Der "Dual-Contour"-Fahrerairbag von ZF kann sich je nach Sitzposition und Größe des Fahrers in zwei unterschiedlichen Größen entfalten

Der "Dual-Contour"-Airbag von ZF kann sich je nach Sitzposition und Größe des Fahrers in zwei unterschiedlichen Größen entfalten. Der Beifahrer-Airbag ist bereits serienreif, nun soll der Fahrerairbag folgen. (Bild: ZF)

Beim hochautomatisierten Fahren nach Level 3, das in einer steigenden Anzahl von Fahrzeugen möglich und in immer mehr Ländern zugelassen ist, können sich Fahrerinnen und Fahrer zeitweise vom Verkehrsgeschehen abwenden. Beim vollautomatisierten Fahren nach Level 4 könnte bald auch diese Einschränkung wegfallen. Dann können Fahrer auch die Neigung der Rückenlehne in eine bequemere Sitzposition ändern.

Dazu braucht es neue Airbag-Konzepte, die sich in der Wirkungstiefe an die jeweilige Sitzposition anpassen. ZF Lifetec hat deswegen nach eigenen Angaben bereits einen sogenannten Dual Contour-Airbag für die Beifahrerseite zur Serienreife entwickelt. Dieser kann je nach Sitzposition in zwei verschiedene Größen aufgeblasen werden. Jetzt entwickelt das Unternehmen auch für die Fahrerseite einen entsprechenden Airbag für die nächste Generation teil- oder vollautomatisierter Fahrzeuge.

Crashtests hätten gezeigt, dass das klassische Gespann aus Gurt und Airbag die Insassen nicht mehr optimal schützen kann, wenn sich die vorderen Insassen bei einem Frontalcrash in einer Komfortsitzposition, also einer Lehnenneigung von etwa 40 Grad befinden. Bei dieser Sitzeinstellung ist der Abstand zwischen dem aufgeblasenen Airbag und dem Insassen zu groß, um den Passagier optimal abzufangen und zurückzuhalten, so das Unternehmen. Mit Blick auf das automatisierte Fahren sei deshalb eine Lösung notwendig, die für beide Positionen hohe Sicherheit bietet. Dies ist die Idee hinter dem Dual Contour-Airbag. Vereinfacht gesagt besteht die Lösung aus einem Luftsack, der standardmäßig für die Standardsitzposition ausgelegt ist, aber entsprechend vergrößert werden kann, wenn sich die Insassen in einer Komfortsitzposition befinden.

Damit sich der Fahrerairbag voll entfalten kann, muss die Gasfüllmenge erhöht werden. Hierfür ist ein zweistufiger Gasgenerator notwendig, den ZF Lifetec für Airbags mit besonders großem Volumen entwickelt hat. Er ist in der Lage, innerhalb von Millisekunden alle zwei Volumengrößen des im Lenkrad integrierten Fahrerairbags zu befüllen. Die maximale Gesamtfüllmenge eines Dual Contour-Airbags wird derzeit auf der Beifahrerseite erreicht und beträgt bis zu 190 Liter.

Da die Airbag-Steuerung in die Pkw-Elektronik integriert ist, 'weiß' das Fahrzeugsystem laut ZF Lifetc, in welcher Sitzposition Fahrerin oder Fahrer sich im Moment des Crashs befinden und welche Stufe des Gasgenerators ausgelöst werden muss. Neben Sitzneigungs- und Gewichtssensoren lassen sich weitere Sensoren, wie etwa Innenraumkameras, zur genaueren Bewertung des Szenarios im Innenraum in das System integrieren.

Deshalb ist es möglich, noch eine weitere Adaption im Dual Contour-Airbag zu realisieren: So lässt sich der Fülldruck des Luftsacks je nach Größe, Gewicht und Statur der Insassen variieren. Wenn Sensoren oder Innenraumkameras die entsprechenden Informationen bereitstellen und etwa eine große, schwere Person hinter dem Lenkrad erkennen, können beispielsweise Abströmöffnungen angesteuert werden, um so einen höheren Fülldruck und damit eine höhere Rückhaltung des Insassen zu erzeugen.

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