
Continental zeigt auf der Auto Shanghai 2025, wie Software, Sensorik und intelligente Systeme das Zusammenspiel zwischen Fahrzeugen, Infrastruktur und Umwelt optimieren sollen. (Bild: Continental)
Continental präsentiert auf der Auto Shanghai 2025 eine breite Palette neuer Technologien und Systemlösungen unter dem Leitmotiv Advancing Mobility from Road to Cloud. Im Bereich der Infrastruktur für vernetzte Fahrzeuge zeigt der Zulieferer ein umfassendes Ökosystem für SDVs, das Hard- und Basissoftware, Edge-Computing-Komponenten sowie Engineering- und Fertigungsdienstleistungen umfasst. High-Performance Computer (HPC) und Zone Control Units (ZCU) sollen skalierbare, domänenübergreifende Architekturen ermöglichen.
Eine zentrale Rolle spiele dabei die neue Integrationsplattform AD-Cockpit HPC, das Cluster-, Infotainment- und Fahrerassistenzfunktionen auf einem einzigen System-on-Chip zusammenführt. Übergeordnetes Ziel dieser Lösungen sei es, Entwicklungsaufwände zu reduzieren und die Markteinführung zu beschleunigen, so Continental. Mit den neuen intelligenten Fahrsystemen Luna und Astra stellt der Automobilzulieferer Lösungen für unterschiedliche Automatisierungsstufen vor. Luna bietet Funktionen wie Notbremsung, Spurhaltung und integrierten Tempomat für globale Märkte. Astra unterstützt L2++-Funktionen, einschließlich Autopilot-Navigation für komplexe innerstädtische Verkehrssituationen in China.
Ergänzt werden diese Systeme durch eine neue Sensorengeneration, darunter Radarsysteme mit hoher Bandbreite und KI-gestützte Nachtsichtkameras. Im Bereich aktiver Sicherheit präsentiert Continental das Future Brake System (FBS), eine modulare Plattform für elektromechanisches Bremsen. Die nächste Generation von Brake-by-Wire-Systemen integriert Hauptbremszylinder, Verstärker und Steuerung in einem kompakten Modul. Perspektivisch will Continental mit dieser Technologie eine bremsflüssigkeitsfreie Lösung zur Reduktion von Wartungsaufwand und Umweltbelastung ermöglichen.
Contis Automotive-Unternehmen bekommt offiziellen Namen
Mit der In2Visible Overhead Console und fortschrittlichen Lichtlösungen zeigen die Hannoveraner Ansätze für eine verbesserte Mensch-Maschine-Interaktion. Die Dachkonsole vereint Aktuatoren und Sensoren unsichtbar hinter funktionalen Oberflächen. Der Central Light Computer steuert Lichtfunktionen auf Basis von Fahrzeugsignalen. Eine Fensterprojektion ermöglicht die Anzeige personalisierter Informationen auf dem Seitenglas.
Ein weiteres zentrales Thema der Messe ist die bevorstehende organisatorische Neuausrichtung: Auf der Pressekonferenz kündigte Continental-Vorstandsmitglied Philipp von Hirschheydt den Namen des neuen, künftig eigenständig geführten Automotive-Unternehmens an, das im Rahmen der geplanten Abspaltung bis September 2025 operativ unabhängig werden soll.
Bosch präsentiert ADAS-Lösungen
Auch Bosch setzt in China auf ein umfangreiches Portfolio. Im Vordergrund stehen Fahrerassistenzsystemen, die auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Fahrzeugsegmente und Märkte zugeschnitten sind. So beispielsweise die neue ADAS-Produkt-Familie, die in drei Ausstattungsvarianten – für Einstiegs-, Mittel- und Oberklassefahrzeuge – angeboten wird . Ziel sei es, Automobilherstellern eine flexible, kosteneffiziente Integration von Assistenzfunktionen bis SAE-Level 2 zu ermöglichen.
Das Bosch-System vereint Software, Sensorik und zentrale Steuergeräte zu einem modularen Gesamtpaket. Herzstück ist ein neu entwickelter Radarsensor mit einem Bosch-eigenen System-on-Chip (SoC), der hohe Rechenleistung auf kleinem Raum bieten soll und vom Zulieferer in Eigenregie entwickelt sowie gefertigt wird. Ergänzt wird das Sensorportfolio durch eine neue Generation der Multifunktionskamera sowie eine Inertialsensoreinheit für zuverlässige Fahrzeuglokalisierung – auch bei Ausfall von GNSS-Signalen oder fehlenden Fahrbahnmarkierungen.
Die Einstiegsvariante ermögliche grundlegende Funktionen wie Spurhalten, Abstandsregelung und Notbremsung auf Basis einer Kamera, erweiterbar um zusätzliche Radarsensoren. Die Mittelklasse-Variante biete umfassendere Assistenzsysteme inklusive "handsfree"-Fahren auf Autobahnen. In der Oberklasse kommen ein 360-Grad-Sensorverbund und umfangreiche automatisierte Fahrmanöver im Stadtverkehr hinzu – abhängig von den jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen. Besonderes Augenmerk lege Bosch auf die nahtlose Systemintegration und die Möglichkeit, Komponenten auch einzeln zu nutzen. Der modulare Aufbau soll OEMs helfen, Entwicklungszeiten zu verkürzen und marktspezifische Anforderungen flexibel zu erfüllen. In China, einem Kernmarkt für Fahrerassistenzsysteme, ist Bosch bereits mit mehreren Kunden in der Serienumsetzung – etwa BAIC, Dongfeng und Jetour.
