automotiveIT Kongress 2025
Der automotiveIT Kongress 2024 zeigte vor allem eines: IT ist Business und Business ist IT. CIOs wie Katrin Lehmann und Alexander Buresch sowie IT-Experten und Branchenkenner gaben spannende Einblicke in die Digitalisierung der Automobilindustrie und diskutierten die wichtigsten Tech-Trends.
Save the Date! Am 18. September 2025 geht Deutschlands größtes Branchentreffen der Automobil- und IT-Industrie in Berlin in die nächste Runde. CIOs und IT-Experten stellen ihre Strategien und Projekte vor. Erleben Sie spannende Vorträge, Paneldiskussionen, Insights auf unseren Deep Dive-Bühnen, die Verleihung der nächsten IT Team Awards und natürlich das Networking mit der Community hautnah. 🎫 Jetzt Frühbucher-Ticket sichern!
Ruhig war es in letzter Zeit um Mercedes Benz‘ IT-Chef Jan Brecht geworden, der die Geschicke der IT-Organisation beim Stuttgarter Premium-OEM seit 2015 leitet – und damit schon fast zu den altgedienten CIOs in der Autobranche gehört. Nun hat sich der Manager für manche überraschend dazu entschieden, das Unternehmen auf eigenen Wunsch Ende April zu verlassen und sich „einer neuen Herausforderung außerhalb von Mercedes-Benz“ anzunehmen. Wo der 52-Jährige künftig wirken wird, ist bislang nicht bekannt. Wie jedoch zu hören ist, sei ein entsprechender neuer Anstellungsvertrag bereits unterschrieben.
In einer Stellungnahme bedankt sich der süddeutsche Hersteller bei Brecht für seine „hervorragende Arbeit, sein ausgeprägtes unternehmerisches Handeln, den großen persönlichen Einsatz und seinen Beitrag zum Unternehmenserfolg und der Digitalisierung des Konzerns“. Brechts Entscheidung sei allein aus persönlichen Gründen herzuleiten, heißt es aus Unternehmenskreisen. Nach acht Jahren am IT-Ruder von Mercedes scheint für Brecht die Zeit für Veränderung gekommen zu sein.
Katrin Lehmann übernimmt als CIO bei Mercedes
Seine Nachfolge tritt zum 1. April 2024 Katrin Lehmann an, seit Mai 2023 bei Mercedes-Benz in der Position Vice President IT Sales/Marketing & Home of Tech unterwegs. In dieser Funktion verantwortete sie global die IT für Marketing und Sales und damit die Digitalisierung sämtlicher Vertriebsprozesse inklusive der IT-basierten Marketing-, Sales- und Aftersales-Aktivitäten. Einer Sprecherin von Mercedes zufolge wird Brecht Lehmann im Laufe des Aprils noch beratend im Rahmen der Übergabe zur Seite stehen.
Vor ihrer Tätigkeit bei Mercedes war Lehmann viele Jahre in verschiedenen Positionen beim IT-Riesen SAP tätig und bringt nach eigenen Aussagen eine Begeisterung für Softwareentwicklung und Innovation mit. Diese soll sie künftig auch in ihrer neuen Aufgabe als IT-Chefin bei Mercedes-Benz ausleben.
Kernaufgabe wird neben der Steuerung der globalen IT-Organisation auch das Forcieren der digitalen Transformation bei den Schwaben sein. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit werden nach Abschluss der üblichen 100-Tage-Frist verlautbart. In ihrer Funktion als CIO berichtet sie direkt an Konzernboss Ola Källenius.
Der „Tempomacher“ geht
Der scheidende CIO Brecht stieß schon 1997 zum Konzern unter dem Stern und hatte ab dem neuen Jahrtausend verschiedene Positionen im IT-Management inne. Unter anderem leitete er das IT-Management für Produktionsstandorte in den USA, China, Brasilien und Südamerika. Nach einem Gastspiel beim Sportartikelhersteller Adidas kehrte der heute 52-Jährige im Jahr 2015 zum damaligen Daimler-Konzern zurück und bekam gleich die globale CIO-Verantwortung umgehängt.
Während seiner Zeit als IT-Chef bei Mercedes begleitete Brecht einige Transformationsprozesse. Beispielsweise berichtete er in einem Interview mit der automotiveIT im Jahr 2018 davon, dass er die IT-Organisation sprichwörtlich wieder „closer to code“ bringen will und daher das interne, technische Knowhow durch die Einstellung neuer Programmierer fördere. Im gleichen Zeitraum rief Brecht die TwiceAsFast-Strategie aus, die ihm in der Konzern-IT den Ruf als „Tempomacher“ einbrachte.
„Wir verfolgen das Ziel, schnellere Entwicklungszyklen zu etablieren, indem wir uns auf fünf IT-weite Prioritäten konzentrieren: People in IT, also passende Qualifikationen und Expertenwissen, Cloud and DevOps, Identity and Access Management, also ein sicherer und einfacher Zugang zu unseren Applikationen für Kunden, Mitarbeiter und Zulieferer, Free and Open Source Software und API Architecture“, fasste der IT-Experte damals den Kern der Strategie zusammen.
So prägte Jan Brecht die Daimler-IT
Auch während der Spaltung des Daimler Konzerns in die drei eigenständigen Einheiten Mercedes-Benz AG, Daimler Truck AG und Daimler Mobility AG war Brecht in einer CIO-Doppelfunktion sowohl für den Konzern als auch Mercedes-Benz Cars verantwortlich. Die Umstrukturierung lief unter dem Namen Projekt Zukunft und diente Brecht zufolge der „Agilisierung“ des Automobilherstellers. Zu diesem Zeitpunkt fokussierte sich der studierte Elektrotechniker eigenen Aussagen zufolge auf „radikale Vereinfachung“.
Dass Brecht sich konsequent für mehr Flexibilität und Agilität in der IT einsetzte, kam dem OEM spätestens 2020 für die Einführung der neuen S-Klasse sowie die Premiere der smarten Datendrehscheibe MO360 in der Factory 56 zugute. Teamübergreifende Umsetzung des permanenten Feedbacks aus der Produktion in Form von kurzzyklischen Sprints ermöglichte laut dem CIO eine schnelle Weiterentwicklung der digitalen Werkzeuge und verkürzte zudem die Releasezyklen im Bereich des Softwareengineerings.
In Brechts fiel zudem der riesige Outsourcing-Deal mit IT-Dienstleister Infosys, an den die Schwaben große Umfänge des Infrastrukturbetriebs abgaben. „Ein wesentlicher Beweggrund für die Arbeitsteilung ist es, finanzielle und personelle Kapazitäten für die interne Softwareentwicklung zu schaffen. Infosys kann sicherlich fallweise ein Partner in Software-Entwicklungsprojekten sein, wir werden im Bereich Software-Engineering aber generell nicht in ein Outsourcing-Modell gehen, sondern intern die Kompetenz weiter ausbauen“ kommentierte der IT-Chef 2021 im Interview mit automotiveIT.
Zuletzt hatte sich der CIO positiv zur von Mercedes angekündigten Intensivierung der Arbeit mit Free and Open Source ausgesprochen. Statt einer Möglichkeit zur Kostenreduzierung sehe er in der Technologie vor allem einen Innovationsbeschleuniger, der zudem neue Talente anziehen könnte.