In einer zunehmend digitalen Welt sind Websites der erste und oft wichtigste Kontaktpunkt zwischen Automobilherstellern und ihren Kunden. Sie dienen nicht nur als Schaufenster für Produkte, sondern erfüllen zahlreiche weitere Funktionen. Sie bilden die Grundlage für den ersten Eindruck, den ein Interessent von einer Marke gewinnt – und dieser Eindruck entscheidet oft darüber, ob ein Interessent zum Käufer wird. Ein gut gestaltetes Webdesign kombiniert Ästhetik, Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit. Intuitive Navigation, ansprechende Visualisierungen und ein klares Layout sind entscheidend, damit sich Besucher zurechtfinden und ein positives Erlebnis haben.
In einer Zeit, in der die digitale Präsenz oft den direkten Kontakt im Autohaus ersetzt, wird die Qualität einer Website zum Wettbewerbsvorteil. Sie ist mehr als nur eine digitale Visitenkarte, sie ist ein entscheidender Faktor, um Kunden zu gewinnen, zu binden und die Innovationskraft einer Marke zu unterstreichen – ein Schlüsselinstrument in der digitalen Customer Journey. In unserem Website-Check haben wir die Homepages der deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes auf Herz und Nieren geprüft.
Der Website-Check im Überblick:
Modellpräsentation
Beim Aufruf der Hersteller-Websites fällt die klare Priorisierung der Modelle direkt auf. Alle drei Hersteller haben der Modellübersicht die Pole-Position am linken oberen Rand in der Hauptnavigation eingeräumt und arbeiten mit Freistellern der einzelnen Fahrzeuge, um ein schlichtes und übersichtliches Design zu bewahren. Praktische, vom Onlineshopping bekannte Filterfunktionen nach Modellreihe, Fahrzeugtyp, Antriebsart und Preiskategorie erleichtern den Einstieg bei Audi und BMW. Allerdings gibt es leichte Einschränkungen bei der intuitiven Bedienung auf der Audi-Seite: Ein Klick auf das Fahrzeugbild oder den Modellnamen führt nicht direkt zu einer Detailseite. Stattdessen muss zwischen den Optionen „Entdecken“, „Konfigurator“ oder „Neu- und Gebrauchtwagen“ gewählt werden, die in relativ kleiner Schriftart unter dem Modellbild zunächst übersehen werden könnten – ein Detail, das mit einer optimierten Benutzerführung behoben werden könnte.
Die Modelle auf der Unternehmensseite von Mercedes lassen sich leider nicht nach Preisen filtern. Der Stuttgarter hebt sich jedoch durch die Positionierung der Filter am linken Rand ab, wodurch diese auch beim Scrollen sichtbar bleiben. Besonders positiv ist zudem die Markentrennung zwischen Mercedes, AMG und Maybach hervorzuheben sowie die automatisch startende Rundumansicht der Fahrzeuge beim Berühren mit dem Mauszeiger. Auch auf den Detailseiten der Mercedes-Modelle laufen 3D-Ansichten flüssig, während die direkten Konkurrenten entweder technische Probleme in Form langer Ladezeiten mit dieser Präsentationsform haben (Audi) oder sie nur sehr spärlich und versteckt anbieten (BMW).
Technologiepräsentation
BMW räumt der Elektromobilität auf der eigenen Website einen hohen Stellenwert ein und platziert das Thema direkt als zweiten Punkt in der Hauptnavigation. Die BMW i-Fahrzeuge sind zudem in der Modellübersicht prominent zu finden und durch ein auffälliges blaues Kabelsymbol gekennzeichnet. Auch die Filteroptionen für Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge sind intuitiv gestaltet, was die Orientierung für Interessenten an nachhaltiger Mobilität erleichtert. Jedoch: Statt einer umfassenden Landingpage bietet BMW eine Vielzahl von spezifischen Seiten, die Nutzer direkt zu Themen wie „BMW Elektroautos“, „Reichweite von E-Autos“ oder „Ladeerfahrungen“ führen. Dies mag für Nutzer, die bereits gezielt nach Informationen suchen, praktisch sein, könnte aber für Interessenten, die sich einen allgemeinen Überblick verschaffen möchten, überwältigend wirken. Eine klar strukturierte Übersichtsseite zum Thema E-Mobilität könnte hier Abhilfe schaffen.
Audi setzt ebenfalls auf eine zentrale Darstellung mit detaillierten Informationen, die von Ladeinfrastruktur bis zu Batterierecycling reichen. Die Darstellung und Erklärungen zu Plug-in-Hybrid-Technologien sind umfangreich und leicht verständlich, was sowohl für Technikinteressierte als auch für weniger informierte Nutzer einen Mehrwert bietet. Besonders hervorzuheben ist die umfangreiche Landingpage zum Laden von Elektrofahrzeugen. Sie umfasst Informationen zu Wallboxen, den Audi Charging Hubs, praktische Ladetipps sowie einen Ladezeitsimulator. Transparenz wird großgeschrieben: Ladekosten werden offen dargelegt und auch Themen wie Batterierecycling finden Platz. Dieses umfassende Informationsangebot schafft Vertrauen und stärkt die Kundenbindung.
