Der autonome VW ID.Buzz AD.

Im schwarz-weißen Tarnkleid und mit hohen Dachaufbauten: Prototyp des VW ID.Buzz für das autonome Fahren. (Bild: VWN)

Die CES in Las Vegas wartet in diesem Jahr mit einigen Innovationen für automatisierte und autonome Fahrzeuge auf. Im Fokus stehen die Sensortechnologien Radar und Lidar, wie etwa Blickfeld, Valeo oder Texas Instruments demonstrieren. Aber auch bei der Auswertung der Sensordaten mittels SoCs, digitalen Chassis und ganzheitlichen ADAS-Systemen präsentieren Automobilzulieferer und Tech-Unternehmen ihre Neuerungen.

NXP bietet 4D Imaging Radar als Lidar-Alternative

So präsentiert NXP gleich zwei Prozessoren, die 4D Imaging Radar ermöglichen und in 16-Nanometer-Technologie gefertigt werden. Einerseits handelt es sich dabei um die zweite Generation des auf SAE-Level 2+ ausgelegten S32R41, der im Vergleich zum Vorgänger die sechsfache Leistung bringen soll. Andererseits zeigt der Halbleiterhersteller den neuen S32R45, den ein Autohersteller bereits 2022 für Robotaxis einsetzen möchte. Er kann soll die SAE-Level 2+ bis 5 abdecken.

Texas Instruments stellt präziseren Radarsensor vor

Mit dem Radarsensor AWR2944 widmet sich Texas Instruments dem schnelleren Detektieren von Objekten, der Überwachung des toten Winkels und dem präziseren Durchfahren von Kreuzungen und Kurven. Neben der Platzersparnis nennt das US-Unternehmen zudem eine höhere Auflösung und Detektionsreichweite als Vorteile.

Blickfelds Lidar-Sensor reduziert Komplexität

Bei Blickfeld dreht sich hingegen alles um Lidar-Sensoren: Der smarte Qb2 benötigt erstmals keine zusätzlichen Computer, Server oder Adapterboxen, um 3D-Daten in einem einzigen Gerät zu erfassen und zu verarbeiten. Dadurch reduzieren sich Komplexität, Energieverbrauch sowie Implementierungs- und Betriebskosten.

Die Highlights der CES 2022

Die CES 2022 in Las Vegas.

Weitere Informationen zur CES 2022 finden Sie im Überblicksartikel von all-electronics. Dort werden alle Innovationen im Bereich autonomes Fahren zusammengefasst und die technischen Hintergründe detaillierter erläutert.

Valeo ermöglicht Drohnensicht ohne Drohne

Der französische Zulieferer Valeo zeigt gleich mehrere Innovationen auf der CES. Dabei handelt es sich um eine neue Generation seines Lidar-Scanners, die 2024 auf den Markt kommt, sowie ein NFL-Lidar (Near Field Lidar) der nahezu eine 360-Grad-Rundumsicht in autonomen Lieferfahrzeugen und Robotaxis ermöglichen soll. Zudem vereinfacht die VoyageXR-Panorama-Technologie das Einparken oder Fernsteuern von autonomen Fahrzeugen bald mittels „Drohnenansicht“ auf dem Tablet.

SOCs von Ambarella verbessern Umgebungswahnehmung

Ebenfalls vorgestellt wurden die KI-Domain-Controller-SoCs der Serie CV3 von Ambarella. Ihre zentralisierte Single-Chip-Verarbeitung ermöglichen eine bessere Umgebungswahrnehmung bei schwierigen Licht-, Wetter- und Fahrbedingungenbei SAE-Level 2+ bis 4.

Qualcomms neues Chassis wird von Renault genutzt

Das Snapdragon Digital Chassis von Qualcomm wurde nicht nur auf der CES vorgestellt, es soll auch im neuen elektrischen Renault Mégane E-Tech zum Einsatz kommen. Hinsichtlich neuer Fahrzeugarchitekturen sollen damit leistungsstarke Prozessoren, softwaredefinierte Plattformen sowie intelligente und satellitengestützte Sensoren harmonisiert werden. Dazu kommt ein digitales Cockpit und Visualisierungen für die SAE-Level 1 bis 2+.

