
Zulieferer Continental steht speziell im Automotive-Bereich massiv unter Druck. Bereichs-CIO Thorsten Pache will IT-seitig dazu beitragen, über alle Fachbereiche und Standorte hinweg effizienter zu werden. (Bild: Continental / Tobias Weber)
Es gehört zu den wichtigsten und drängendsten, jedoch zugleich am wenigsten öffentlichkeitswirksamsten Hausaufgaben von IT-Abteilungen großer Industrieunternehmen: die Konsolidierung und Standardisierung der eigenen IT-Systemlandschaften. Wie andere OEMs und Zulieferer hat sich auch die Automotive-Sparte von Continental in den zurückliegenden acht Jahren an das Mammutprojekt gemacht, eine Vielzahl von IT-Prozessen bereichsübergreifend einzudampfen. Und das zumindest teilweise in einer Phase von überlappenden Krisen wie Corona oder Halbleitermangel, die speziell die Automotive-Einheit des hannoverschen Zulieferers in eine existenzielle Krise befördert hat.
So hat Conti Automotive die IT-Prozesse vereinheitlicht
Umso glücklicher ist Thorsten Pache, CIO von Continental Automotive, dass sein Team es geschafft hat, Anfang des Jahres das intern sogenannte Spirit-Projekt erfolgreich abzuschließen. Dabei handelt es sich um ein großangelegtes SAP-Konsolidierungs- und Standardisierungsprogramm, das die IT gemeinsam mit den entsprechenden Fachabteilungen der Conti-Unit nun knapp acht Jahre in Atem gehalten hat. „Standardisierung war in der Vergangenheit ein Kernthema der IT und wird es auch in Zukunft sein“, sagt Pache gegenüber automotiveIT. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir dieses Projekt trotz der großen Herausforderungen der vergangenen Jahre konsequent durchgezogen haben. Und das ist für mich entscheidend.“
Historisch bedingt war die Automotive-Sparte durch eine sehr heterogene und auf über 100 Standorte verteilte Prozesslandschaft geprägt, die es nun intelligent und durch ein hoch industrialisiertes Programm zusammenzuführen galt. „Am Anfang des Projektes hatten wir 25 heterogene ERP-Systeme. Diese haben wir nun auf ein globales Templatesystem mit einigen wenigen regionalen Produktivinstanzen reduziert“, erläutert CIO Pache. Damit sei es gelungen, von über 7.000 auf weit unter 1.000 Template-Prozesse herunterzugehen.
„Das ist ein Standardisierungsprojekt, das meines Erachtens seines Gleichen sucht. Eine wirklich große Sache für einen Unternehmensbereich in der Größenordnung wie eine Continental Automotive“, betont Thorsten Pache. Auf dieser Grundlage können nun weitere effektive Standardisierungen sowie die zielgerichtete Umstellung auf SAP S4/Hana erfolgen. „Das ist ein strategischer Nutzen, der uns einen Wettbewerbsvorteil verschafft“.
Was plant Conti Automotive in der Produktion?
Neben SAP konnte Continental Automotive auch im Manufacturing-Umfeld die eigenen Systeme und Prozesse in den letzten Jahren standardisieren. Das betrifft sowohl den Bereich Manufacturing Execution als auch Digitalisierungsmaßnahmen im Fertigungsumfeld. In dem Zuge gelang es, ein weltweit einheitliches Manufacturing-Execution-System (MES) aufzubauen.
Als nächsten großen Schritt wolle man jetzt ein eigenes sogenanntes Factory Operating System aufsetzen. „Über Event-Sourcing möglichst vieler unterschiedlicher Produktionsdaten werden wir in der Lage sein, Einfluss auf Qualität und Effizienz zu nehmen und somit Verbesserungen deutlich schneller als bisher in die Produktion einfließen lassen zu können. Und das geht nur auf Basis eines gemeinsamen Standards“, stellt CIO Pache klar. „In einem weiteren Schritt planen wir, mit Hilfe von Process Mining die effizientesten Prozesse zu identifizieren, um diese dann kurzfristig in allen beteiligten Werken zu implementieren. Unser Ziel ist es, Prozessoptimierungen, die bisher Monate gedauert haben, in wenigen Wochen zu ermöglichen".