SDV-Projekt mit ETAS

So will Bosch die Entwicklungszeiten verkürzen

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Softwareentwickler bei Bosch
Mit abgestimmten Prozessen, einheitlichen Werkzeugen und systematischen Feedbackschleifen sollen firmenübergreifende Softwareprojekte effizienter werden.

Bosch und ETAS wollen den Weg zum softwaredefinierten Fahrzeug im Rahmen eines gemeinsamen Entwicklungsprojekts spürbar verkürzen. Die Initiative hat es im vergangenen Jahr auf die Shortlist des IT Team Awards von automotiveIT geschafft.

Angesichts des rasanten Wachstums des Softwareanteils im Fahrzeug – laut McKinsey soll der Markt für Automotive-Software und -Elektronik bis 2030 ein Volumen von 462 Milliarden US-Dollar erreichen – hat Bosch sich ambitioniert positioniert: „Vor uns liegt das Zeitalter des softwaredefinierten Fahrzeugs“, erklärte Markus Heyn, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Mobility, auf Boschs Tech Day 2024. „Für Bosch ist das eine gute Nachricht, denn wir können beides: Hard- und Software.“

Gemeinsame Standards und Feedback-Schleifen

Um in diesem hochkomplexen Bereich besser zusammenarbeiten zu können, haben Boschs Cross-Domain-Computing-Sparte (XC) und die IT-Tochter ETAS eine Initiative gestartet, die die Durchlaufzeiten bei großen Software-Entwicklungsprojekten optimieren soll. Für das Projekt waren die beiden Player 2024 für den IT Team Award von automotiveIT in der Kategorie Software-Defined Vehicle nominiert.

Ziel des Projekts ist es, Effizienz und Qualität in firmenübergreifenden Softwareprojekten signifikant zu steigern – durch abgestimmte Prozesse, einheitliche Werkzeuge und systematische Feedbackschleifen. In der Praxis heißt das: Bosch XC und ETAS arbeiten entlang des gesamten V-Modells mit vereinheitlichten Methoden und transparenten KPI-Trackings. Die Projektteams setzen dabei auf eine geschlossene Rückkopplung zwischen Entwicklungs- und Managementebene, um durchgängige Verbesserungen des Wertstroms zu erzielen.

„Feedback wird im Projekt über die Tickets der Softwareentwickler, über Projektmanagement-KPIs, technische KPIs sowie Qualitätsmetriken sichergestellt“, erklärt Matthias Burger, Director Engineering Business Excellence bei Bosch Cross-Domain Computing Solutions. „Diese wurden zwischen Etas und Bosch in den genannten Projekten nicht nur vereinheitlicht, sondern auch über angebundene Tool-Interfaces integriert.“ Dadurch sei die Feedback-Schleife nun vollständig geschlossen – vergleichbar mit einem internen Projekt, so Burger. Auch das Integrationskonzept habe man vereinheitlicht, wodurch die Art und Weise der Rückmeldung ebenfalls harmonisiert sei.

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Bosch will SDV ganzheitlich betrachten

Der Wandel zur softwarezentrierten Mobilität bringt auch neue Fahrzeugarchitekturen mit sich: Statt hunderter dezentraler Steuergeräte sollen künftig wenige, leistungsfähige zentrale Fahrzeugcomputer die Steuerung übernehmen. Zusammen mit Qualcomm hat Bosch beispielsweise einen Fahrzeugcomputer vorgestellt, der Infotainment- und Fahrerassistenzfunktionen in einem Gerät zusammenführt – mit bis zu 30 Prozent Einsparpotenzial bei Hardwarekosten.

Um die vielfältigen Komponenten nahtlos miteinander zu vernetzen, liefert ETAS die Middleware – die Software, die als Übersetzer zwischen physikalischer Hardware und Anwendungssoftware fungiert. „So wie es heute nahezu kein Auto ohne ein Bosch-Teil an Bord gibt, so wird in Zukunft kein Fahrzeug ohne Programmzeilen von Bosch unterwegs sein“, formuliert es Bosch selbstbewusst.

Ergebnis: schneller, günstiger, besser

Das Resultat des Lead-Time-Projekts: schnellere Markteinführung, höhere Kosteneffizienz, bessere Produktqualität. Durch die Integration von Third-Party-Software in ein gemeinsames Systemdesign lassen sich Produktivität und Innovationskraft in groß angelegten Softwareprojekten spürbar steigern – ein klarer Vorteil im zunehmend wettbewerbsintensiven SDV-Markt. „Probleme und Blocker im Projektverlauf werden wesentlich schneller erkannt und können zeitnah behoben werden“, betont Matthias Burger von Bosch. „Der OEM kann so noch schneller auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren.“

Der Erfolg der Initiative werde über operative Metriken quantifiziert, erklärt Burger. Dazu gehören Accelerate-KPIs wie Lead Time Improvement, Deployment Frequency, Change Failure Rate und Mean Time to Repair. „Insbesondere aus der Verbesserung der Lead Time lässt sich nach der Wertstrom-Logik die Einsparung pro Projekt in Euro einfach und nachvollziehbar ableiten“, skizziert es der Bosch-Experte.

Das Projekt reiht sich ein in Boschs anspruchsvollen Plan, auch im Bereich Software in Zukunft erster Ansprechpartner von OEMs zu sein. „Bosch ist längst auch ein Software-Unternehmen. Wir bringen unternehmensweit mit Hilfe unseres breiten Domänenwissens Codezeilen direkt in Produkte“, sagte Bosch-CEO Stefan Hartung im vergangenen Jahr. Anfang 2024 hatte der Zulieferer noch angekündigt, im Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions über tausend Stellen abzubauen. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage könnten auch dieses Jahr weitere Stellenstreichungen folgen.