
In-Car-Gaming wird zum neuen Unterhaltungstrend im Fahrzeug: Über das zentrale Display und per Smartphone-Steuerung bieten Hersteller wie Audi interaktive Spielerlebnisse direkt im Cockpit. (Bild: Audi)
automotiveIT car.summit 2025

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Erst kürzliche erweiterte Volkswagen das In-Car-Entertainment und brachte gemeinsam mit dem Schweizer Anbieter AirConsole den Spieleklassiker Pac-Man auf das zentrale Infotainment-Display ausgewählter Modelle. Die Integration erfolgt in den ID.-Baureihen ID.7, ID.5, ID.4 und ID.3 (jeweils ab Software 4.0) sowie in den neuen Generationen von Passat, Tiguan, Tayron, Golf und Golf Variant ab Modelljahr 2025. Insgesamt rund 300.000 Fahrzeuge in Europa sollen für das Gaming-Feature freigeschaltet werden. Gespielt wird ausschließlich im Parkmodus – das sorge für Sicherheit und verhindere Ablenkung im Fahrbetrieb. Das Fahrzeugdisplay dient als Konsole, während das Smartphone zum Controller wird. Neben Pac-Man sind zahlreiche weitere AirConsole-Titel verfügbar. Die Spieleplattform bietet Gelegenheitsspiele, die sich per QR-Code starten lassen und für den sozialen Multiplayer-Einsatz konzipiert sind.
Kürzlich verkündete zudem Konzerntochter Audi den Einzug von AirConsole in das zentrale Infotainmentsystem: In Fahrzeugen mit einem MMI-Beifahrerdisplay ist Spielen sogar während der Fahrt erlaubt. Der sogenannte Privacy Mode stellt sicher, dass Inhalte nur für die Mitfahrenden sichtbar sind. Die Plattform ist über den Audi Application Store in Modellen mit Android-basierter Infotainmentarchitektur verfügbar, darunter Audi A5, Q5, A6, A6 e-tron und Q6 e-tron. Unter anderem wird das beliebte Zeichenspiel Pictionary zu seinem 40-jährigen Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Spielzeughersteller Mattel speziell für die Nutzung im Fahrzeug neu interpretiert. Pictionary Car Party soll Kunden von Audi dann bis Ende 2025 exklusiv zur Verfügung stehen. Zusätzlich integriert auch Volkswagen Nutzfahrzeuge die In-Car App AirConsole in die aktuell angebotenen Versionen des ID. Buzz, Caddy, Multivan, California und Crafter.
BMW öffnet AirConsole den Zugang zur Autowelt
Die Kooperation mit Volkswagen ist jedoch nicht der erste Einzug von AirConsole ins Fahrzeug. Bereits im Mai 2023 verkündete BMW die Revolution des In-Car-Gamings mithilfe der Plattform des Zürcher Startups N-Dream. Im letzten Jahr erweiterte der OEM sein Spieleangebot um einen weltweit bekannten Klassiker: Auf der Gamescom 2024 in Köln stellten Mattel, AirConsole und BMW das Kartenspiel Uno erstmals für das In-Car-Gaming vor. Die Partnerschaft zwischen BMW und AirConsole begann 2022, initiiert durch die Startup Garage des Automobilherstellers unter der Leitung von Bernhard Horst. Diese Kooperation hat es AirConsole ermöglicht, sich mit den Entwicklungsprozessen eines großen Automobilkonzerns vertraut zu machen, während BMW von der Innovationskraft des Startups profitierte.
Mehr als zehn Smartphones können sich gleichzeitig in die Browser-Games einloggen und ermöglichen so das Traumbild einer vernetzten Großfamilie, die beispielsweise Ladezeiten für ein gemeinsames Gaming-Erlebnis im stehenden Auto nutzt. „Die Spiele sind lokal gespeichert und per OTA-Update können jederzeit neue Games dazukommen. Einige davon entwickeln wir selbst, doch der Großteil ist unserer großen Entwickler-Community zu verdanken“, erklärt Antti Makkonen, Director of Games bei AirConsole. Der Experte prophezeit, dass dem In-Car-Gaming eine ähnliche Revolution bevorsteht, wie einst dem mobilen Gaming, das sich nach anfänglicher Skepsis bei den Nutzern letztlich erfolgreich durchsetzen konnte.
