
Welche der vielen Stellantis-Marken zuerst Level-3 erhält, ist noch unklar. (Bild: Stellantis)
Auf Mercedes-Benz und BMW folgt nun Stellantis. Der Multimarkenkonzern präsentiert mit STLA AutoDrive 1.0 sein System für automatisiertes Fahren bis zu Level 3. Es biete freihändig („Hands-Free“) und ohne Blickkontakt („Eyes-Off“) automatisiertes Fahren bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h – und das auch bei Nacht sowie unter schwierigen Wetterbedingungen. Damit will das Unternehmen vor allem im Stop-and-Go-Verkehr die Belastung der Fahrer reduzieren.
Widersprüchliche Informationen gab es zunächst zur Entwicklung des Systems. Während es in der offiziellen Mitteilung heißt, das System sei eine Eigenentwicklung, war aus anderen Stellantis-Quellen zu entnehmen, dass das System gemeinsam mit BMW entwickelt wurde. Auf Nachfrage von automotiveIT bestätige Stellantis nun, dass das System gemeinsam mit BMW entwickelt wurde. In der finalen Ausgestaltung gebe es aber dennoch Unterschiede.
Generell bildet Autodrive neben STLA Brain und STLA Smart Cockpit eine der zentralen Säule der übergreifenden Technologiestrategie von Stellantis. Im Rahmen der Entwicklung sei das System für den alltäglichen Einsatz in urbanen Gebieten optimiert. Fahrer können sich während der Fahrt kurzzeitig anderen Aktivitäten widmen, wobei das System den Fahrzeugbetrieb eigenständig steuert und dabei Sicherheitsabstände, Geschwindigkeit, Lenkung und Bremsen kontinuierlich anpasst.
STLA AutoDrive verfügt über Sensorik, die auch bei schwierigen Wetterbedingungen und in der Dunkelheit für ein präzises Umfeldbewusstsein sorge. Ein automatisiertes Sensor-Reinigungssystem trage zusätzlich zur Zuverlässigkeit der Komponenten bei, heißt es. Für höhere Geschwindigkeiten biete das System adaptive Geschwindigkeitsregelung und Spurzentrierung in den Modi Level 2 („Hands-On“) sowie Level 2+ („Hands-Off, Eyes-On“). Im Bereich Level 2+ hat außer den bereits genannten Marken nur noch Ford eine Zulassung in Deutschland.
Skalierung als Schlüssel zur Demokratisierung
Auch bei Ford ist das System bislang nur für den Mustang Mach-E GT freigeschaltet. Günstigere Modelle, die mit hochautomatisierten Lösungen ausgestattet sind, sind bis dato Mangelware. Dennoch ist die Hoffnung groß, dass ein Multimarkenkonzern wie Stellantis das ändern könnten. Auch wenn es wahrscheinlich ist, dass auch hier zunächst die Premium-Marken den ersten Aufschlag machen werden, keimt Hoffnung auf, dass auch Volumenmarken wie Fiat oder Opel von den Entwicklungen profitieren könnten.
Die jüngsten Entwicklungen rund um "Gottes Auge" von BYD passen dabei ins Bild. Nach langer Zurückhaltung im Bereich des autonomen Fahrens konnte BYD durch hohe Produktionsvolumina günstige Verträge mit Softwareunternehmen wie Nvidia abschließen. Stellantis dürfte eine ähnliche Strategie verfolgen und auf Skaleneffekte setzen, um ADAS-Technologien wirtschaftlich rentabel zu gestalten.
Noch will Stellantis Level 3 nicht integrieren
Obwohl sich STLA AutoDrive auf Basis einer skalierbaren Architektur für verschiedene globale Märkte und Fahrzeugmodelle der Stellantis-Marken anpassen lasse, will der Konzern insbesondere Level-3-Funktionen vorerst nicht nutzen. Der aktuelle Markt für Level-3-Autonomes Fahren sei sehr begrenzt. „Wir haben uns strategisch dazu entschlossen, diese Technologie derzeit nicht einzuführen. Sobald sich der Markt öffnet und aufnahmebereiter wird, werden wir mit der Einführung dieser fortschrittlichen Technologie fortfahren", heißt es von Seiten des Konzern auf Nachfrage von automotiveIT.
Auch die 95km/h-Marke hat Stellantis im Blick
Eine Cloud-Anbindung ermögliche zudem kontinuierliche Verbesserungen per Over-the-Air-Updates und Echtzeit-Datenintegration. Zudem ist vorgesehen, dass zukünftige Weiterentwicklungen eine Ausweitung des automatisierten Betriebs auf Geschwindigkeiten bis zu 95 km/h und ausgewählte Offroad-Funktionen erlauben. Eine solche Geschwindigkeit kann bislang ausschließlich Mercedes-Benz bieten.
Das System entspricht den geltenden Vorschriften in den unterstützten Märkten. Es setzt voraus, dass sich der Fahrer während des Einsatzes angeschnallt im Sitz befindet und jederzeit bereit ist, die Kontrolle zu übernehmen, wenn dies erforderlich sein sollte.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. Februar 2025.