Unter anderem skizziert Alexander Buresch die derzeitigen Herausforderungen, denen sich die Autobranche gegenübergestellt sieht: Die Elektromobilität, die rapide Weiterentwicklung neuer Technologien, Regulation sowie die Volatilität globaler Märkte. Der Stellenwert, den die IT bei der Bewältigung dieser Herausforderungen einnimmt, lasse sich derweil kaum genug betonen. „Es gibt in der Automobilindustrie derzeit kein Problem, dessen Lösung nicht in irgendeiner Form mit IT zu tun hat“, erklärt der BMW-CIO.
Als strategische Handlungsfelder macht Buresch unter anderem die kontinuierliche Integration der IT in die Unternehmensstrategie, die Schaffung von durchgängigen User Journeys sowie die Reduktion der Komplexität durch Harmonisierung und Standardisierung aus. Ebenfalls im Fokus stehe die Stärkung operativer Prozesse für mehr Stabilität, Skalierbarkeit und Effizienz sowie die wirtschaftliche Implementierung neuer Technologien und Geschäftsmodelle.
KI durchdringt alle BMW-Bereiche
Eine zentrale Rolle spiele im Zusammenhang der Digitalisierung der Autoindustrie das Thema KI. Kaum ein Unternehmensbereich – von der Entwicklung mit zum Aftersales – bleibe derzeit von der Technologie unberührt, so Buresch. Beispiele seien etwa der Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich autonomer Fahrfunktionen oder beim Coding innerhalb der Entwicklung, Cobots auf dem digital vernetzten Shopfloor oder Predictive Maintenance-Funktionen sowie persönliche Assistenten in bereits ausgelieferten Fahrzeugen. Um bestmögliche Ergebnisse in einzelnen Use Cases zu erzielen, arbeite man eng mit den eigenen Fachbereichen zusammen. Diese können über eigene Digitalisierungsstellen die eigenen Daten und Use Cases optimal in die Entwicklung und Implementation von digitalen Lösungen einbringen. An dieser Stelle versteht Alexander Buresch seine Rolle vor allem als konstruktiver Ansprechpartner und Fürsprecher effektiver Lösungen. „Kommunikation ist 90 Prozent meiner Arbeit“, so der CIO.
Konkrete Prozesse und Technologien bei BMW zeigt der IT-Chef etwa innerhalb der iFactory des Münchner Herstellers. Hier etwa geschehe die Planung und Kollaboration komplett virtuell. Die Software innerhalb der Produktion werde automatisch gelauncht und auf den neuesten Stand gebracht, während Prozesse in Fertigung und Logistik remote überwacht werden. Zudem nutze man die Intelligenz an Bord der eigenen Fahrzeuge, um diese durch die verschiedenen Schritte in der Produktion zu leiten.
Grundsätzlich gelte es jedoch - in der Produktion ebenso wie in allen anderen Unternehmensbereichen - Digitalisierung nicht als Selbstzweck zu verstehen, sondern dort einzusetzen, wo diese zum Erfolg beitragen kann. Vor der Vernetzung oder Automatisierung von Prozessen gelte es, diese möglichst effizient zu gestalten. Es gelte die Maxime „Lean before Digital“, so Buresch.
Innerhalb des Vertriebs setzt BMW auf eine möglichst nahtlose Customer Journey, die Off- und Online-Elemente verbindet. Wichtig sei es dabei vor allem, die beiden Welten stringent miteinander zu verbinden. Kunden könnten unter anderem bei persönlichen Beratungsangeboten wählen, ob diese mit Vertriebsexperten vor Ort oder per Videocall geführt werden. Angesichts der Vielzahl der Prozesse, Mitarbeiter und Partner sei dies keine triviale Aufgabe, so Buresch. Allein 1.500 Retail Partner, 20.000 Vertriebler sowie über 700 verschiedene Systeme müssen im Vertrieb optimal ineinandergreifen.