ZF wird zum Systemanbieter für autonomes Fahren

Bei ZF stehen gleich drei Technologien im Fokus: Der mit Dongefeng in China eingeführte coAssist, coDrive als Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen der Stufe 2+, sowie das bis Level 4 skalierbare System coPilot, das mit dem E-Autobauer VinFast eingeführt werden soll. Darüber hinaus bietet der Zulieferer nun auch schlüsselfertige Lösungen für automatisierte Shuttle-Systeme, sowie Automatisierungen für allerlei Nutz- und Spezialfahrzeuge

Autonomes Fahren auf der IAA 2021
Ein autonomer VW ID. Buzz-
Der ID. Buzz AD soll ab 2025 über den Mobilitätsdienstleister Moia verfügbar sein. (Bild: Volkswagen)

Volkswagen präsentiert autonomen ID.Buzz

Volkswagen Nutzfahrzeuge plant ab 2025 den Ersteinsatz einer Serienvariante des elektrischen ID-Buzz AD - für Autonomous Driving. Dann soll der Bus bei Mobilitätsdienstleistern wie Moia auf den Straßen unterwegs sein. Die dafür erforderliche Technik, das sogenannte Self-Driving-System, kurz SDS, testet derzeit der Entwicklungspartner Argo AI. Um präzise Daten für die Software zu generieren, setzen die Entwickler auf eine Kombination aus Lidar, Radar und Kamerasystemen, mit der die erforderliche 360-Grad-Überwachung des Verkehrsumfelds möglich wird. Ein Highlight ist der Argo-Lidar, ein Laserscanner mit patentiertem Geiger-Modus. Mit ihm können Objekte aus einer Entfernung von bis zu 400 Metern erfasst werden.

Bosch bringt Sensordatenfusion auf neues Level

Bosch baut sein Engagement im Bereich autonomes Fahren kontinuierlich aus und präsentiert auf der IAA in München verschiedenste Lösungen. Unter anderem widmet sich das Unternehmen der Einparkhilfe: Neben dem fahrerlosen Automated Valet Parking, das auf der Messe demonstriert wurde, wird diese Form der Assistenz mit Weitwinkelkameras und Ultraschallsensorik adressiert. „Sensordatenfusion ist das große Stichwort“, betont Thomas Führer, Director Product Management Automated Driving and Driver Assistance. Sie ermögliche eine verbesserte dynamsiche Umfelderkennung sowie eine damit einhergehende 3D-Visualisierung.

Eingesetzt werde die Technologie bereits im neuen EQS von Mercedes-Benz sowie im Land Rover Defender. Doch die Sensordatenfusion gehe sogar über das einzelne Fahrzeug hinaus, berichtet der Experte. Im Sinne der Flottenintelligenz könnten Straßensignaturen mit etwaigen Wetterdaten oder Informationen des ESP kombiniert und in der Cloud verarbeitet werden. Zudem setze Bosch auf künstliche Intelligenz: Sie kommt etwa bei der KI-basierten Bildverarbeitung zum Einsatz, um Fahrbahnbegrenzungen auch ohne Markierungslinien zu erkennen.

Mobileye enthüllt Robotaxi und startet Sixt-Service

Der israelische Fahrerassistenzspezialist Mobileye hat die IAA Mobility für eine Weltpremiere genutzt: Die Intel-Tochter stellte ein vollständig selbst entwickeltes Robotaxi vor. Künftig soll das autonome Shuttle, das auf Level 4 unterwegs sein wird, über die Mobilitätsplattform Moovit buchbar sein. Augen und Ohren des Robotaxis sind elf Kameras, ein Long-Range-Lidar von Luminar sowie ein Short-Range-Lidar und Radar-Sensoren. Hinzu kommt ein HD-Mapping auf Basis von Crowd-Sourcing-Daten. Dafür hatte Mobileye seine Testflotten seit einiger Zeit durch die Metropolen der Welt geschickt, etwa durch München, New York und Detroit.

Dass es sich bei dem Fahrzeug um mehr als eine kühne Zukunftsvision handelt verdeutlicht Mobileye-Chef Amnon Shashua, der den Service im kommenden Jahr auf die Straßen bringen möchte. Den Anfang soll dabei München machen - mittels eines neuen Kooperationspartners. Demnach wird das Robotaxi in Kooperation mit Sixt frühstmöglich an den Start gehen, nachdem alle regulatorischen Bedingungen erfüllt sind. Danach soll der Service in weiteren deutschen Städten sowie in Europa ausgerollt werden. Möglich mache dies die Vorreiterrole Deutschlands, betont Intel-CEO Pat Gelsinger auf der Bühne der IAA.

