Der Ford Mustang Mach-E GT vo vorn.

Von vorne kommt der Ford Mustang Mach-E GT sportlich aggressiv daher. (Bild: Gilgen/Canva/Montage)

Ford bietet als einer der wenigen Hersteller im deutschen Markt ein teilautonomes Fahrerassistenzsystem mit echten Hands-free-Elementen an. Blue Cruise heißt die Technologie, die im Mustang Mach-E GT mit Level-2+-Funktionalität auf Autobahnen punktet. Im Test zeigt sich: Die US-Marke hat bei User Experience und ADAS-Themen einiges richtig gemacht – und bei der Ladeleistung noch Luft nach oben.

Im Mustang ist es erlaubt, auf bestimmten Autobahnabschnitten – den sogenannten Blue Zones – die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Die Aufmerksamkeit muss dennoch jederzeit gewährleistet sein. In der Praxis erkennt das System zuverlässig Verkehrsschilder, Fahrbahnmarkierungen und andere Fahrzeuge, hält den Abstand und übernimmt die Lenkung bis 130 km/h. Die visuelle Darstellung im Display hinter dem Lenkrad ist übersichtlich und gelungen, auch wenn sich das Layout nicht individualisieren lässt.

300 Euro pro Jahr, die sich lohnen

Und nicht nur auf Autobahnen, auch auf Landstraßen greift das System unterstützend ein – etwa beim Spurhalten. Die Erkennung, ob der Fahrer aktiv lenkt, funktioniert zuverlässig und sehr sensibel. Ein locker aufgelegter, entspannter Finger am Lenkrad reicht nicht – wer zu passiv wird, wird zum Eingreifen aufgefordert. Insgesamt vermittelt das System ein hohes Maß an Sicherheit – auch bei Überholmanövern oder in dichterem Verkehr.

Bereits seit Oktober 2023 ist die Blue-Cruise-Technologie bei allen Neubestellungen des Ford Mustang Mach-E serienmäßig verfügbar. Das System überwacht Fahrbahnmarkierungen, Geschwindigkeitsschilder sowie umliegenden Verkehr und regelt eigenständig Lenkung, Abstand und Geschwindigkeit. Die Aktivierung erfolgt softwareseitig. Ford-Kunden erhalten zunächst eine 90-tägige, kostenlose Testphase. Danach wird Blue Cruise im Rahmen des Ford Connected Service für 24,99 Euro pro Monat angeboten.

ADAS-Plattformen und Architektur

Die technische Grundlage des Mach-E GT bildet ein auf QNX basierendes Betriebssystem. Ford setzt auf einen Mix aus selbst entwickelten Applikationen und Benutzeroberflächen. Als Halbleiterpartner kommt NXP zum Einsatz. Zu konkreten SoCs oder die Verteilung der Rechenleistung auf die Steuergeräte wollte der OEM keine Auskunft erteilen.

Auch beim Steuergeräte-Setup gibt es keine Informationen. Hinweise auf zonale Architekturen oder zentralisierte Hochleistungsrechner, wie sie bei Premiumherstellern zu finden sind, gibt es bislang nicht. Over-the-Air-Updates (OTA) sind aber bereits für fast alle Fahrzeugmodule möglich. Die Updates werden so vorbereitet, dass die aktuelle Version bis zur Aktivierung der neuen Version funktionsfähig bleibt – eine clevere Lösung, um die Nutzererfahrung nicht zu beeinträchtigen.

Sensorik und Wahrnehmungssystem

Zur Ausstattung gehören hochauflösende Front- und Rückfahrkameras sowie eine 360-Grad-Kamera. Die Sensorik umfasst klassische Radarsysteme, Ultraschallsensoren und vermutlich eine Kombination aus IMU- und GNSS-Modulen für die Positionsbestimmung. Details zu Zulieferern oder weiteren Sensortypen nennt Ford nicht, doch in der Praxis liefern die Systeme sehr zuverlässige Ergebnisse – insbesondere bei der Spurführung und Objekterkennung.

Unser Testwagen:

Der getestete Ford Mustang Mach-E GT kommt als Fastback mit Dual-Elektromotor und Extended Range-Batterie. Mit einer Systemleistung von 358 kW (487 PS) und Allradantrieb beschleunigt das Fahrzeug kraftvoll, während der kombinierte WLTP-Verbrauch bei 21,0 kWh auf 100 Kilometer liegt. Die Farbe Vapor Blue Metallic ergänzt das sportliche Design des Elektrofahrzeugs.

Zur Serienausstattung zählen unter anderem 20-Zoll-Leichtmetallräder mit 245/45 R20-Bereifung, beheizbare und elektrisch anklappbare Außenspiegel mit Mustang-Projektion, LED-Rückleuchten im markentypischen Design sowie Sportsitze in Leder-/Wildlederoptik. Auch ein 360-Grad-Kamerasystem, eine Rückfahrkamera mit Einparkhilfe und rot lackierte Bremssättel gehören zum Ausstattungsumfang.

Wichtige Ausstattungsdetails im Überblick:

  • Allradantrieb mit 487 PS und Extended Range-Batterie

  • Sportsitze mit Leder-/Wildleder-Optik

  • 20-Zoll-Leichtmetallräder und rote Bremssättel

  • 360-Grad-Kamera und Rückfahrassistent

  • Mustang-Projektion in den Außenspiegeln

Der Gesamtpreis des Fahrzeugs in dieser Konfiguration lag bei 78.300 Euro.

