Der Blick in die Zukunft kann kurios und irritierend sein: Ist es noch ein Auto oder schon ein Mond Rover? Oder gar ein flinker Roboter? Der südkoreanische Autohersteller Hyundai denkt das Thema Auto jedenfalls grundlegend neu. Mit Gefährten, die auf vier Beinen daherkommen und tatsächlich das können, was SUVs nur versprechen: geländegängig sein. Bisher glänzten die staksigen Konzeptautos Elevate Walking Car und Transforming Intelligent Ground Excursion Robot nur auf Shows, doch jetzt möchte der Autohersteller eine ganz neue Fahrzeugklasse aus der Taufe heben. Ihr Name: Ultimate Mobility Vehicle (UMV).
Ultimativ? Auf alle Fälle. Zumindest für alle Fälle. Egal, wie unwegsam das Gelände ist, die gehenden Autos sollen vorankommen. Felsen, Furten, fiese Fahrspuren. Für die Allzweckwaffe UMV alles keine Hindernisse. Immerhin: Auch wenn das Gefährt eher nicht an ein konventionelles Fahrzeug erinnert, sind seine „Füße“ immer noch vier Räder. Die hängen jedoch an fast frei beweglichen Roboterbeinen mit diversen Gelenken. Radnabenmotoren treiben jedes Rad an, was die Kraxel-Kompetenz noch erhöht. Klettern, gehen oder fahren, bei einem UMV hat man die Qual der Wahl. Mitfahrer thronen in einer weitläufig verglasten Kabine, die an moderne Seilbahnen erinnert.
Das Mobil ist modular aufgebaut, so dass auf das Fahrgestell verschiedene Kabinen montiert werden können. Je nach Einsatzzweck: Für Rettungskräfte, Katastrophenschützer, Militärs und ja, auch eines Tages vielleicht für Astronauten, die damit ferne Planten erkunden werden. Denkbar ist allerdings auch, dass betuchte irdische Exzentriker ihren SUV gegen einen UMV eintauschen. Im US-Forschungs- und Entwicklungszentrum New Horizons Studio von Hyundai wird jedenfalls die Entwicklung vorangetrieben, mehr ist nicht zu erfahren.
Tesla-Chef plant menschliche Rohrpost
Redseliger - aber kein Stück weiter - ist Elon Musk. Ein Baustein für die Mobilität der Zukunft ist für ihn, und einige andere Start-ups, der Transport von Menschen, die mit 1200 km/h in Kapseln durch nahezu luftleere Röhren geschossen werden. Damit könnte man sich beispielsweise in einer halben Stunde von Berlin nach München katapultieren lassen. Seit einer Dekade wird an der Idee herumgetüftelt. Angetrieben werden sollen die schwebenden Kabinen von linearen Induktionsmotoren, die ihre Energie unter anderem durch Solarpaneele auf den oberirdischen Röhren ziehen sollen. Hyperloop statt Inlandsflug? Bis es soweit ist, wird es noch sehr lange dauern. Die gefühlte Zeit dürfte sich allerdings durch Musks vollmundige Versprechen verkürzen.
Bis dahin werden wir längst mit fliegenden Autos und Flugtaxis unterwegs sein. Hier tummeln sich seit Jahren etliche Anbieter, die nicht nur viel versprechen, sondern tatsächlich abheben. Im Sommer 2023 erhielt etwa das Flugauto Model A von Alef Aeronautics als erstes seiner Art eine Zulassung für öffentliche Testfahrten und Testflüge in den USA von der Luftfahrtbehörde FAA. Das Model A kann bis zu zwei Personen transportieren und verfügt dem Startup zufolge über eine Reichweite von bis zu 320 km auf der Straße und bis zu 180 km in der Luft. Seit Alef im vergangenen Herbst zwei funktionsfähige Demonstrationsfahrzeuge des Modells vorgestellt hat, seien zahlreiche Vorbestellungen eingegangen. Das Modell startet es mit einem beachtlichen Preis von rund 275.000 Euro und soll im vierten Quartal 2025 ausgeliefert werden.
Auch das slowakische Flugauto Aircar 1 hat inzwischen die offizielle Erlaubnis erhalten, im europäischen Luftraum zu fliegen. Das chinesische Pendant von Xpeng Aeroht kreiste bereits für anderthalb Stunden über Dubai. Und das niederländische Unternehmen PAL-V ist auf dem besten Weg, dass sein Hubschrauber-Auto EASA auch für die Luft zugelassen wird – auf der Straße ist es schon unterwegs.
Mit Zeppelinen zurück in die Zukunft
Nachdem selbst deutsche Politiker das Thema Flugtaxi auf dem Schirm haben, scheint es sich um keine allzu ferne Vision mehr zu handeln. Zumal auch hiesige Start-ups wie Volocopter und Lilium Aviation die Entwicklung vorantreiben. So lockt Lilium aus Gilching bei München damit, bald schon Passagiere binnen einer Stunde von London nach Paris zu befördern. Das soll nicht nur ein Spaß für betuchte Weekend-Shopper werden, sondern den gesamten Pendlerverkehr revolutionieren, wenn sich die die Städte verstopfenden Verkehrsströme in die dritte Dimension verlagern werden.
Davon ist selbst die EU-Kommission überzeugt, die gerade ein Strategiepapier vorgelegt hat, das das Ziel proklamiert, bis zum Jahr 2030 Flugtaxis und ferngesteuerte Drohnen alltäglich werden zu lassen. Flugtaxis könnten dann die „regelmäßige Personenbeförderung“ aufnehmen - allerdings zunächst nur mit Pilotinnen und Piloten an Bord, so die Autoren. Langfristig sei vorstellbar, dass der Flugbetrieb vollständig automatisiert ablaufe.