Das Mobileye-Robotaxi vor einer Skyline.
Das Robotaxi von Mobileye wurde in verschiedenen Metropolen getestet. (Bild: Mobileye)

Continental erweitert Funktionen mit künstlicher Intelligenz

Ein großer Teil des IAA-Messeauftritts von Continental ist der Automatisierung des Fahrens gewidmet. Dazu zählen Radarsensoren und Kameratechnologien, Lidar-Sensoren, Automated-Driving-Hochleistungsrechner und ein kompletter Softwarestack für assistiertes und automatisiertes Fahren sowie In-Cabin-Monitoring. Im wachsenden Maße erweitere man die Funktionen dieser Technologien mit künstlicher Intelligenz wie zum Beispiel Deep-Learning-Methoden sowie mit Know-how aus der Handhabung großer Datenmengen, heißt es beim Zulieferer. Auf dem Gebiet der Hochleistungsrechner und Software setzt man anstelle eines komplexen Netzwerks zahlreicher Mikrocontroller auf eine Handvoll Hochleistungsrechner und Zonensteuergeräte, die die zentrale Steuerung aller Fahrzeugfunktionen im Cockpit, bei Fahrwerksystemen und beim automatisierten Fahren übernehmen.

Hella lässt autonome Fahrzeuge mit Licht kommunizieren

Autonomes Fahren stellt nicht nur Ansprüche an die Sensorik, sondern auch an die Lichttechnik. Hella arbeitet in diesem Sinne auf einheitliche Symbole und Farbgebung zur Kommunikation hin. Insbesondere die Front Panels von Elektrofahrzeugen könnten künftig signalisieren, wann sich ein Auto im autonomen Fahrmodus befindet oder ob es Fußgänger erkannt hat und ihnen im Anschluss das Passieren ermöglicht.

Valeo partizipiert an Meilenstein des autonomen Fahrens

Nachdem die Elektromobilität lange Zeit das dominierende Branchenthema war, soll ADAS (Advanced Driver Assistance System) zurück ins Rampenlicht gerückt werden, berichtet Christophe Périllat, Deputy Chief Executive Officer des französischen Zulieferers auf der IAA-Pressekonferenz. „2021 wird ein bedeutendes Jahr für ADAS“, betont der Manager, der im Januar 2022 den Posten des CEO bei Valeo übernehmen wird. Das Unternehmen liefere komplette ADAS-Systeme bestehend aus Hard- und Software. So würden in diesem Jahr gleich zwei Fahrzeuge mit Lidar-Sensoren von Valeo ausgestattet werden, um autonomes Fahren auf SAE-Level 3 zu ermöglichen – die Mercedes-Benz S-Klasse und der Honda Legend. Für das Jahr 2030 erwartet Périllat, dass bereits 20 bis 30 Prozent der Fahrzeuge derartige Sensoren aufweisen. Beschränken will sich der Zulieferer dennoch nicht: So werde zum einen das Engagement im Bereich Innenraumüberwachung intensiviert und zum anderen die Kooperation mit dem Bordnetzspezialisten Leoni vorangetrieben.

Christophe Périllat, Deputy CEO bei Valeo, auf der IAA 2021 in München.
Christophe Périllat, Deputy CEO bei Valeo, betont während seiner Rede, dass in diesem Jahr zwei Modelle mit Valeo-Sensoren ausgestattet werden. (Bild: Fabian Pertschy)

Magna arbeitet an einem Gesamtsystem

Magna will mit selbst entwickelten und produzierten Sensoren ebenfalls beim automatisierten und autonomen Fahren mitmischen. Das Gesamtsystem aus Radar- und Lidar-Sensoren sowie Kamerasystemen sei nach Stärken und Schwächen abgewogen worden, so der Zulieferer. Der Trick sei, nicht mehr Sensoren zu verbauen, sondern diese zusammenzuführen. Zudem werden eine Lösung für die Innenraumüberwachung im Rückspiegel sowie Licht-Kommunikation für autonome Fahrzeuge angeboten. So können Lichteffekte für Autos auf SAE-Level 3 durch das Mezzo-Panel des Zulieferers an der Front ausgespielt werden, sowie eine neue Heckleuchte künftig Symbole darstellen. Damit bereitet sich das Unternehmen auf künftige Gesetzgebungen bezüglich symbolischer Warnfunktionen autonomer Fahrzeuge vor.

