar, die technologische Veränderungen navigieren und umsetzen könnten. Leute wie Avnie Saxena eben.