Innenraum Toyota RAV 4

Auch der größte Autobauer der Welt will die Software stärker in den Mittelpunkt rücken. (Bild: Toyota)

Zwar hat der weltweit größte Autobauer im jüngsten Future Readiness Indicator des International Institute for Management Development vier Plätze gut gemacht. Insgesamt reicht es für Toyota bei der Bewertung der Zukunftsfähigkeit aber nur für Platz sieben. Investitionen in Marke und Kundenerlebnis seien unerlässlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, betont das Institut. Das nehmen sich die Japaner offenbar zu Herzen: Damit die Aufholjagd in Sachen Zukunftsfähigkeit weitergeht, setzt Toyota nun auf eine eigene Software-Akademie.

Auch mit der Weltpremiere des neuen Toyota RAV4 will der japanische Automobilkonzern einen Schritt in Richtung software-definierter Fahrzeuge und digitaler Mobilität gehen. Im Zentrum der sechsten Modellgeneration steht nicht nur eine neue Fahrzeugarchitektur und ein weiterentwickelter Plug-in-Hybridantrieb, sondern vor allem ein umfassendes digitales Ökosystem, das Toyota über die neue Software-Plattform Arene erschließt. Mit der neu gegründeten Software-Akademie sollen laut Toyota sowohl das Nutzererlebnis als auch die Entwicklungsgeschwindigkeit neuer sicherheits- und komfortrelevanter Funktionen deutlich verbessert werden. Was steckt dahinter?

Arene-Plattform liefert digitales Fahrerlebnis

Mit Arene führt Toyota eine neuartige Software-Plattform ein, die den Wandel zu vollständig software-definierten Fahrzeugen einleiten soll. Sie bilde die Grundlage für moderne Sicherheits-, Assistenz- und Infotainmentsysteme, wie sie erstmals im neuen RAV4 verfügbar sind. Toyota betont, dass die digitale Architektur ein schnelleres Reagieren auf neue Anforderungen ermöglicht, etwa durch OTA-Updates, und gleichzeitig ein konsistentes Benutzererlebnis in allen digitalen Berührungspunkten sicherstellt.

Konkret erlaubt Arene die Einführung einer neuen Generation von Fahrerassistenzsystemen wie dem verbesserten Pre-Collision-System, einem aktiven Spurwechselassistenten oder dem neuen Front Cross Traffic Alert. Ein fortschrittliches Geo-Fencing sorge dafür, dass der Plug-in-Hybrid in sensiblen Zonen automatisch in den Elektromodus schalte. Auch das Einparken lasse sich künftig via Smartphone steuern. Durch die Verbindung von Sicherheitsfunktionen mit digitalen Bedienelementen wie dem cloudbasierten Navigationssystem oder einem intuitiven Sprachassistenten entsteht laut Toyota ein ganzheitlich neues Fahrerlebnis.

RAV4 als Träger eines neuen Softwareverständnisses

Mit dem neuen RAV4 demonstriert Toyota seine Strategie, Soft- und Hardwareentwicklung enger miteinander zu verzahnen. Die Plug-in-Hybridvariante mit einer neuen 23-kWh-Batterie bietet laut WLTP-Norm eine elektrische Reichweite von bis zu 100 Kilometern – kombiniert mit kurzen Ladezeiten dank optionaler DC-Schnellladefähigkeit von bis zu 50 kW. Das modifizierte Antriebskonzept trage auch zur verbesserten Fahrdynamik bei, während neue Assistenzfunktionen und das digitale Cockpit das Fahrzeug zum Pilotträger der neuen Softwarephilosophie machten.

Darüber hinaus spricht Toyota von einem völlig neuen digitalen Erlebnis, das auf personalisierbaren Benutzeroberflächen, einem überarbeiteten Multimediasystem und der Integration der neuesten MyToyota-App mit erweiterten Remote-Services basiert. Diese digitale Erweiterung des Fahrzeugerlebnisses soll in Verbindung mit einem leistungsfähigeren Sprachassistenten, Echtzeitnavigation und kontinuierlichen OTA-Updates neue Maßstäbe setzen – so die Ankündigung des Unternehmens.

Qualifikationsoffensive für KI- und Softwareentwicklung

Parallel zur Produkteinführung baut Toyota auch auf personeller Ebene seine digitale Kompetenz aus. Mit der neu ins Leben gerufenen Toyota Software Academy will der Konzern zusammen mit den Unternehmen der Toyota-Gruppe (Aisin, Denso, Toyota Tsusho und Woven) eine neue Generation von KI- und Softwareexperten ausbilden. Die Akademie startet mit einem hybriden Schulungskonzept aus Online-Vorlesungen und praxisorientierten Trainings an unternehmenseigenen Forschungseinrichtungen.

Toyota zufolge sollen in rund 100 Kursen Themen wie künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Regulatorik und softwaregestützte Fahrzeugentwicklung vermittelt werden. Die Ausbildung ist explizit interdisziplinär angelegt und soll sowohl Software- als auch Hardwareverständnis fördern. Besonderer Wert werde auf anwendungsnahes Lernen gelegt – beispielsweise durch die Entwicklung von Funktionen in realen Fahrzeugen.

Begleitet wird die Initiative von einem zweiten strategischen Baustein: dem Global AI Accelerator (GAIA). Dieses Programm soll Toyota-intern KI-Entwicklung, -Implementierung und -Kompetenzaufbau beschleunigen. GAIA konzentriere sich zunächst auf elf Anwendungsfelder, darunter ADAS, Materialforschung, In-Car-Agenten, Office-Produktivität und Robotik. Langfristig soll der Accelerator sowohl die Produktivität der Teams als auch die Innovationskraft in der Produktentwicklung steigern.

Digitalisierung als zentrales Steuerungsthema

Mit der Einführung des neuen RAV4 und der begleitenden Software-Offensive will Toyota offenbar nicht nur bestehende Produkte digital aufwerten, sondern eigene Entwicklungskapazitäten und Methoden deutlich modernisieren. Die Integration der Arene-Plattform und die Gründung einer eigenen Akademie zeigen, dass Toyota das Auto von morgen immer mehr durch Code und Nutzererlebnis definieren will. Ob und wie schnell diese Transformation gelingt, bleibt abzuwarten. Fest steht: Mit der Verbindung aus innovativer Fahrzeugtechnik, softwarezentriertem Denken und einem klaren Qualifizierungsprogramm für Mitarbeitende setzt Toyota ein klares Signal und könnte sich so perspektivisch im eingangs erwähnten Zukunfts-Ranking noch weiter nach oben arbeiten.

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