HD Live Map wird Bestandteil des Drive Pilot von Mercedes-Benz

Das hochautomatisierte Fahren nach SAE-Stufe 3 verlangt quasi den Blick um die Ecke. Ein entsprechendes System muss der Fahrzeugintelligenz daher exakte Informationen über das Straßennetz liefern. Genau dies soll die HD Live Map des Kartenspezialisten Here leisten. Diese besteht aus mehreren Schichten, die einem Auto Informationen darüber liefert, wo genau es sich befindet und was vor ihm liegt. Mercedes-Benz wird die HD Live Map beginnend mit der neuen S-Klasse im Drive Pilot integrieren, vermeldet Here. Sie soll detaillierte Daten über das dreidimensionale Straßennetz liefern. Der Drive Pilot seinerseits nutzt die Kartendaten in Kombination mit Fahrzeugsensorinformationen zur Manövrierung.

BMW ist bereit für SAE-Level 3

Mit dem vollelektrischen Modell iX hat BMW ein Paket geschnürt, das bereits für Fahrten auf SAE-Level 3 vorbereitet ist.

IBM erleichtert Entwicklung durch Datenmanagementsystem

Beim autonomen Fahren steht die Sensorik oftmals im Vordergrund, doch auch die Entwicklung bedarf neuer Tools. IBM adressiert diesen Umstand mit einem Datenmanagementsystem, das die Entwickler von den ersten Testkilometern, über die Datenanalyse und das Data Enrichment, bis hin zum Algorithmustraining, Simulation und Validation begleitet. Das System soll Daten standort- und gegebenenfalls auch unternehmensübergreifend auffindbar machen – egal ob in der Cloud oder mittels On-Premise-Rechenzentren. So können Daten von Testfahrten etwa nach bestimmten Fahrsituationen gefiltert und samt aller vorliegenden Informationen visualisiert werden.

Verbundprojekt geht urbane Herausforderungen an

Im Verbundprojekt @CITY sollen neue automatisierte Fahrfunktionen für die Stadt entwickelt werden. Ein Jahr vor Projektende präsentiert der Verbund, an dem etwa Mercedes-Benz, Audi, MAN, Bosch, Continental, ZF, Valeo, Aptiv sowie die Technischen Universitäten Chemnitz, Darmstadt und München beteiligt sind, die bisherigen Ergebnisse auf der IAA. Die Arbeit der Partner konzentriert sich auf folgende Bereiche: Umfelderfassung und Verstehen von Situationen, digitale Karte und Lokalisation, Mensch-Fahrzeug-Interaktion, urbane Straßen, urbane Knotenpunkte wie Kreuzungen und Kreisverkehre, Interaktion mit (schwächeren) Verkehrsteilnehmern sowie erste Pilotanwendungen. Im Zuge dessen sind Prototypen von Continental, Bosch, Mercedes-Benz, Valeo sowie ein Stadtbus von MAN entstanden. Die Abschlusspräsentation werde im kommenden Jahr auf dem extra eingerichteten Testgelände in Aldenhoven erfolgen, berichtet Stephan Cieler, Senior Expert bei Continental.

Studie auf Level 4 des automatisierten Fahrens bei Audi

Wie sich Audi das vernetzte und autonome Fahren in naher Zukunft vorstellt, demonstriert die Volkswagen-Tochter in Form des Showcars Grandsphere Concept. Die im Fahrzeug gezeigten Technologien werde man bereits in den Modellen der nächsten Jahre sehen, sagt Hildegard Wortmann, bei Audi Vorständin für Marketing und Vertrieb. Das automatisierte Fahren auf Level 4, wie es die Studie repräsentiert, erlaube eine völlig neue Dimension von Freiheit, heißt es dazu bei Audi. Lenkrad, Pedalerie und Anzeigen ziehen sich unsichtbar zurück, das Interieur verwandle sich in eine großzügige Lounge mit freier Aussicht und Zugriff auf alle Funktionen des ganzheitlichen digitalen Ökosystems.