Mercedes stellt Fortnite für MBUX vor
Auch Mercedes nutzte die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele, um eine neue Partnerschaft mit dem Gaming-Anbieter Boosteroid bekannt zu geben. Ab nächstem Jahr wird die Boosteroid App als Teil des MBUX Entertainment Package Plus in Fahrzeugen mit der dritten Generation des MBUX Infotainment Systems verfügbar sein. Besucherinnen und Besucher der Gamescom konnten das neue Gaming-Erlebnis in ausgewählten AAA-Videospielen wie Fortnite, Starfield, Rocket League und weiteren live im Fahrzeug ausprobieren.
„Gemeinsam mit Boosteroid bieten wir ein noch attraktiveres Gaming-Erlebnis in unseren Mercedes‑Benz Fahrzeugen. Der cloudbasierte Ansatz ist die ideale Lösung, um unseren Kundinnen und Kunden sowie Videospiel-Fans Triple-A-Gaming zu ermöglichen. Damit zeigen wir eindrucksvoll, wie wir MBUX im Einklang mit den Wünschen und Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden weiterentwickeln" kommentiert Magnus Östberg, Chief Software Officer, die Partnerschaft.

Über ein Abo-Modell können die Boosteroid-Nutzerinnen und -Nutzer über fast jedes Gerät auf ihre gekauften Spiele zugreifen, darunter die meisten PCs, Laptops, Smartphones oder Smart-TVs. Und bald wird dazu auch das MBUX Infotainment System gehören, das in Nord- und Südamerika ab 2025 über die entsprechende Anwendung verfügen soll. Kundinnen und Kunden können diese über den App Store ihres Fahrzeugs herunterladen. Um das beste Spielerlebnis im Fahrzeug zu genießen, können sie für ihre Videospiele zudem ihren Bluetooth-Gaming-Controller oder ihr Mobiltelefon verwenden – allerdings nur im parkenden Zustand.
„High-End-Videospiele, die direkt im Fahrzeug laufen, sind eine Revolution des In-Car-Entertainments und wir freuen uns, gemeinsam mit Mercedes-Benz Geschichte zu schreiben. Wir sind absolut sicher, dass die Kunden ein beeindruckendes Spielerlebnis im Auto genießen werden - mit Sound, Beleuchtung, Sitzvibrationen, die in das Gameplay integriert sind", erklärt Vlad Kosmin, Corporate Vice President bei Boosteroid. „Boosteroid und Mercedes-Benz schaffen diesen Markt heute, aber wir erwarten, dass er schon in 3-5 Jahren riesig sein wird. Strategisch gesehen kommt die neue Generation von Kunden, für die Videospiele der wichtigste Unterhaltungsinhalt sind. Bereits in den frühen 2030er Jahren werden sie die absolute Mehrheit der Kunden in der Automobilindustrie darstellen.“
Porsche wandelt Lieblingsrennstrecken in virtuelle Umgebung um
Gemeinsam mit dem Schweizer Startup Way Ahead hat Porsche das Projekt Virtual Roads vorgestellt, das Sportwagenfahrern die Möglichkeit geben soll, persönliche Lieblingsstrecken aus der Realität in ein Videospiel zu übertragen. Die Erfassung der entsprechenden Routen soll sich statt wie bisher per Laserscan einfach per Smartphone umsetzen lassen. Über die integrierte Kamera hinter der Windschutzscheibe und eine dazugehörige App sollen Strecken automatisch in virtuelle 3D-Umgebungen verwandelt werden. Herzstück der Lösung ist hierbei ein KI-System, das Straßen und ihre nähere Umgebung möglichst originalgetreu nachstellt. Im virtuellen Raum kann die so gescannte Strecke über das Rennspiel Assetto Corsa abgefahren werden.
„Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit ist unsere Software mittlerweile so weit fortgeschritten, dass sie für Virtual Roads die Digitalisierung von Strecken mit bis zu acht Kilometern Länge je nach Komplexität in unter einer Stunde umsetzen kann“, so Roger Rueegg von Way Ahead Technologies. „Zugleich überprüfen wir aktuell weitere Möglichkeiten und Funktionen.“ Denkbar sei beispielsweise, zukünftig auch Daten der Fahrzeugsensorik wie Querbeschleunigung oder Fahrwerkregelung zu erfassen und zu nutzen.
Audi bringt VR-Lösung in den Fond
Entsprechende Daten haben bei Audi bereits den Weg ins Entertainment-Angebot gefunden. Seit Mitte 2022 ist ein entsprechendes System von VR-Experte Holoride in Audi-Modellen ab dem A4 aufwärts integriert. Im Rahmen der gemeinsamen Lösung, die für Audi-Fahrzeuge mit der neuesten Generation des modularen Infotainmentbaukastens (MIB 3) verfügbar ist, können im Fond des Fahrzeugs VR-Inhalte genutzt werden, die sich in Echtzeit den Bewegungen des Fahrzeugs anpassen. So lassen sich etwa Lenk-, Brems- oder Beschleunigungsvorgänge des Fahrzeugs auf Objekte in der Spielwelt übertragen.
Durch den Einklang von realer und virtueller Bewegung könnte unter anderem verhindert werden, dass Fahrgästen bei der Nutzung einer VR-Brille übel wird. Die Kopplung des notwendigen Headsets mit dem Fahrzeug erfolgt über eine Bluetooth Low Energy-Verbindung. Zunächst ist ein Marktstart der Technologie für Deutschland, England und die USA geplant, weitere Märkte sollen folgen.
Ford Mach-E wird zum Escape Room
Einen neuartigen Gamification-Ansatz wählt auch Ford im Mustang Mach-E, der mithilfe neuer Technologien zu einem Escape Room werden soll. Anweisungen zum Ablauf des mit Hilfe einer iOS-App gehosteten Spiels erhalten die Teilnehmer über das Soundsystem des Autos, eingebunden werden sollen außerdem Funktionen der elektrischen Sitze, der Heckklappe, Klimaanlage oder der Scheinwerfer. Während der Fahrt sei jedoch nur die Nutzung von Heizung und Lautsprechern im Rahmen des Spielablaufs möglich, schränkt der Hersteller ein. Momentan handelt es sich bei dem gemeinsam mit der unternehmenseigenen Emerging Technology & Innovation-Gruppe sowie der IOT-Gruppe mit Sitz im kalifornischen Palo Alto entwickelten Spiel noch um ein Arbeitskonzept.
„Es ist ein Spaß, der auch eine ernsthafte Seite hat, denn es wird gezeigt, was mit der Technik, die wir heute in Autos haben, grundsätzlich möglich ist“, erklärt Carsten Starke, Technical Expert Interior Materials & Customer Experience, Ford Research & Advanced Engineering, Ford Europa. „Die spielerisch erprobte Interaktion zwischen Fahrzeug und Fahrer könnte neue Perspektiven und Möglichkeiten für die Zukunft eröffnen, wie beispielsweise ein interaktives Bedienungshandbuch oder sogar ein Fahrercoaching.“
Auch Tesla setzt auf Gaming
Zur Abwechslung ist der polarisierende Elektrohersteller ebenfalls an Bord und setzt wie der Rest der Automobilbranche immer mehr auf Gaming-Anwendungen in seinen Fahrzeugen. Bereits 2019 rollte Tesla eine Karaoke-Funktion aus, die Kunden im chinesischen Markt per eigens entwickeltem TeslaMic nutzen können. Über ein Software-Update erweiterte der OEM das System im Februar 2022 um ein Interface des Anbieters Leishi KTV sowie verschiedene Sound-Optionen zur Optimierung des eigenen Gesangs. Ende 2022 folgte dann die Integration der Spieleplattform Steam per Steam Deck OS in den Tesla X und den Tesla S. Medienberichten zufolge verfügen die E-Autos über eine Rechenleistung von etwa zehn TFlops, was in etwa der Rechenleistung einer Playstation 5 entspreche. Gespielt wird mit einem kabellos angebundenen Controller.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 09. Februar 2022 und wird seitdem fortlaufend aktualisiert.