
Volvo setzt seit Jahren auf Google. Nun kommt die KI-Software hinzu. (Bild: Volvo)
Die Veränderungen beim Googlen dürften den meisten Menschen bereits aufgefallen sein. Bei vielen Suchanfragen spuckt Gemini, wie die KI des Internetgiganten heißt, direkt Antworten aus. In vielen Fällen klappt das beeindruckend schnell und präzise. Anders sieht es dagegen oft noch bei den Sprachassistenten in modernen Autos aus. Deren Antworten fallen nur sehr selten derart präzise und zufriedenstellend aus. Damit sich das endlich ändert, vertieft Volvo seine Partnerschaft mit Google und bringt den KI-basierten Sprachassistenten Gemini in seine Fahrzeuge.
Das kündigten beide Unternehmen im Rahmen der Google I/O 2025 an. Google Gemini soll künftig in alle Fahrzeuge mit integriertem Google-Infotainmentsystem kommen. Darüber hinaus soll Volvo künftig als Referenzplattform für die Weiterentwicklung von Android Automotive OS dienen.
Gemini ersetzt Google Assistant im Volvo
Die Einführung von Gemini bedeute einen Technologiesprung für die In-Car-Sprachassistenz, heißt es von den Schweden. Der auf multimodaler KI basierende Dienst verstehe natürliche Sprache deutlich besser als bisherige Systeme. In einer Demonstration auf der Entwicklerkonferenz wurde die Funktionalität anhand eines Volvo EX90 vorgestellt. Fahrer sollen künftig Nachrichten während der Fahrt diktieren, Übersetzungen in Echtzeit abrufen, Fahrzeugfunktionen via Handbuch abfragen oder ortsbezogene Informationen erhalten können – alles per natürlicher Sprache.
Gemini löst im Laufe des Jahres den bisherigen Google Assistant in Volvo-Fahrzeugen ab. Ziel sei es, die kognitive Belastung während der Fahrt zu verringern und dadurch die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, so die Unternehmen.
Volvo als Entwicklungsplattform für Google
Ein weiterer Aspekt der erweiterten Kooperation betrifft die Rolle von Volvo als Referenzpartner für Android Automotive OS. Künftig testet Google neue Funktionen und Updates zunächst auf Volvo-Fahrzeugen, bevor sie in die Android-Codebasis einfließen. Damit wird Volvo zur zentralen Hardware- und Softwareplattform für Googles Automotive-Entwicklung. Laut Patrick Brady, Vice President „Android for Cars“ bei Google, soll die intensivierte Partnerschaft nicht nur das Kundenerlebnis bei Volvo verbessern, sondern auch „neue Maßstäbe für die gesamte Automobilindustrie“ setzen.
Strategischer Fokus auf Software und Nutzererlebnis
Volvo unterstreicht mit diesem Schritt seinen Anspruch, nicht nur Fahrzeuge zu bauen, sondern ein digitales Ökosystem mitzugestalten. „Wir sind bestrebt, Technik anzubieten, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt“, betont Alwin Bakkenes, Head of Global Software Engineering bei Volvo . Die Google-Partnerschaft ermögliche es, Innovationen frühzeitig in die Serienmodelle zu bringen.
Diese Entwicklung fügt sich in Volvos radikale Neuausrichtung auf softwarezentrierte Fahrzeugarchitekturen ein, wie sie bereits mit der „Core Compute Platform“ eingeleitet wurde. Die technische Verschlankung der E-Fahrzeuge, etwa beim zentralisierten Steuergerätedesign oder der Trennung von Infotainment und sicherheitskritischen Systemen, soll die Grundlage für eine agile Softwareentwicklung und häufigere Over-the-Air-Updates schaffen.
Minimalismus mit technischer Tiefe
Auch im Design spiegelt sich dieser Ansatz wider. Die aufgeräumten Bedienkonzepte aktueller Volvo-Modelle – etwa im neuen EX90 – setzen auf reduzierte Eingabemöglichkeiten zugunsten intuitiver Sprachsteuerung. Die Integration von Gemini folgt dieser Linie und stärkt den Anspruch, technologischen Minimalismus mit funktionaler Tiefe zu verbinden.
Volvo setzt auf externe Expertise
Mit der Integration von Google Gemini und der engen Zusammenarbeit bei Android Automotive positioniert sich Volvo strategisch als Innovationsplattform für softwaregetriebene Fahrzeugentwicklung. Während andere OEMs noch eigene Betriebssysteme evaluieren oder mehrere Partnerschaften parallel verfolgen, geht Volvo den Weg der Fokussierung. Dies könnte sich insbesondere im Hinblick auf Time-to-Market und Nutzerakzeptanz als Vorteil erweisen.
Zugleich zeigen Tests dass die Verzahnung von Infotainment und ADAS-Systemen ein sensibles Thema bleibt, insbesondere bei der Usability unter realen Bedingungen. Die neue Partnerschaft wird sich auch daran messen lassen müssen, wie gut die KI tatsächlich im Alltag funktioniert.