Audi Showcar grandsphere concept.
Mit dem Grandsphere Concept gibt Audi einen Ausblick auf die Zukunft der Marke. (Bild: Audi)

Schaeffler stellt anpassbare autonome Fahrzeugplattform vor

Bei Schaeffler erkennt man einen zunehmenden Bedarf an alternativen, neuartigen Konzepten wie autonomen People- oder Logistik-Movern. Durch eine Zusammenarbeit mit der Intel-Tochter Mobileye will der Zulieferer den damit verbundenen Herausforderungen begegnen. Ein Beitrag ist das Rolling Chassis, eine modulare Plattform für neue Mobilitätskonzepte, die man mit dem Mobileye Drive Self-Driving-System kombiniert. Dabei handelt es sich um eine skalierbare Selbstfahr-Lösung, mit der jeder Fahrzeugtyp vollautomatisiert werden kann. Ziel sei eine autonome, hochflexible und anpassbare Fahrzeugplattform. Der Zulieferer nennt mit Blick darauf die Jahreszahl 2023, ab der man autonome Transportlösungen skalieren könne.

Valeo führt autonomes Auto bei Rundfahrt vor

Autonomes Fahren spielt auf der IAA Mobility nicht nur an den Ständen der Aussteller eine Rolle, sondern wird auf den Straßen Münchens auch zur Realität: So ermöglicht Valeo eine Rundfahrt mit dem System Drive4U, an dem das Unternehmen bereits seit 2018 arbeitet. Das Fahrzeug ist mit (Umfeld-)Kameras, Radarsensoren, Ultraschallsensoren und dem Laserscanner Scala ausgestattet, der bei Audi bereits seit 2018 in Serie eingesetzt wird. Er ermöglicht unter anderem die genaue Lokalisierung auf der HD-Karte. „Durch die Redundanzen können wir herausfinden, was das optimale Sensorikset für ein Fahrzeug nach Level 4 ist“, erklärt Jörg Schrepfer, Head of Driver Assistance Research Germany bei Valeo. Auf zwei Bildschirmen erlebt der Beifahrer die semantische Segmentierung der pixelweisen Untergrunderkennung, die Einteilung der Objekttypen in 3D-Boxen sowie die Distanzerkennung auf der Tiefenkarte, auf der Straße deren Zusammenspiel.

Ausgelegt ist das Gesamtsystem schon jetzt auf Level 4, ein Fahrer muss bei der Rundfahrt allerdings stets eingriffsbereit bleiben. Denn Drive4U erkennt aufgrund seiner breitgefächerten Sensorik zwar Ampeln und Verkehrszeichen aus schwierigen Winkeln, vor Ausnahmesituationen, in denen der Fahrer eingreifen muss, bleibt das System jedoch nicht gefeit. In diesem Sinne ist es durchaus beeindruckend, wie das Fahrzeug sich autonom durch Kurven bahnt, Spurwechsel initiiert oder andere Verkehrsteilnehmer überholt. Andererseits verdeutlichen unnatürliche Bremsmanöver neben stehenden Polizeimotorrädern, ausbleibende Überholvorgänge auf der Autobahn und Grenzen der Ampelerkennung: Das autonomes Fahren macht Fortschritte, bleibt aber noch immer eine Zukunftsvision.

Ein Land Rover mit Valeo-Sensoren auf der IAA in München soll autonom fahren.
Auf der IAA Mobility in München bietet Valeo Rundfahrten mit seinem Level-4-Fahrzeug an. (Bild: Fabian Pertschy)

Huawei bietet mit ADS eine Gesamtlösung

Im Bereich autonomes Fahren mischen vermehrt auch chinesische Unternehmen mit. So präsentiert Huawei mit Autonomous Driving Solutions (ADS) ein Gesamtsystem aus Kameras, Radar- und Lidar-Sensoren sowie einem Mobile Data Center (MDC), dem „Gehirn“ der autonomen Plattform. Die erforderlichen vertikalen Software-Stacks inklusive Host-Rechner, Bildprozessoren, künstliche Intelligenz und SSD-Steuerungschips wurden vom Technologiekonzern in-house entwickelt. Darüber hinaus partnert das Unternehmen mit chinesischen Automobilherstellern: Bereits Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang des nächsten Jahres soll die Lösung in Fahrzeugen von BAIC zum Einsatz kommen – GAC und Changan werden folgen

