Thomas Luce Microvision | Microvision hat Ibeo übernommen

Thomas Luce ist Vice President Business Development bei MicroVision. (Bild: Microvision)

Herr Luce, wie kam es zu der Übernahme von Ibeo und warum?

Weil unser Fokus für das Business-Development auch in Europa liegt, war es nötig, auch vor Ort aktiv zu sein. Wir haben dann hier eine Niederlassung gegründet, aber uns auch gleichzeitig umgeschaut, wie wir durch eine Übernahme schneller wachsen können. Mit Ibeo bot sich eine Möglichkeit, die Erfahrung im deutschen Markt zu gewinnen, aber auch das Produktions-Knowhow, weil Ibeo seinen Sensor ja bereits industrialisiert hat. Dazu war Ibeo besonders stark im Software-Bereich. Da unser Schwerpunkt auf der Hardware war, war das ein ideales Match, um dadurch unsere Entwicklung zu beschleunigen.

Welche Teile des Unternehmens wurden übernommen und welche Standorte kommen hinzu?

Wir haben im Prinzip alles übernommen, insbesondere natürlich das Engineering. Das sind letztlich noch 250 Mitarbeiter. Hamburg kommt hinzu. Jetzt fürs Erste sind wir da auch gut ausgestattet und können unsere europäischen Kunden von da aus auch gut bedienen.

Kommen wir mal aufs Portfolio zu sprechen. Wird der Ibeo Lux jetzt überhaupt weiter produziert?

Der Ibeo Lux ist ja ein Erbe aus früheren Zeiten. Der wird zwar noch weiter hergestellt und von uns vertrieben, aber es ist nicht unser Schwerpunkt.

Anders sieht es sicherlich beim Ibeo Next aus, oder?

Genau, den wollen wir weiter bauen und vertreiben. Wir hoffen eine Produktionsanlage von ZF in Brest nutzen zu können, die fast fertig ist. Momentan sind wir dabei, Kunden zu akquirieren. Ein Teil von Ibeos damalige Kunden ist nicht mehr vorhanden. Deshalb wird für das Business-Development des Flash-Sensors ein Schwerpunkt sein, in Richtung Non-Automotive zu gehen, weil da der Sensor im Grunde fertig ist und da auch durchaus relevante Märkte im Agrar- oder Securitybereich sind.

Durch die Übernahme von Ibeo versuchen Sie also, in einem neuen Geschäftsfeld Fuß zu fassen?

Ja, aber unser Fokus ist nach wie vor Automotiv. Wir haben mit dem Next ein Produkt in einem sehr reifen Zustand, bei dem es einfach schade wäre, wenn man es jetzt nicht mehr weiter benutzt. Deshalb wollen wir den Next und auch den Mavin in Brest produzieren.

Ab wann soll in Brest produziert werden?

Die Linie für den Next steht schon, da wollen wir jetzt schon kleine Stückzahlen produzieren. Aber die Fabrik in Brest gehört ja ZF. Da laufen im Moment die Verhandlungen, dass wir beide Produkte vor Ort produzieren lassen können.

Welchen Stellenwert hat der Next auch in Bezug auf die Übernahme eingenommen und wann planen Sie damit in Serie zu gehen?

Der Grund für die Übernahme war in erster Linie die Software, also die Perception Software, die Ibeo entwickelt hatte. Die werden wir auf unserem Lidar implementieren. Dadurch wird die gesamte Entwicklung von Microvision beschleunigt. Der Next ist eine Option für Anwendungen, die keine lange Reichweite benötigen. Trotzdem sind wie für den Next mit OEMs im Gespräch für Urban-Anwendungen. Eine große Serienproduktion sehe ich da aber nicht in den nächsten Jahren. Ein großer Vorteil ist, dass wir jetzt beide Reichweiten im Solid-State Portfolio haben.

Wodurch hebt sich Ihr Produkt, der Mavin, von der Konkurrenz ab?

Allein von der Bauhöhe her. Dann haben wir haben in unserem Sensor auch einen kundenspezifischen ASIC drin, auf dem die Perception laufen kann. Wir geben nicht nur eine Punktfolge aus, sondern wir können schon eine Auswertung machen. Dadurch reduzieren sich Datenrate und auch die Kosten im Gesamtsystem dramatisch – und die Reaktionszeit wird deutlich verringert.

Es gibt einige Stimmen, die die Zukunft von Lidar skeptisch sehen, gerade in Hinblick auf 4D-Imaging Radar und dessen Kostenvorteil. Was entgegnen sie solchen Aussagen?

Beim 4D-Radar hat man trotzdem nicht die Auflösung, die man mit einem Lidar erzielt. Wenn man beispielsweise beim autonomen Fahren ein kleines Objekt auf der Straße detektieren will, dann tut sich damit auch Imaging Radar schwer. Das wird damit nicht gelingen. Und natürlich ist auch die Redundanz ein ganz wichtiger Aspekt. Wir sagen auch nicht, dass man ohne Radar auskommt. Wir sind überzeugt, dass man die hohe Auflösung und die Genauigkeit von Lidar braucht, um wirklich ein sicheres Fahren zu ermöglichen.

Wann wird die Lidar-Technologie in der Breite ankommen?

Bis 2027 wird es sicherlich eher in der Luxusklasse bleiben. Ab 2028 könnten die Stückzahlen aber schon so hoch sein, dass dann auch die ersten deutlichen Preisbewegungen in Richtung 600 Dollar pro Stück möglich sein könnten.

Worauf kommt es besonders an, um beim Lidar eine Führungsrolle einzunehmen?

Neben der Performance wird das Design ein entscheidender Faktor werden. Wer als erstes ein Lidar-Fahrzeug präsentiert, bei dem man das Lidar im Grunde gar nicht sieht, wird deutlichen Zuspruch kriegen. Allgemein wird der Weg Richtung autonomes Fahren weitergehen und das wird dafür sorgen, dass die Lidar-Technologie sich durchsetzt.

Was ist Mavin?

Bei Mavin DR handelt es sich um einen LiDAR-Sensor mit dynamischem Sichtfeld und minimalem Formfaktor. Zusammen mit der hochauflösenden Punktwolke bei geringer Latenz eignet sich der Sensor für Installation im Fahrzeugdach. Der MicroVision 905-nm-Lidar soll die Lidar-Leistung optimieren, um maximale Performance zu liefern und gleichzeitig jederzeit Sicherheit zu gewährleisten. MicroVison erfüllt mit Mavin DR die Voraussetzungen zur Einstufung als Klasse-1-Laser. Laser-Produkte dieser Klasse entsprechen den Sicherheitsstandards der International Electrotechnical Commission (IEC), sie bilden keine Gefahr für das menschliche Auge oder die Haut.

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