Volkswagen up! GTI

Als indirekte Folge neuer EU-Richtlinien verschwinden Modelle wie der VW Up vom Markt. (Bild: Volkswagen)

Den Kleinwagen Up von VW trifft es ebenso wie den Transporter T6.1 und die Porsche-Verbrenner Macan, Cayman und Boxster: Wegen strengerer EU-Regeln für die Cyber-Sicherheit im Auto, die ab Juli gelten, verschwinden sie vom Markt, zum Teil ohne direkten Nachfolger. Bestellen lassen sich die meisten schon jetzt nicht mehr.

"Für den deutschen Markt sind bereits alle Up produziert und an den Handel ausgeliefert", erklärt eine VW-Sprecherin. In anderen EU-Ländern laufe die Auslieferung der letzten Fahrzeuge dagegen noch bis Mitte des Jahres. Dann sei auch dort Schluss. Produziert wird der beliebte Kleinwagen schon seit November nicht mehr.

Auch bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover heißt es, der T6.1 sei nicht mehr bestellbar. Zwar läuft die Produktion dort noch, doch alle Fahrzeuge, die bis Ende Juni gebaut werden können, hätten längst einen Abnehmer, sagt eine Sprecherin. "Wir sind ratzekahl ausverkauft."

Welche Sicherheitsmaßnahmen schreibt die EU vor?

Ab Mitte diesen Jahres greifen neue Cybersecurity-Vorgaben für den Verkauf von Neufahrzeugen. Die Hersteller müssen im Rahmen der Richtlinie WP.29 der UNECE nachweisen, dass sie über ein Cybersecurity-Managementsystem verfügen, das auf Fahrzeuge im Straßenverkehr anwendbar ist. Dieses CSMS muss Risiken analysieren und bewerten können, kritische Punkte identifizieren sowie Maßnahmen zur Risikominimierung dokumentieren. Dazu zählen Tests und beispielsweise die Beweismittelsicherung durch Datenforensik.

 

Ebenso fordert die WP.29 ein Softwareupdate-Managementsystem: Mit ihm müssen die OEMs über spezielle Identifikationsnummern den Nachweis führen, in welchem Fahrzeug welcher Softwarestand installiert ist, um nachträgliche Aktualisierungen über die Luftschnittstelle sicher durchführen zu können.

Schonfrist nur für Wohnmobile

Grund für den harten Schnitt: Um den neuen Regeln zur Cybersecurity, die ab 7. Juli gelten, zu entgehen, müssen die Autos bis zum Stichtag nicht nur produziert und ausgeliefert, sondern auch zugelassen sein. Dadurch habe mein keinerlei Spielraum, heißt es in Hannover. Nur bei der Camper-Version T6.1 California gebe es noch letzte Bestellmöglichkeiten. Denn bei Wohnmobilen greifen die neuen Regeln erst ab 1. September.

Dass es vor allem ältere Modelle wie den seit 2011 gebauten Up oder den noch auf dem T5 von 2003 aufbauenden T6.1 trifft, liegt an dem hohen Aufwand, den die Hersteller betreiben müssten, um die Autos fit zu machen für die neuen Vorschriften. "Wir müssten da sonst noch einmal eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren", sagt VW-Markenchef Thomas Schäfer. "Das wäre schlichtweg zu teuer." Daher habe man sich entschlossen, den beliebten Kleinwagen Up ohne direkten Nachfolger einzustellen. "Leider", wie Schäfer hinzufügt. Denn gefragt sei das Einstiegsmodell nach wie vor.

Nachrüstung würde Millionen kosten

In der Tat sei der Aufwand, den die Hersteller betreiben müssten, enorm, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Die Kosten würden pro Fahrzeug in die Millionen gehen. Für neu entwickelte Modelle gelten die strengeren Regeln bereits seit Mitte 2022, für Alt-Modelle gab es zwei Jahre Schonfrist, die jetzt ausläuft. Danach müssen die Hersteller nachweisen, dass es schon bei der Entwicklung der Fahrzeuge ein zertifiziertes Managementsystem zur Abwehr von Hackerangriffen gab, und das nicht nur beim Hersteller selbst, sondern auch bei Zulieferern. Das sei gerade bei sehr alten Modellen nachträglich nur schwer zu machen, so der Autoexperte. Diesen Aufwand würden sich die Hersteller daher lieber sparen.

Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) verabschiedet sich schweren Herzens vom T6.1, der bis zuletzt das meistverkaufte Modell der Marke war. "Wir hätten das Auto sicher noch zehn Jahre lang weiterverkaufen können", sagt Markenchef Carsten Intra. Doch mit den neuen EU-Regeln sei das nicht machbar. Anders als beim Up soll es hier zumindest einen Nachfolger geben, aber nicht nahtlos und nicht mehr aus Hannover: Der neue Transporter, den VWN zusammen mit Ford entwickelt hat und auch dort bauen lässt, wird erst im September enthüllt.

Porsche baut Verbrenner-Macan nur noch für Export

Bei Porsche sind die Bestellbücher für die Verbrenner-Versionen von Macan, Boxster und Cayman ebenfalls geschlossen. Produziert werden die Modelle in Leipzig und Osnabrück aber weiter - jedoch nur für den Export. In Deutschland gibt es den Macan künftig nur noch in der neuen vollelektrischen Generation, die gerade vorgestellt wurde. Den Plan, beide eine Zeit lang parallel anzubieten, musste Porsche in Deutschland aufgeben, nachdem sich der Start des Elektro-Macan wegen Softwareproblemen zwei Jahre verzögert hatte. 2025 sollen dann auch vollelektrische Nachfolger für Boxster und Cayman starten.

Auch andere Hersteller nehmen kurz vor dem Stichtag alte Modelle aus dem Programm: Audi ließ das Sportcoupé TT Ende 2023 auslaufen und schloss beim Sportwagen R8 die Bestellbücher. Mercedes-Benz stellt Ende März die Produktion des alten Zweisitzers Smart EQ Fortwo ein, der bisher parallel zum Nachfolger Smart #1 im Programm geblieben war. Renault verabschiedet sich vom Elektro-Urgestein Zoe. Mit den neuen Regeln zur Cybersecurity habe das aber nicht zu tun, versichern alle drei. Die Modelle hätten schlicht das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Allerdings, so fügt ein Audi-Sprecher hinzu, werde Mitte Juni der letzte R8 ausgeliefert, damit er noch vor dem Stichtag im Juli zugelassen werden könne. Eine Zukunft hätte das Modell also ohnehin nicht gehabt.

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dpa