DLR präsentiert modulares Mobilitätskonzept U-Shift

Der erste fahrfähige Prototyp des U-Shift kombiniert eine U-förmige Antriebseinheit und Driveboard mit allen technischen Komponenten und Systemen. Das Deutsche Zentrum Luft- und Raumfahrt (DLR) will damit eine Antwort auf Nachhaltigkeitsfragen in der Mobilität geben. Das Fahrzeug eignet sich dem DLR zufolge als Silent Delivery Service, nachts etwa zur Belieferung von Supermärkten für die letzte Meile, tagsüber als On-Demand-Shuttle als Ergänzung zum ÖPNV. Das erste Driveboard fährt aktuell noch ferngesteuert, wird aber im derzeitigen Projekt automatisiert.

Das U-Shift-Konzeptfahrzeug des DLR.
Das autonome Fahrzeug U-Shift kann sowohl der Logistik dienen, als auch Kapseln für den ÖPNV andocken. (Bild: DLR)

ZF kündigt Millionen Einheiten des Supercomputers an

ZF stellt bei seinem IAA-Auftritt automatisierte Fahrfunktionen in den Mittelpunkt. Der Zulieferer will den OEMs ein Gesamtpaket bieten, ohne Flexibilität gegenüber den Kunden einzubüßen - von der Hardware über die Software bis hin zur Integration. „Der Markt ist aktuell noch in Bewegung“, verdeutlicht Christophe Marnat, Executive Vice President der ZF-Division Electronics and Advanced Driver Assist Systems. Das Herzstück dieser Bemühungen ist der Hochleistungsrechner ProAI, der in seiner jüngsten Ausbaustufe in München Europa-Premiere feiert. Er soll mit seiner grafikprozessorgesteuerten 360-Grad-Fusion sämtliche Sensordaten zusammenbringen und die gesamte Bildverarbeitung übernehmen – Rechenleistung und Stromverbrauch wurden im Vergleich zur Vorgängerversion verbessert.

Aktuell biete das System eine auf Level 2+ ausgelegte Leistung von 20 Tera-OPS. Es könne aber auf bis zu 1.000 TOPS skaliert und damit ab Level 3 eingesetzt werden, erläutert Marnat. Durch seinen modularen Aufbau kann der Supercomputer je nach Kundenwunsch mit „System-on-Chip“-Varianten (SoC), also mit Prozessoren verschiedener Hersteller, bestückt sowie mit ZF-eigener oder anderweitiger Software betrieben werden. In Serienproduktion soll ProAI im Jahre 2024 gehen ­– Millionen Einheiten sind geplant.

ZF plant eigene Shuttles auf Level 4

Die Erstanwendungen für das autonome Fahren werden laut ZF im Shuttle- und Truckbereich liegen. „Im Pkw-Bereich konzentrieren wir uns aktuell hingegen auf das Level 2+“, erklärt Torsten Gollewski, Executive Vice President Autonomous Mobility Systems bei ZF. Demnach werde Level 3 auf dem Volumenmarkt aufgrund der notwendigen Redundanzen zunächst Schwierigkeiten haben. Sobald die Entwicklung der Systeme abgeschlossen ist und diese validiert sowie ausreichend Halbleiter verfügbar sind, will der Zulieferer in diesem Sinne eigene Shuttles auf Level 4 einsetzen, berichtet Gollewski.

In Rotterdam betreibe man bereits seit zehn Jahren autonome Shuttles und sammle kontinuierlich Erfahrungen. Der Vorteil solcher Shuttles sei nicht in der Autonomie per se, sondern im Zeitvorteil zu finden. So plädiert der ZF-Experte für eine extra Fahrspur für autonome Shuttles und eine Abkehr vom Gedanken der Mixed Operations. Dadurch würde die Komplexität reduziert und der Nutzen gestärkt werden. Wettbewerbsvorteile sieht Gollewski vor allem beim Thema Aftermarket. Hier könne ZF den Betreibern ein breites Netzwerk im Wartungsfall bieten.