ZF zeigt Chassis 2.0 und Range-Extender für China
Bei ZF steht das vernetzte Fahrwerkkonzept Chassis 2.0, das Elektrifizierung, softwaredefinierte Fahrzeuge und automatisiertes Fahren vereint, im Fokus der Ausstellungsexponate. Herzstück ist die Softwareplattform cubiX, die sämtliche Aktuatoren wie Bremse, Lenkung und Dämpfer synchronisiert. Eine zentrale Rolle spielen zudem By-Wire-Systeme: So liefert ZF Steer-by-Wire-Technologie für den NIO ET9 sowie Brake-by-Wire-Lösungen für mehrere Millionen Fahrzeuge eines globalen Herstellers.
Das aktive Fahrwerksystem sMOTION, basierend auf adaptiver Dämpfungstechnologie, soll Fahrzeugbewegungen beim Bremsen und Lenken reduzieren und so insbesondere für das autonome Fahren einen Vorteil bieten. Porsche nutzt Komponenten daraus bereits in Panamera und Taycan. Mit einem neuen Range-Extender-System stellt der Zulieferer eine Lösung für Reichweitenverlängerung in E-Fahrzeugen vor. Der kompakte Antrieb kombiniere Fahr- und Generatorfunktion, spare Bauraum und Kosten und ermögliche effizienten Allradantrieb ohne zusätzliche Komponenten.
Im Bereich Nutzfahrzeugtechnik zeigt ZF das elektrische Achssystem AxTrax 2, das durch Modularität und Effizienz überzeugen soll, sowie das TraXon 2 Hybrid-Getriebe zur Reduktion von Verbrauch und Emissionen. Ergänzt wird das Angebot durch Assistenzsysteme wie OnGuardMAX, das modulare Bremssystem mBSP XBS und die neue elektrische Servolenkung EPS.
Schaeffler setzt Fokus auf Software und Thermomanagement
Schaeffler stellt eine Reihe technischer Entwicklungen vor, mit denen das Unternehmen seine Rolle als Systemlieferant in der Automobilindustrie weiter ausbauen will. Der Fokus liegt auf Elektrifizierung, mechatronischen Komponenten und softwaregestützten Funktionen für zukünftige Fahrzeuggenerationen. Zentrale Themen des Messeauftritts sind thermisches Energiemanagement und der Übergang zu softwaredefinierten Fahrzeugarchitekturen. Schaeffler präsentiert unter anderem ein neues Thermomanagementmodul, das Batterien und Antriebseinheiten effizienter temperieren soll. Ziel ist eine Steigerung der Reichweite, eine Verlängerung der Lebensdauer elektrischer Antriebe sowie kürzere Ladezeiten.
Daneben rückt der Zulieferer die Verbindung von Mechatronik und Software in den Mittelpunkt. Das Unternehmen zeigt neue Aktuatoren, die sowohl für Lenk- als auch Bremssysteme ausgelegt sind und zunehmend softwaregesteuert arbeiten. Damit sollen präzisere Fahrzeugfunktionen und eine effizientere Integration in übergeordnete Steuerungssysteme möglich werden. Ein weiteres Ausstellungsstück ist die SDV-Plattform von Schaeffler. Diese Plattform unterstützt die Idee des „Software-defined Vehicle“, bei dem Fahrzeugfunktionen weitgehend über Software gesteuert und über Updates kontinuierlich erweitert werden können.
Webasto präsentiert nachhaltigeren Ansatz für Panoramadächer
Webasto stellt auf der Auto Shanghai erstmals das „Greener Roof“ vor. Energieintensiv produzierte Materialien wie Stahl, Aluminium oder Glas sollen künftig durch optimierte Herstellungsverfahren und effizientere Nutzung einen geringeren CO2-Ausstoß aufweisen. Das Engineering-Team bei Webasto zeigt, wie sich nachhaltige Fahrzeugkomponenten bereits durch Design umsetzen lassen. Zu den wichtigsten, aber auch CO2-intensivsten Komponenten in einem Panoramadach gehöre der Stahlrahmen, der unter anderem zur Steifigkeit des gesamten Fahrzeugs beiträgt. „Das ‘Greener Roof’ ist ein nachhaltiger Ansatz für alle Panoramadächer im Portfolio von Webasto, aber lässt sich auch auf zukünftige Dachkonzepte übertragen", kommentiert Jan Henning Mehlfeldt, verantwortlich für das globale Dachgeschäft bei Webasto.
Durch einen neuen Design-Ansatz, der den Einsatz von CO2-armen Materialien wie Kunststoff vorsieht, werde die benötigte Stahlmenge nun deutlich reduziert. Bei der Herstellung des Rahmens könnten außerdem über 60 Prozent des Produktionsabfalls, der durch das Zuschneiden und Formen der Stahlplatine entsteht, eingespart werden. Dies verringere nicht nur den Product Carbon Footprint des Dachs, sondern trage auch zur Ressourcenschonung bei. Die erforderliche Steifigkeit liefert das System weiterhin. Insgesamt sollen mit dem neuen Design-Konzept 30 Prozent CO2 im Vergleich zum bisherigen Design eingespart werden.