
Die neue Genehmigung umfasst städtische und regionale Nahverkehrsbereiche. (Bild: ZF)
ZFs Tochter Mobility Solutions hat vom Kraftfahrt-Bundesamt die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben. Bisher galten die erteilten Einzelgenehmigungen für vorab klar definierte Streckenabschnitte oder Stadtgebiete. Erstmals nutzte die ZF die erweiterte Genehmigung für ein Projekt in Nordrhein-Westfalen: Im Auftrag der Rheinbahn AG wurde in Düsseldorf der kurzzeitige Einsatz eines autonomen Transportsystems (ATS) erprobt.
„Die deutschlandweite Level-4-Erprobungsgenehmigung für unser System für das autonome Fahren markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung autonomer Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr. Die KBA-Genehmigung ist ein Katalysator für den Einsatz von autonomen Transportsystemen in ganz Deutschland, und damit auch für die gesamte Branche“, kommentiert Alexander Makowski, Leiter ZF Mobility Solutions. Der Fokus liege dennoch auf dem öffentlichen – und damit auf dem städtischen und regionalen – Personennahverkehr. Autobahnen, Kraftfahrstraßen und Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit über 100 km/h sind von der Genehmigung daher ausgenommen. Die KBA-Erlaubnis ist bis Ende 2026 gültig und kann im Anschluss bis Ende 2028 verlängert werden.
Robotaxi-Einsatz mit Rheinbahn in Düsseldorf
Ein erster Einsatz von autonomen Shuttles erfolgte in Nordrhein-Westfalen im Februar: In Düsseldorf testete die ZF-Tochter im Auftrag der Rheinbahn AG den kurzzeitigen Einsatz eines Robotaxis mit Sicherheitsfahrer im öffentlichen Straßenraum. Im Rahmen der Leitmesse für autonome Technologien und Robotik Xponential hatten ÖPNV-Betreiber sowie Vertreter von Städten und Kommunen die Möglichkeit erhalten, in entsprechenden Shuttles mitzufahren. Auch interessierte Besucher konnten sich für die kostenlosen Erprobungsfahrten zwischen Messeparkplatz und Messehallen anmelden.
„Autonomes Fahren ist ein entscheidender Baustein für die Verkehrswende und ein weiterer Schritt hin zu nahtloser, inklusiver und nachhaltiger Mobilität. Die jüngst erteilte bundesweite Genehmigung stärkt uns darin, mit Partnern weiter in die praktische Umsetzung zu gehen, gemeinsam zu lernen und innovative Mobilitätslösungen voranzutreiben“, sagt Annette Grabbe, Sprecherin des Vorstands, Arbeitsdirektorin und Finanzvorständin Rheinbahn AG.
Die ZF Mobility Solutions unterstützte die Rheinbahn AG bei der Umsetzung der autonomen ÖPNV-Erprobung. Der Fokus liegt auf der organisatorischen und technischen Befähigung des Betriebs. Konkret handelt es sich dabei um beratende Tätigkeiten bei der Auswahl und Bewertung infrage kommender Strecken, die Kartierung derselben sowie das Erstellen des Anforderungsprofils an Hard- und Software. Auch die Inbetriebnahme, die Durchführung der Erprobung und die anschließende Befragung der Probanden für die Entwicklung liegen im Verantwortungsbereich der ZF Mobility Solutions.
ZF nutzt verlängertes RABus-Projekt für weitere Tests
Erfahrungen und Knowhow im Kontext hochautomatisierter Fahrfunktionen habe die ZF Mobility Solutions zusätzlich bereits im Projekt RABus sammeln können. Für zwei ausgewählte Strecken in den baden-württembergischen Städten Friedrichshafen und Mannheim hatten die Projektpartner im vergangenen Jahr vom KBA als einer der ersten eine Level-4-Erprobungsgenehmigung gemäß der national geltenden Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung (AFGBV) erteilt bekommen.
Entsprechend der AFGBV wurde speziell für das RABus-Projekt von den Konsortialpartnern ein Shuttle gezielt weiterentwickelt, das den technischen Anforderungen im Mischverkehr gerecht werden soll. Dazu ist der Technologiekonzern ZF eine projektbezogene Partnerschaft mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich eingegangen, der für das Projekt vier Elektro-Shuttles liefert, die mit AD-Technik von ZF ausgestattet wurden.
Das vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg geförderte Projekt wurde von Minister Winfried Hermann Ende letzten Jahres in Friedrichshafen verlängert. Die verlängerte Projektlaufzeit will die ZF-Tochter nutzen, um die technische Entwicklung weiter voranzutreiben und zusätzliche Testmöglichkeiten zu schaffen, um das eingesetzte ZF-System für das autonome Fahren unter realen Bedingungen weiter zu optimieren.