Der Messestand von ZF auf der IAA 2021 in München.
Der Supercomputer ProAI soll fit für autonome Fahrfunktionen sein. (Bild: Fabian Pertschy)

Cepton stellt Long-Range-Lidar vor

Mit dem Vista-X90, der auf der IAA erstmals in Europa vorgestellt wird, kombiniert Cepton dank der Micro-Motion-Technologie laut eigenen Angaben hohe Leistung und Zuverlässigkeit bei niedrigen Kosten. Das System habe man auf eine einfache Integration im Fahrzeug ausgelegt. So soll der Sensor viele Platzierungsoptionen bieten, etwa im Scheinwerfer, in der Frontblende, hinter der Windschutzscheibe oder auf dem Dach. Ausgestattet mit Ceptons ASIC-Technologie der nächsten Generation soll Vista-X90 AUTOSAR- und OTA-Funktionen unterstützen.

Hyundai zeigt Robotaxi auf Basis des Ioniq 5

Der koreanische OEM zeigt auf der IAA in München ein mit Motional - ein Joint-Venture zwischen Hyundai und Aptiv - entstandenes Robotaxi auf Basis des elektrischen Hyundai Ioniq 5. Das neue Robo-Auto fährt auf SAE-Level 4 und lässt sich ohne Fahrer betreiben. Grundgerüst ist die Electric Global Modular Platform (E-GMP) von Hyundai. In dem Auto will Motional bereits 2023 im Zuge einer Partnerschaft mit Lyft Fahrgäste befördern. Mehr als 30 am Fahrzeug sichtbar angebrachte Sensoren bestehend aus Kameras, Radar und Lidar sind dabei für die 360-Grad-Umfelderkennung und den autonomen Betrieb verantwortlich.

HYundais Ioniq 5 als Robotaxi.
Hyundais Robotaxi basiert auf dem rein elektrischen Ioniq 5, der in Deutschland seit Juni angeboten wird. (Bild: Hyundai)

Gentex arbeitet an ganzheitlichem Driver Monitoring

Die Spezialisten für elektrooptische Produkte von Gentex zeigen auf der IAA die neueste Entwicklung im Bereich Innenraumüberwachung. Dabei werden Infrarotkameras mit Sensoren kombinert. Mittels Videobilderkennung, 3D-Tiefenkartierung und optischer Bewegungsanalyse werden die Position aller Fahrzeuginsassen und Objekte kontinuierlich gescannt und analysiert. Das ganzheitliche System ist im Innenspiegel integriert und soll Warnungen oder Notfalleingriffe veranlassen.

DLR verfolgt Vision einer selbstzertifizierenden Software

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nähert sich der Prüfung und Validierung autonomer Fahrfunktionen auf zweierlei Weise: Einerseits wird an den Standorten in Braunschweig und Oldenburg an Simulationsmethoden geforscht, welche Testkilometer minimieren sollen, andererseits sind autonome Fahrzeuge auf dem Testfeld Niedersachsen unterwegs. Die Forscher entwickeln dabei eine Entwurfsmethodik, generieren Ground-Truth-Daten und steigern damit letztlich sukzessiv die Genauigkeit bei der Simulation und auf der Erfassungsstrecke. Erste Projekte mit Volkswagen sind bereits im Gange.

Die Stärke des Testfelds liegt nicht unbedingt in den Testkilometern, sondern in der Analyse des Verkehrsgeschehens“, berichtet DLR-Forscher Martin Fischer. Im Sinne dessen sei man auch an die Verkehrsmanagementzentrale Hannover angeschlossen und baue aktuell den digitalen Zwilling weiter aus. Die Zukunftsvision: Simulationsbasiertes Testen könnte die notwendigen Testkilometer reduzieren und in den Zulassungsprozess um TÜV und KBA integriert werden. Bei Änderungen an der Software könnte sich diese selbst überprüfen und zertifizieren.

Webasto zeigt Integration autonomer Sensorik im Autodach

In einem Showcar zeigt der deutsche Zulieferer Webasto, wie sich Sensoren wie Lidar und Kamera für das autonome Fahren nahtlos und elegant integrieren lassen. Im sogenannten Roof Sensor Module bringt das Unternehmen sein Know-how aus dem eigenen Produktportfolio ein. Um die Funktionsfähigkeit der Sensorik bei jeder Witterung oder bei Verschmutzung zu gewährleisten, bringt Webasto ein intelligentes Thermomanagement und verschiedene innovative Reinigungssysteme unter einen Hut. Angetrieben wird das Konzeptfahrzeug von der ersten Webasto-Pkw-Batterie, die im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Hyundai-Kia Motors Corporation ab 2022 in Dangjin, Korea, produziert wird.

