Zonale Fahrzeugarchitektur nimmt Gestalt an
VW zieht Zwischenfazit mit US-Partner Rivian
Ein Jahr nach der Gründung verzeichnet das Joint Venture von Volkswagen und Rivian Fortschritte bei Entwicklung und Aufbau der zonalen SDV-Architektur. So sollen schon bald erste Wintertests mit Referenzfahrzeugen unter Extrembedingungen folgen.
Der ID.Every1 gehört zu den ersten Fahrzeugen, die das Joint Venture von Rivian und Volkswagen für den Wintertest 2026 mit der neuen SDV-Architektur ausstattet. Die Erprobung soll zeigen, wie stabil die zonale Elektronik des JV unter realen Bedingungen arbeitet.
Volkswagen
Ein Jahr nach Gründung: Joint Venture von Volkswagen Group und Rivian macht Fortschritte
- Das Joint Venture von Volkswagen und Rivian hat in zwölf Monaten eine SDV-Architektur entwickelt, die 2026 in Wintertests erprobt wird.
- Der ID.EVERY1 von Volkswagen soll ab 2027 als erstes Serienmodell mit der neuen Architektur auf den Markt kommen.
- RV Tech beschäftigt über 1.500 Entwicklerinnen und Entwickler an weltweit sechs Standorten – als gemeinsame Entwicklungseinheit beider Unternehmen.
Das Joint Venture „Rivian and Volkswagen Group Technologies“ (RV Tech) hat seit November 2024 eine zonale SDV-Architektur (Software Defined Vehicle) für kommende Fahrzeuggenerationen entwickelt. Ziel ist eine modulare Elektronikplattform, die zentrale Fahrzeugfunktionen softwarebasiert steuert. Nach einem Jahr sind Referenzfahrzeuge in Vorbereitung, mit denen erste Systemtests im Jahr 2026 erfolgen sollen. Parallel wurde die Organisationsstruktur zügig ausgebaut. Derzeit arbeiten über 1.500 Mitarbeitende an mehreren internationalen Standorten an Architektur, Software, Integration und Validierung.
Welche Rolle spielt die neue SDV-Architektur?
Im Zentrum der SDV-Architektur stehen leistungsstarke Zentralrechner, die eine zonale Aufteilung der Fahrzeugsteuerung ermöglichen . Diese Struktur soll die Komplexität reduzieren, Skalierbarkeit erhöhen und Funktionen wie hochautomatisiertes Fahren, Infotainment sowie digitale Services effizienter nutzbar machen. Updates und Funktionserweiterungen lassen sich dabei kabellos, also Over-the-Air, aufspielen. Damit wird das Fahrzeug zu einer dauerhaft weiterentwickelbaren digitalen Plattform. Die Architektur bildet zugleich die technologische Grundlage für eine langfristige Vereinheitlichung über Marken und Modelle hinweg. „Die entwickelte Architektur mit Rivian ist wirklich ein Fortschritt, von dem wir nicht nur bei Audi, sondern im gesamten Volkswagen-Konzern profitieren werden. Die ersten Erprobungsfahrzeuge sind bereits im Einsatz. Jetzt geht es darum, die neuen Entwicklungszyklen konsequent umzusetzen, damit wir schnell neue Funktionen auf dieser Plattform anbieten können“, erklärte Audis Entwicklungschef Geoffrey Bouquot gegenüber automotiveIT im Rahmen des Mobility Circles in München.
Wann starten Tests und welche Modelle sind betroffen?
Der Beginn erster Wintertests ist für das erste Quartal 2026 geplant. Testträger aus den Marken Volkswagen, Scout und Audi sollen die Leistungsfähigkeit der neuen SDV-Architektur unter klimatisch anspruchsvollen Bedingungen nachweisen. Die technischen Spezifikationen für Hardware und Software dieser Referenzfahrzeuge wurden bereits im Frühjahr 2025 finalisiert. Im Fokus steht dabei unter anderem der ID.Every1 von Volkswagen. Das Modell soll 2027 in Serie gehen und erstmals die neue Architektur im vollelektrischen Einstiegssegment einsetzen.
Wir bei Rivian freuen uns besonders auf den Marktstart des R2 in der ersten Jahreshälfte 2026, der die Fortschritte des Joint Ventures eindrucksvoll unter Beweis stellen wird.
RJ Scaringe, Gründer und CEO von Rivian
So erfolgt die Integration bei Volkswagen und Rivian
Volkswagen beabsichtigt, die von RV Tech entwickelte Architektur auf der Scalable Systems Platform (SSP) zu verwenden. Diese Plattform soll konzernweit als technische Basis für bis zu 30 Millionen Fahrzeuge dienen. Die SDV-Architektur ermöglicht eine einheitliche Softwarestruktur über Segmente und Marken hinweg und soll langfristig Entwicklungsaufwände senken. Rivian wird die entwickelte Technologie in die künftigen Modelle R2, R3 und R3X integrieren sowie für Upgrades bestehender Fahrzeuge nutzen. Damit profitieren beide Unternehmen strategisch von der gemeinsamen Entwicklungsarbeit.
Neue Strukturen im Joint Venture
Seit der Gründung ist die Organisation des Joint Ventures stark gewachsen. RV Tech betreibt Entwicklungsstandorte in den USA (Palo Alto, Irvine), Kanada, Schweden, Serbien und seit Kurzem auch in Berlin. Der Standort in Deutschland soll die Zusammenarbeit mit den europäischen Marken der Volkswagen Group erleichtern und die standortübergreifende Integration beschleunigen. Der Fokus liegt dabei auf einer engen Verzahnung zwischen Softwareentwicklung, Systemarchitektur und Produktplanung, um die SDV-Technologie zügig und effizient in Serienfahrzeuge zu überführen.
Was steckt hinter dem Joint Venture von Volkswagen und Rivian?
Das Joint Venture Rivian and Volkswagen Group Technologies wurde im November 2024 gegründet und ist je zur Hälfte im Besitz von Volkswagen und Rivian. Es hat den klaren Auftrag, eine modulare, zonal aufgebaute Elektronikarchitektur und eine zentrale Softwareplattform für kommende Software-Defined Vehicles (SDV) zu entwickeln. Diese Architektur soll ab 2027 zuerst bei Audi und Porsche starten, bevor Volkswagen nachzieht – darunter der neue Elektro-Golf, der voraussichtlich 2029 in Serie geht. Rivian nutzt die Technologie parallel für seine Modelle R2, R3 und R3X sowie zur Aktualisierung bestehender Fahrzeuge.
Das Joint Venture arbeitet zunächst am Standort Palo Alto, ergänzt durch weitere geplante Standorte in Nordamerika und Europa. Volkswagen investiert bis 2027 insgesamt bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar in Rivian und das Gemeinschaftsunternehmen. Dazu gehören eine bereits gezahlte Wandelanleihe über eine Milliarde US-Dollar, weitere 1,3 Milliarden US-Dollar für IP-Lizenzen und den JV-Anteil sowie zusätzliche Investitionen von bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar, die an technologische Meilensteine gebunden sind.
Technisch basiert die Zusammenarbeit auf Rivians zonaler Hardware und einer integrierten Softwareplattform, die bereits in einem in nur zwölf Wochen aufgebauten Demonstrationsfahrzeug ihre Kompatibilität mit Volkswagen-Modellen gezeigt hat. Für den Konzern ist das Joint Venture ein zentraler Baustein, um Software-Entwicklung zu beschleunigen, Kosten zu reduzieren und die bestehende Softwarestrategie – inklusive Cariad und Kooperationen wie Xpeng – schlüssig zu ergänzen.