UX: Hochkant statt Breitbild – das Tablet als Zentrum

Das zentrale 15,5-Zoll-Display im Hochformat ist der visuelle Mittelpunkt des Cockpits. Ein Clou: Der physische Drehregler, der ins Display eingelassen ist. Darüber lassen sich Lautstärke, Temperatur oder das Display selbst schnell regeln – intuitiv und haptisch angenehm. Die Menüführung ist prinzipiell gut strukturiert, leidet aber unter gelegentlich trägen Reaktionszeiten und kleineren Rucklern bei der Bedienung.

Ein großes Manko bleibt die Sprachsteuerung. Der native Assistent versteht viele Befehle oder reagiert gar nicht – ein Problem, das viele Hersteller teilen, das aber bei einem Fahrzeug in dieser Preisklasse besonders negativ auffällt. Immerhin lässt sich Alexa integrieren, ebenso wie Apple CarPlay und Android Auto – diese funktionieren reibungslos.

Klang, Komfort und Innenraumgestaltung

Auch bei Ford spielt guter Sound eine immer größere Rolle. Das akustische Erlebnis im Mustang ist sehr gut. Das Bang & Olufsen Soundsystem überzeugt mit klaren Höhen, sattem Bass und hohem Detailgrad – ein echtes Highlight. Auch bei sportlicher Fahrweise bleibt die Audioqualität stabil. Apropos Sport: Der Mach-E GT beschleunigt in wenigen Sekunden auf 100 km/h – optional mit künstlich erzeugtem Motorsound, der das Erlebnis emotionalisiert, ohne aufdringlich zu sein. 487 und ein maximales Drehmoment von 860 Newtonmetern sorgen beim Durchtreten des Gaspedals dafür, dass das Blut direkt in den Kopf schießt – ein Flugzeugstart ist nichts dagegen.

Zum Innenraum: Auch dieser überzeugt, wirkt hochwertig, aufgeräumt und konsequent schwarz gehalten. Die Bedienungselemente am Lenkrad sind haptisch ausgeführt, was der Ergonomie zugutekommt. Hinten bietet das Fahrzeug auch für große Mitreisende genügend Platz.

App-Integration und Remote-Funktionen

Die zugehörige Ford-App bietet Standardfunktionen wie Ladeplanung, Türverriegelung und Standortanzeige. Größere Schwächen offenbarte die App jedoch bei der Routenplanung – ein Feature, das besonders bei Elektrofahrzeugen essenziell wäre. Hier besteht Nachholbedarf. Positiv: Die Verbrauchsanzeige im Fahrzeug ist sehr präzise und passt sich dynamisch an Temperatur und Fahrverhalten an.

Reichweite und Ladeleistung – der Schwachpunkt

Bei gemäßigten Temperaturen (5 bis 10 °C) lag die realistische Reichweite bei etwa 390 bis 410 Kilometern – ein solider Wert. Doch die Ladeleistung am Schnelllader enttäuscht. Ford kommuniziert keine konkreten Maximalwerte, doch im Test wurde schnell klar: Der Mach-E GT liegt hier klar hinter Wettbewerbern. Selbst nach 30 Minuten Ladezeit war der Akku oft noch nicht bei 80 Prozent. Für Vielfahrer ein echtes Ärgernis.

Langsames Schnellladen

Die Ladeleistung des Ford Mustang Mach-E GT zeigt sich im ADAC-Test durchwachsen. Die maximale Ladeleistung erreicht kurzzeitig 150,8 kW, fällt aber relativ schnell ab. Im Schnitt liegt die Ladeleistung zwischen 10 und 80 Prozent bei 93,4 kW. Der gesamte Ladevorgang in diesem Bereich dauert 42 Minuten. In dieser Zeit wurden 63 kWh Energie nachgeladen, was laut EcoTest einer zusätzlichen Reichweite von rund 336 Kilometern entspricht. Nach zehn Minuten Ladezeit konnten bereits 17,4 kWh aufgenommen werden, was einer Reichweite von 93 Kilometern und einem Ladezustand von 30 Prozent entspricht. Nach 20 Minuten waren es 34,2 kWh, 183 Kilometer Reichweite und ein State of Charge (SOC) von 49 Prozent. Nach 30 Minuten schließlich wurden 47,8 kWh nachgeladen, was 256 Kilometern Reichweite und einem SOC von 64 Prozent entspricht.

Die Ladekurve zeigt ein typisches Verhalten: Nach einem kurzen Leistungshoch fällt die Ladeleistung zügig ab und pendelt sich anschließend zwischen 80 und 100 kW ein, bevor sie zum Ladeende weiter sinkt. In der Praxis bedeutet das: In 30 Minuten lässt sich eine realistische Reichweite von 256 Kilometern nachladen – ein im Wettbewerbsvergleich kein überragender Wert.

Fazit: Fahrspaß und gute Assistenz, mit Raum für Feinschliff

Der Ford Mustang Mach-E GT überzeugt mit seinem sportlichen Charakter, der gelungenen Blue-Cruise-Technologie und einem starken Soundsystem. Das zentrale Infotainment-Display bietet ein modernes Bedienerlebnis mit charmanten Designideen – schwächelt aber bei der Performance und Sprachsteuerung. Die geringe Ladeleistung bremst das Langstreckenerlebnis aus. Dennoch: Wer ein sportlich-elektrisches Fahrerlebnis sucht und meist zuhause lädt, findet im Ford Mustang Mach-E GT ein sehr attraktives Auto.

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