Neue Entwicklungseinheit „Marv1n“
Volkswagen setzt für Softwareprojekte auf CGI-Experten
Dienstleister CGI soll vor allem im Bereich datengetriebene Funktionsentwicklung die Kollegen aus Wolfsburg unterstützen.
(Bild: Volkswagen)
Volkswagen will beim Thema Softwareentwicklung und begleitende IT-Infrastruktur Fahrt aufnehmen und baut dafür künftig auf das Knowhow des IT-Dienstleisters CGI. Dafür wurde eigens ein neues Unternehmen gegründet.
Marv1n nennt sich der jüngste Spross, den der Volkswagen-Mutterkonzern nun zusammen mit dem IT-Dienstleister CGI aus der Taufe gehoben hat. Die neue Entwicklungseinheit soll konzernweit und auf internationaler Ebene Digitalisierungsprojekte mit vorantreiben und die Entwickler bei Volkswagen unterstützen. Marv1n ist allerdings keine neue VW-Einheit, sondern eine hundertprozentige Tochter von CGI.
„Für die Entwicklung und Fertigung moderner Produkte brauchen wir moderne IT-Systeme. Im Volkswagen Konzern arbeiten wir deshalb an unserer Systemlandschaft der Zukunft: leistungsfähig, markenübergreifend und skalierbar“, sagt Volkswagens IT-Konzernvorständin Hauke Stars. Bis 2026 wolle der Wolfsburger Konzern hunderte Bestandssysteme durch deutlich weniger, aber leistungsfähigere und konzernweit skalierbare Neuentwicklungen ersetzen. Dafür sollen nun auch die Kapazitäten bei der Softwareentwicklung ausgebaut und mithilfe von CGI auf mehrere Schultern verteilt werden.
Betreibt VW Outsourcing von Software-Knowhow?
Zu diesem Zweck folgt also die Gründung der Einheit „Marv1n“, in die der Dienstleister eigene Softwareentwickler und Berater steckt, die sich ausschließlich mit IT-Projekten von Volkswagen beschäftigen. Die CGI-Experten sollen Entwicklungsabläufe beschleunigen und sich tiefe Kenntnis der Kernprozesse und Softwareprodukte der Niedersachsen draufschaffen. Damit will Volkswagen vor allem „den Verbleib des Knowhows im eigenen Unternehmen“ sicherstellen, denn des Intellectual Property, das im Zuge der Kollaboration mit CGI entsteht, gehört weiterhin ausschließlich Volkswagen. Damit betreibe der Konzern zwar kein klassisches Outsourcing, nutze aber aus Kostengründen und aus Ermangelung an zusätzlichen Fachkräften die externen Kapazitäten des Dienstleisters, betonte ein VW-Sprecher auf Nachfrage.
Konkret sollen sich die Fachleute von CGI auf Projekte für die Technische Entwicklung des OEMs konzentrieren, in erster Linie im Bereich datengetriebene Funktionsentwicklung für neue Fahrzeugprojekte. Als Beispiel führen die Partner ein konzernweites IT-System an, das künftig sämtliche Anforderungen an die E/E-Architektur und Softwarefunktionen bündeln soll. In einem ersten Schritt soll die Kernmarke VW von Marv1n profitieren, Synergien mit anderen Konzernmarken zu einen späteren Zeitpunkt seien jedoch nicht ausgeschlossen, heißt es aus Wolfsburg.
Volkswagen drückt bei Software auf die Tube
Volkswagen hatte zuletzt erneut massive Investitionen in den Bereich Fahrzeugsoftware angekündigt. So arbeitet der Konzern seit vergangenem Jahr mit dem jungen US-Autobauer Rivian zusammen, um gemeinsam die nächsten Generationen an softwaredefinierten Elektroautos zu entwickeln. Premiere soll die neue Software-Architektur im Jahr 2027 bei den Konzerntöchtern Audi und Porsche feiern. Bis dahin will der OEM fast sechs Milliarden US-Dollar in das Joint Venture gepumpt haben. Mit der neuen CGI-Einheit Marv1n solle es indes aktuell keine Berührungspunkte geben, gleiches gelte für die Softwaretochter Cariad, so der VW-Sprecher.
Gleichzeitig schaut man in Wolfsburg in Sachen beschleunigter Entwicklung neuer Fahrzeugarchitekturen auch gen Fernost: In China arbeitet der Konzern mittlerweile sehr eng mit dem Hersteller Xpeng zusammen, um einen neue marktspezifische E/E-Architektur auf die Beine zu stellen.
Unklar ist allerdings, inwiefern die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Software-Einheit Cariad künftig noch eine Rolle spielen wird. Laut Konzernchef Blume soll die Tochter auch weiterhin „Teil der Gesamtstrategie“ bleiben. Klar ist jedoch, dass man sich in Wolfsburg mittlerweile vom Plan verabschiedet hat, in Sachen Fahrzeugsoftware alles allein umsetzen zu wollen.