Webasto-Showcar auf der IAA 2021
In seinem Showcar bündelt der Webasto seine Kompetenzen vom Heizsystem, über die erste Pkw-Batterie und eine smarte Ladelösung bis hin zu einer innovativen Dachlösung für autonomes Fahren. (Bild: Webasto)

Blickfeld setzt Benchmark bei der Lidar-Größe

Der Lidar-Hersteller Blickfeld fokussiert sich auf die Präsentation des Mittelstrecken-3D-Lidars Vision Mini. Dieser setze mit seinen Maßen von 5x5x5 Zentimetern einen Benchmark, erklärt Grégory Poillion, Vice President Automotive Sales & Business Development. Die Reichweite der Lösung wurde im Nahbereich auf 0,2 Meter verbessert sowie der Sichtbereich vergrößert. Horizontal hat der Lidar-Sensor somit Einsicht über einen Winkel von bis zu 120 Grad. Mit diesen Neuerungen sende das Unternehmen eine klare Botschaft an die Automobilindustrie, die immer bessere Werte für ADAS-Anwendungen verlange.

Microvision-CEO betont deutsche Vorreiterrolle

Die Lidar-Lösung von Microvision vereint Sensoren für das dynamische Sichtfeld, Kurz-, Mittel- und Langstrecke in einer Komponente. Unter Verwendung von 905 Nanometer-Lasern und Time-of-Flight-Messung sollen selbst kleine Objekte in großer Entfernung erkannt, die Geschwindigkeit von Objekten erfasst und deren Bewegungsrichtungen antizipiert werden. Dafür aktualisiert das System die Position und Geschwindigkeit 30 Mal pro Sekunde. Zudem seien die Sensoren unempfindlich gegen Interferenzen anderer Lidar-Sensoren und funktionieren auch bei Nacht, erklärt CEO Sumit Sharma. Er zeigt sich beeindruckt von Deutschlands Vorreiterrolle beim automatisierten Fahren und betont, dass der US-Hersteller aus diesem Grund einen Standort in Bayern beziehen wird. „Die USA hinken im Vergleich zu Deutschland ein bis drei Jahre hinterher“, so Sharma.

Automated Valet Parking wird zum Highlight der IAA

Vor rund zwei Jahren hatten Bosch und Mercedes-Benz die weltweit erste Ausnahmegenehmigung für Automated Valet Parking (AVP) im realen Parkhaus-Mischverkehr erhalten. In Detroit testete Bosch die Technologie zudem mit Ford aus. Nun steht die Technologie vor dem Durchbruch – zunächst im Vorreiterland Deutschland. Auf der IAA Mobility demonstrieren Bosch und Mercedes-Benz deshalb gemeinsam mit BMW, Continental, Volkswagens Software-Tochter Cariad, Ford, JLR, Kopernikus Automotive und Unikie, wie das autonome Parken auf SAE-Level 4, das bereits von der Präsentation der neuen S-Klasse und dem EQS bekannt ist, abläuft.

Notwendig ist zunächst ein Parkhaus mit AVP-Infrastruktur: Bosch stellt in diesem Sinne die Kamera-Hardware sowie die Software, die einem „Betriebssystem des Parkhauses“ gleichkommt. Valeo vertraut in dem Projekt auf seine Fisheye-Kameras, die ohne Bodenmarkieren auskommen und bereits bei Automotive-Anwendungen in Serie eingesetzt werden, erklärt Jörg Schrepfer, Head of Driver Assistance Research Germany bei Valeo. Das Fahrzeug wird dann auf einer vordefinierten Abstellfläche verlassen und fährt fahrerlos zu einem freien Parkplatz. Umgekehrt kann es auch zur Pick-up-Area beordert werden. Interessante Ergänzungen könnten das autonome Steuern durch eine Waschanlage sowie Laderoboter sein, die das Fahrzeug während der Parkzeit aufladen.

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