Mercedes hingegen nimmt hier eine zurückhaltendere Rolle ein: Elektromobilität und technologische Neuerungen sind zwar gut aufbereitet, werden aber weder in der Hauptnavigation noch auf der Startseite hervorgehoben. Audi und BMW bieten insgesamt umfassende Inhalte, die auf die wachsende Nachfrage nach E-Mobilität eingehen, während Mercedes in diesem Bereich mehr Sichtbarkeit schaffen könnte, um die Innovationskraft der Marke zu unterstreichen.
Service, Kontakt & Zubehör
Im Bereich Service und Zubehör zeigt Audi eine breite Palette an Angeboten, die über das klassische Zubehör hinausgehen. Neben Reifen und Dachboxen umfasst das Sortiment auch innovative Produkte wie E-Bikes und E-Scooter samt Zubehör. Für Oldtimer-Enthusiasten gibt es im Tradition Shop Ersatzteile, die den Erhalt älterer Modelle ermöglichen. Die Zubehörkategorien des Münchener Hersteller sind etwas versteckt unter dem Menüpunkt „Mehr BMW“, der eine Vielzahl von Themen abdeckt. Die Produktseiten selbst punkten jedoch mit Storytelling-Elementen und ansprechenden Bildern, die Zubehör wie Dachboxen oder Winterreifen in realen Anwendungsszenarien zeigen. Mercedes hebt sich durch die Möglichkeit hervor, die Kompatibilität von Zubehör mit einer Fahrgestellnummer zu überprüfen – ein nützliches und vertrauensbildendes Feature. Im Bereich Zubehör punktet der OEM mit kreativen Angeboten: Neben klassischen Autoteilen finden sich Geschenkideen wie AMG-Monopoly oder Bobbycars. Diese Vielfalt macht die Zubehörseiten auch für nicht-typische Zielgruppen interessant.
Virtuelle Assistenten spielen bei allen drei Marken eine Rolle, doch keine der Lösungen überzeugt wirklich: Der BMW Virtual Assistant wird dezent über ein Chatsymbol am unteren rechten Bildschirmrand angeboten. Diese Zurückhaltung ist angenehm, da der Chat nicht aufdringlich erscheint, jedoch könnte ein initialer Hinweis beim ersten Öffnen der Website hilfreich sein. Der virtuelle Assistent meistert einfache Anfragen zu Preisen oder Modellen souverän, stößt jedoch an seine Grenzen, wenn es um detailliertere Fragen wie verfügbare Farbkombinationen geht. Alternativ stehen ein Live-Chat – der allerdings nicht immer besetzt ist – sowie eine Kontaktseite zur Verfügung.
Der virtuelle Assistent von Mercedes ist verfügbar, zeigt jedoch Schwächen in der Beantwortung spezifischer Fragen. Statt präziser Antworten bietet er hauptsächlich Filteroptionen und allgemeine Informationen. Der Audi Virtual Assistant hingegen wirkt sehr unausgereift: Statt direkte Antworten zu liefern, verweist er Nutzer nur an Experten, was den Self-Service-Ansatz einschränkt. Bei der Interaktion mit unterschiedlichen Modellseiten öffnet sich das Chat-Fenster zudem immer wieder von selbst.
Konfigurator
Der Konfigurator ist das Herzstück jeder Automobil-Website, da er den Nutzern ermöglicht, ihr Wunschfahrzeug individuell zu gestalten. Der Mercedes-Konfigurator kombiniert minimalistisches Design mit einer beeindruckenden technischen Umsetzung. Am Seitenanfang begrüßt ein großes Fahrzeugbild den Nutzer, ergänzt durch ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis am linken Rand, das beim Scrollen bestehen bleibt. Im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Audi oder BMW setzt Mercedes auf kompakte, klar strukturierte Seiten anstelle von langen Scroll-Layouts. Besonders auffällig ist die Möglichkeit, eine Nachtsicht einzuschalten, bei der nur Lichter und Scheinwerfer des Fahrzeugs sichtbar sind – ein Feature, das Kunden anspricht, die Wert auf Lichtdesign legen. Auch die Farbwechsel und 3D-Ansichten im Interior und Exterior überzeugen durch ihre flüssige Darstellung ohne Ladeverzögerungen.
