
Autohersteller stecken viel Geld in die Eigenentwicklung von Software, doch die steigenden Ausgaben gefährden die Verwirklichung des softwaredefinierten Fahrzeugs. (Bild: Adobe Stock / The Little Hut)
automotiveIT car.summit 2025

Beim automotiveIT car.summit am 11. November 2025 in München gehen die Experten-Talks zu den Herausforderungen um das Software-Defined Vehicle, autonomes Fahren und Connectivity in die nächste Runde. Gemeinsam mit Vorreitern von OEMs, Zulieferern und Tech-Playern schlagen wir die Brücke zwischen klassischer Fahrzeugentwicklung und Software/IT. 🎫 Jetzt Ticket sichern!
Was kann es Schöneres geben, als für Shopping belohnt zu werden? Im Hinblick auf die Software, die die Autos von morgen maßgeblich definieren soll, kann es sich für OEMs sehr lohnen, diese extern einzukaufen. Bisher entwickeln und programmieren Autohersteller oder Tier-1-Zulieferer den größten Teil selbst. Das verursache hohe Kosten, wie eine Studie von Roland Berger zeigt, für die 30 Experten von OEMs, Tier-1 Zulieferern, Dienstleistern von Ingenieurleistungen und Software-Anbietern befragt wurden. Gab die Branche 2021 noch 26 Milliarden US-Dollar für Software aus, waren es dieses Jahr schon 38 Milliarden – ein Anstieg von 14 Prozent pro Jahr. Bleibt es bei der bisherigen Praxis, könnten die Kosten bis 2030 bei 59 Milliarden Dollar pro Jahr liegen. Das könnte die Branche bei der Verwirklichung ihres selbsterklärten Ziels ausbremsen, softwaredefinierte Fahrzeuge zu entwickeln. Die Roland Berger-Experten empfehlen daher eine Umstellung auf extern entwickelte und produzierte Softwarelösungen, wie es in anderen Branchen schon länger üblich ist. Dadurch ließen sich laut Studie im Jahr 2030 rund 17 Milliarden Dollar einsparen.
„Autoindustrie könnte rund 17 Milliarden Dollar sparen"
„In heutigen Autos ist Software unverzichtbar für Funktionen wie Sicherheit, Komfort oder Fahrassistenten“, sagt Markus Baum, Partner bei Roland Berger. „Doch dass die Autohersteller wie bisher den Löwenanteil der über 100 Millionen Zeilen Programm-Codes in ihren Fahrzeugen selbst entwickeln und programmieren, ist auf Dauer viel zu teuer und auch angesichts eines Mangels an Software-Entwicklern nicht in der nötigen Geschwindigkeit darstellbar.“
Die Branche hat zwar bereits einige Initiativen gestartet, die den Weg zum softwaredefinierten Fahrzeug beschleunigen sollen. Doch Allianzen, industrieweite Standards oder Open-Source Software allein werden laut Roland Berger nicht reichen. Die Experten verweisen daher auf die Erfahrung vieler anderer Branchen, die nicht markendifferenzierende Software bereits seit Jahrzehnten von Drittanbietern zukaufen. „Ein effizienter Markt für Automotive-Software würde Innovationen beschleunigen, mit modularen Lösungen ein besseres Kundenerlebnis bieten und vor allem die Kosten senken“, so Baum. „Nach unseren Prognosen könnte die Automobilindustrie damit im Jahr 2030 rund 17 Milliarden Dollar sparen, das ist mehr als ein Viertel der Kosten, wie sie bei Fortsetzung der bisherigen Inhouse-Produktion entstehen würden.“
Gemeinsames Software-Ökosystem ist entscheidend
Auf dem Weg zu einem erfolgreichen Markt für Automobilsoftware sind noch einige technische und wirtschaftliche Hürden zu überwinden, sowohl bei den Softwareanbietern als auch bei den Käufern in der Autoindustrie. In der Expertenumfrage gaben rund 68 Prozent das Fehlen einer Handelsstrategie sowie des Kundenzugangs an, sodass Händler auch Software als eigenständiges Produkt anbieten könnten. Rund 17 Prozent nennen fehlende Organisationsstrukturen und rund 16 Prozent geben an, dass Software aktuell nicht als eigenes Produkt produziert werden würde. Dennoch: „Wenn Autos sich verändern, müssen sich auch die Produktionsmethoden ändern“, sagt Baum. „Mit einer engen Kooperation und aktiven Beiträgen aller Beteiligten kann ein gemeinsames Software-Ökosystem entstehen, das für die Zukunft der Automobilindustrie entscheidend sein wird.“