Elektrisch, emissionsarm, leise fliegen und dabei den Verkehrsinfarkt auf dem Boden verhindern – eine Verheißung. Gerade auch mit Blick auf Lieferdienste. Hier könnten künftig Drohnen gute Dienste leisten. Und zwar nicht nur Leichtgewichte, die Medikamente ausliefern, sondern Frachtdrohnen wie die des US-Unternehmens Kelekona, die bis zu 4,5 Tonnen Ladung oder 40 Passagiere befördern können – künftig auch unbemannt.
So gesehen scheint endlich die Zeit reif für das Comeback der Zeppeline. Denn das an sich alte und erprobte Fahrzeugkonzept lässt sich locker auf einen vollständig klimaneutralen Antrieb umrüsten. Wie, das zeigt die Firma Hybrid Air Vehicles mit seinem Airlander 10, der ab dem Jahr 2025 bis zu 100 Passagiere über eine Distanz von 7.400 Kilometern transportieren soll. Dabei wird das Luftschiff nur ein Zehntel der CO2-Emissionen eines Flugzeugs verursachen. Was allein schon bauartbedingt gelingt: Anders als beim Flugzeug sorgt bei einem Luftschiff ein leichtes Gas für den Auftrieb, die Motoren sind nur für das Vorankommen notwendig. Wenn die dann noch mit grünem Strom oder Wasserstoff betrieben werden, fällt die Umweltbilanz unschlagbar gut aus.
Allerdings: Flott ist man mit einem solchen Gefährt nicht unterwegs, weswegen Transatlantik-Reisen eher etwas für Genießer sein dürften. Aber: Regionale Strecken, heutige Fährverbindungen oder auch Inlandsflüge könnten zum Revier für dieses Fortbewegungsmittel werden. Firmenchef-Chef Tom Grundy vergleicht den Airlander eher mit einer Schnellfähre: „Das ist kein Luxusprodukt, sondern eine praktische Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise“, stellt er klar.
Umweltfreundlich und günstig: Der Trend zur Seilbahn
Ein Revival durch artfremde Nutzung erfährt auch die Seilbahn. Sie hat bereits in den vergangenen Jahren die häufiger vom Schnee befreite Bergwelt verlassen, um nicht mehr Wintersportler, sondern Städter möglichst stressfrei zu befördern. Egal, ob in Ankara, Hongkong, Istanbul, Mexico City, Portland oder Rio de Janeiro - in den Metropolen kommt Schweben in Mode. Verkehrswissenschaftler Professor Heiner Monheim vom Institut für Raumentwicklung und Kommunikation sieht einen eindeutigen Trend zur urbanen Seilbahn: In Südamerika, den USA, Nordafrika, Asien und europäischen Ländern wie Spanien, Portugal und England seien längst Fakten geschaffen worden. Dort habe sich die Seilbahn zu einem Massenverkehrsmittel gemausert. Zu dem es auch in Deutschland werden könne.
Auch weil eine Seilbahn dramatisch schneller und günstiger als eine U-Bahn gebaut werden kann. Was in Städten die einzige Alternative wäre, um der Enge auf den Straßen und Schienen zu entkommen. Seilbahnen können relativ wartungsarm und umweltfreundlich mit grünem Strom betrieben werden. Julia Schwärzler, Sprecherin von Doppelmayr Seilbahnen, rechnet vor, dass sie bei einer Transportleistung von 3.600 Personen pro Stunde und Richtung 0,1 Kilowattstunden Strom verbraucht, um einen Passagier einen Kilometer weit zu bewegen. Ein Föhn verheizt in fünf Minuten dieselbe Menge an Energie. Machbar ist, bis zu 10.000 Passagiere stündlich zu befördern, wofür 2.000 Autos oder 100 Busse eingesetzt werden müssten. Schwärzler begreift die Gondelbahn sogar als Teil der Elektromobilität: „Im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln wie Bussen oder Straßenbahnen ist ihr Energiebedarf pro Person und Kilometer wesentlich geringer.“ Und: Sollten sich die Verkehrsströme verändern, ist sie schnell wieder abgebaut.
Allerdings: Das Prinzip Durch-die-Stadt-Gondeln kann man auch neu erfinden. So wie das Münchner Start-up Ottobahn. Die Schwebebahn befördert Passagiere fast von Tür zu Tür. Die Ottobahn sieht aus wie ein Zwitter aus Seil- und Schwebebahn. Doch sie ist viel mehr als das: Einzelne Kabinen fahren, elektrisch angetrieben, an einem Schienennetz etwa zehn Meter über Straßen. Mit einem wesentlichen Unterschied: Statt einem starren Fahrplan zu gehorchen, lässt sich die Ottobahn per App individuell ab starren Haltestellen ordern, woraufhin mit einem Aufzugmechanismus die Kabine vor dem Passagier abgelassen wird und dieser zusteigt. Dann wird sie wieder hochgekurbelt und die Fahrt kann beginnen.
Die Trassen sollen überdacht werden, was zum einen dem Lärmschutz dient und zum anderen Fläche für Solarzellen bietet, die den Strom für die elektrische Bahn liefern sollen. Noch ist das „100% ottonome Fahrzeug“, so das Start-up, mehr Vision, die jetzt auf einer Referenzstrecke in Taufkirchen bei München erstmal ihre Tauglichkeit beweisen muss. Aber wer weiß, vielleicht wird sie im Mobilitäts-Mix der Zukunft auch für Ottonormalverbraucher eine Rolle spielen.