Mobility Circle 2024
Anhand des diesjährigen Mobility Services Report erläutert Stefan Bratzel am 06.11. auf dem Mobility Circle in München die wichtigsten Entwicklungen der Mobilität.
„Elektrisch, autonom, multimodal, kooperativ“ sind die zentralen Stichworte für technologische und soziale Innovationen zur Gewährleistung einer nachhaltigen Mobilität in sektorübergreifenden Ökosystemen. Mike Reichelt (BMW), Roland Villinger (Škoda) und Christian Dahlheim (VW Financial Services) u. v. m. führen die spannenden Diskussionen der vergangenen Jahre weiter.
Nach Phasen der Konsolidierung und dem Ausbau von Synergieeffekten zwischen Geschäftsfeldern haben die zentralen Anbieter von Fahrtendienstleistungen inzwischen nachhaltig profitable Geschäftsmodelle mit Zukunftspotenzial entwickelt. Dies ist eines der vorab veröffentlichten Ergebnisse des Mobility Services Reports 2024 (MSR), der vom Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco Systems und der Media-Manufaktur (automotiveIT und Automobil Produktion) verfasst wurde. Der Mobility Services Report 2024 erscheint zeitgleich mit Stattfinden des Mobility Circle am 06. November in München.
Uber ist erfolgreichster Ridehailing-Dienst
Im Vergleich der erfolgreichsten Fahrdienstplattformen schneidet Uber am besten ab, gefolgt von Didi Chuxing und Grab sowie Dida Chuxing, Ola, Bolt und FreeNow. Der US-amerikanische Ride-Hailing Pionier erwirtschaftete nach hohen Milliardenverlusten seit der Gründung im Jahr 2009 im Gesamtjahr 2023 erstmals einen Jahresgewinn (EBIT) von 1,1 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Mobilitätsdienstleister sowohl die Zahl seiner Fahrten auf 9,5 Milliarden (plus 24 Prozent) als auch die monatlichen Plattformnutzer auf 150 Millionen (plus 14,5 Prozent) steigern. Der Erfolg setzte sich auch in den ersten zwei Quartalen des Jahres 2024 fort. Die Marktkapitalisierung vervielfachte sich zwischen Mitte 2022 und August 2024 von 46 Milliarden US-Dollar auf rund 135 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig macht die Studie Uber als innovativsten Ridehailing-Service aus: Das Unternehmen generierte nicht nur die meisten Serviceinnovationen und Weltneuheiten, sondern erreichte auch bei der qualitativen Bewertung der Neuerungen den ersten Rang.
Wesentliche Schlüssel für den Erfolg Ubers sind dem MSR 2024 zufolge vor allem die systematische Erhöhung des Customer Lifetime Value (CLV) durch Ausbau verbundener Ökosysteme wie Uber Eats oder die Gewinnung von Mitgliedern für Programme wie Uber One. Zudem setze Uber erfolgreich auf eine Cross-Promotion-Strategie für verschiedene eigene Dienste. „Digitale Fahrdienst-Anbieter verlassen zunehmend das verlustreiche ‚Tal der Enttäuschungen‘ und entwickeln sich zu profitablen Mobilitätsunternehmen. Ein wichtiger Erfolgsbaustein ist der Aufbau von Super-Apps mit einem breiten Portfolio von komplementären Mobilitätsdiensten“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM).
Umsatz- und Gewinnentwicklung von Didi Chuxing und Uber
Andere Anbieter ziehen mit
Die Erfolgsbausteine von Uber sind eine Art Blaupause für digitale Mobilitätsanbieter in anderen Regionen: In China steigt der Ride-Hailing-Markt auf Rekordwerte von 9,1 Milliarden Bestellungen im Jahr 2023 (plus 31 Prozent) und wächst auch im Halbjahr 2024 ungebremst weiter. Mit rund 79 Prozent der monatlichen Fahrdienstvermittlungen in China dominiert DiDi Chuxing den Markt. Nach Milliardenverlusten in den Vorjahren erzielte DiDi in den ersten zwei Quartalen 2024 mit Umsatzzuwächsen und Kostenreduzierungen ebenfalls einen Gewinn (EBIT) von 125 Mio. US-Dollar.
Ähnliche Entwicklungen zeigen auch Grab und Bolt: Der südostasiatische Mobilitätsdienstleister Grab realisierte in den vergangenen Quartalen starke Umsatzzuwächse und verminderte nach einem negativen Jahresergebnis von 519 Millionen US-Dollar die Verluste in den ersten zwei Quartalen 2024 auf nur noch 75 bzw. 56 Millionen Dollar. Bolt steigerte ebenfalls den Gesamtumsatz im Gesamtjahr 2023 um 35 Prozent und reduzierte seine Verluste erheblich von 263 Millionen Euro auf ein Minus von 94 Millionen. Auch FreeNow meldete im September 2024 erstmals das Erreichen der Gewinnzone.
Autonomes Fahren könnte Gamechanger werden
Mittel- und langfristig birgt jedoch das autonome Fahren für die Fahrdienstplattform-Unternehmen neue Herausforderungen. Einerseits können Roboshuttles die Fahrtkosten pro Kilometer deutlich reduzieren und den Unternehmen zu weiterem Wachstum im Fahrdienstmarkt verhelfen. Andererseits bergen sie auch disruptives Risiko, da damit auch neue Akteure ins Spiel kommen, die den Fahrdienstplattformen gefährlich werden können. Beispiele für entsprechende Player sind der Studie zufolge etwa Waymo oder Tesla. Doch auch die etablierten Ridehailing-Player haben das Thema auf der eigenen Agenda: Uber hat in den letzten Monaten Kooperationen im Umfeld des autonomen Fahrens geschlossen, während DiDi Chuxing das Thema über eine eigene Tochtergesellschaft adressiert.