Besonders die Vielzahl an verfügbaren Bildern und Ansichten der Audi-Fahrzeuge im Konfigurator sorgt für eine anschauliche Visualisierung. Allerdings gibt es gravierende technische Schwächen: Die 3D-Ansicht hängt sich beim ersten Versuch auf und benötigt einen Refresh. Auch danach sind die Ladezeiten zwischen den einzelnen Punkten vergleichsweise lang. Dies betrifft insbesondere die Darstellung von Farbvarianten, die mit spürbaren Verzögerungen einhergeht. Im Vergleich zur schlichten und übersichtlichen Modellauswahl wirkt der Konfigurator etwas überladen und könnte durch eine technische Optimierung deutlich verbessert werden.
Der BMW-Konfigurator überzeugt durch ein modernes Layout mit einem großen Fahrzeugbild, das dynamisch an die jeweilige Auswahl angepasst wird. Während die Navigation an der Seite übersichtlich ist, führt das Springen des Fahrzeugbildes in eine andere Ansicht beim Scrollen manchmal zu einem unruhigen Gesamteindruck. Dennoch schließt BMW durch das Meistern der 3D-Ansicht im Außen- und Innenraum ohne Ladezeiten zu Mercedes auf und lässt Audi hinter sich.
Unternehmenspräsentation
Audi präsentiert sich als visionärer Hersteller, der stets einen Schritt vorausdenkt. Mit Stories of Progress hebt die Marke Zukunftstechnologien, Nachhaltigkeit und Design hervor. Diese Inhalte verleihen der Website eine inspirierende und innovative Note. Die Verwendung hochwertiger Bilder verstärkt den Eindruck, dass Audi großen Wert auf Ästhetik und Kundenansprache legt. Dennoch gibt es auch hier Optimierungspotenzial: Teilweise wirken die Texte und Informationen etwas überladen, was die Übersichtlichkeit beeinträchtigen kann.
Mercedes präsentiert sich auf der Website als elegante und entgegenkommende Marke. Die kürzere Navigationsleiste und die dezente Farbgestaltung in Grau und Schwarz schaffen einen unaufdringlichen, professionellen Eindruck. Autoplay-Videos werden nur in Ausnahmefällen verwendet, wodurch die Inhalte nicht aufdringlich wirken. Besonders auffällig ist die einheitliche Navigation mit Inhaltsverzeichnissen am linken Rand, die auf den meisten Seiten konsistent verwendet wird. Diese Struktur erleichtert die Orientierung und unterstreicht die Seriosität der Marke. Historische Inhalte werden ebenfalls ansprechend präsentiert, was der Marke eine zusätzliche emotionale Dimension verleiht. Allerdings zeigen kleine Schwächen, wie eine nicht verfügbare Seite im Bereich News & Events, dass auch hier Verbesserungspotenzial besteht.
Während BMW mit Concept Cars die Zukunftsvisionen der Marke beeindruckend darstellt, bleibt deren Positionierung auf der Website hinter den Erwartungen zurück. Eine prominentere Platzierung könnte dazu beitragen, BMWs Innovationskraft und strategische Ausrichtung stärker hervorzuheben. Insgesamt spiegelt die Website dennoch BMWs Anspruch als zukunftsorientierter und kundenfreundlicher Anbieter wider.
Fazit: Nutzerorientiert, aber mit Raum für Verbesserungen
Die Webseiten von BMW, Mercedes und Audi präsentieren sich als moderne und kundenorientierte Plattformen, die die Stärken ihrer jeweiligen Marken widerspiegeln. BMW überzeugt mit klarer Struktur und hochwertigen visuellen Inhalten, wobei die Betonung der Elektromobilität und die Detailtiefe des Konfigurators hervorstechen. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf in der Nutzerführung, insbesondere bei der Navigation und der Präsentation der Concept Cars.
Mercedes setzt auf ein minimalistisches, elegantes Design und punktet mit einer durchdachten Modellpräsentation sowie einem kompakten und übersichtlichen Konfigurator. Die prominente Einbindung von Feedbackmöglichkeiten zeigt, dass die Marke die Weiterentwicklung des Kundenerlebnisses aktiv fördert. Allerdings könnten Zukunftsthemen wie Elektromobilität stärker in den Fokus gerückt werden.
Audi wiederum bietet ein holistisches Nutzererlebnis mit einer klar strukturierten Modellauswahl und einer beeindruckenden Präsentation der Elektromobilität. Schwächen zeigen sich hier vor allem in der technischen Performance und Bedienfreundlichkeit des Konfigurators.
Insgesamt zeigen alle drei Hersteller einen hohen Anspruch an ein hochwertiges Kundenerlebnis, das ihre Markenwerte transportiert. Dennoch gibt es bei allen Optimierungspotenzial – sei es in der Navigation, der technischen Umsetzung oder der stärkeren Betonung zukunftsrelevanter Themen. Mit gezielten Anpassungen könnten die Webseiten ihre Funktion als digitale Aushängeschilder der Marken noch besser erfüllen.